Ostern in Griechenland
Ich habe zum ersten Mal orthodoxes Ostern erlebt.
An diesem Wochenende war Ostern in Griechenland. Das orthodoxe Ostern war dieses Jahr genau eine Woche nach dem katholischen Ostern. Somit gab es für mich dieses Jahr quasi zweimal Ostern. Einmal zusammen mit meinen Eltern, zum Zeitpunkt des katholischen Osterns, wo hier eigentlich noch Palmsonntag war und einmal griechisches Ostern. Nun möchte ich hier aber vom orthodoxen Ostern berichten.
Weil wir aufgrund von Ostern ein langes Wochenende hatten, bin ich zusammen mit anderen Freiwilligen nach Thassos, eine griechische Insel gefahren. Das Osterfest begann am Samstagabend und unsere Vermieterin war so nett uns mit zu einem Gottesdienst zu nehmen. Der Gottesdienst dauerte mehrere Stunden, doch jeder konnte kommen, wann er möchte. Die Zeremonie war also schon in vollem Gange, als wir dort ankamen. Wir mussten erst einmal zwei Kerzen kaufen. Eine stellten wir als Opferkerze auf, die andere behielten wir für das Osterlicht. Dann gingen wir zunächst auf eine Empore, um von dort das Geschehen zu beobachten. Der Gottesdienst bestand aus einem Priester, der sich aber hinter einer stark geschmückten Wand befand und von dem wenig mitzubekommen war, da nur eine kleine Tür in der Wand war. Außerdem gab es zwei Lektoren, die abwechselnd lasen und rezitierten. Die Gemeinde war eher unbeteiligt an dem Geschehen, das heißt, sie sang nicht oder musste auch nicht aufstehen oder sich hinknien, wie im katholischen Gottesdienst. Es war auch nicht unüblich, dass sich die Leute während dem Gottesdienst unterhielten, da ohnehin ein gewisser Geräuschpegel, aufgrund von später kommenden Gemeindemitgliedern herrschte. Ab und zu bekreuzigten sich die Menschen oder standen auch mal auf, aber jeder wie er möchte.
Irgendwann wurde die Tür zu dem Bereich des Priesters dann geschlossen und der Priester kam irgendwann mit drei Kerzen heraus, die er wohl gesegnet hatte. Daraufhin stürzten alle Leute mit ihren Kerzen auf ihn zu, um diese zu entzünden. Dies gab ein großes Chaos, um den Priester, da jeder der oder die Erste sein wollte und auch in jedem Fall das Licht direkt vom Priester empfangen wollte. Der Priester kam dann auch zu uns auf die Empore, aber wir waren wohl nicht schnell genug und haben das Licht dann einfach so weitergegeben bekommen. Danach ging es nach draußen. Da wir auf der Empore waren, standen wir auch draußen auf einer Art Dach und schauten von dort auf die Gemeinde herunter. Der Priester las dabei die Lesung, umgeben von Messdienern. Um zwölf Uhr wurden dann die Glocken geläutet. Und es gab ein großes Feuerwerk. Außerdem wünschen sich alle „Christos Anesti“ und schlugen rot gefärbte Eier aufeinander.
Danach gingen die meisten Leute dann auch schon nach Hause. Wir gingen nochmal in die Kirche hinein, wo die Zeremonie, dann von den Lektoren weitergeführt wurde. Außerdem wurde eine Ikone aufgestellt, die alle küssten.
Die Zeremonie mit den Kerzen war auf jeden Fall wunderschön. Mein Eindruck generell von einem orthodoxen Gottesdienst war einerseits, dass ich es schade finde, dass die Menschen so wenig Teilhabe am Geschehen haben und zum Beispiel keine Lieder gesungen werden und die Gemeindemitglieder daher auch nicht so wichtig für den Gottesdienst wirken. Andererseits besteht vielleicht auch eine größere Freiheit darin, dass die Menschen kommen und gehen können oder individuell auf den Gottesdienst reagieren können, indem sie zu selbstbestimmten Zeitpunkten aufstehen oder sich bekreuzigen.
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