Norges Mesterskap in Steinkjer
Aufregende Tage im trönderischen Steinkjer bei den Langläufern und Nordischen Kombinierern!
Kinder, ich kann euch sagen, das war ein Tag heute! Wenn man hormonell etwas unausgeglichen ist, ist der Alltag schon Aufregung genug. Wenn dann aber noch andere Dinge dazu kommen, wird man vollends zum wandelnden Vulkan.
Ich komme also heute Mittag ahnungslos ins Büro, mache den Computer an - und nach ein paar Minuten geht gar nichts mehr. Nur mein schönes Hintergrundbild des Falkensteins leuchtet mir entgegen. Nachdem Per es auch noch einmal probiert hat und ich vorher noch einmal, ging ich runter zum Support (PC-Hilfe) des Sportverbandes. Dort funktionierte das gute Teil dann plötzlich wieder und als ich wieder oben war, funktionierte es wieder nicht. Ich wieder runter, Ausleih-PC bekommen, damit ein bisschen gearbeitet, wieder runter, PC abgeholt, wieder hoch, nichts geht mehr, mehrere Versuche, wieder runter, dort funktioniert er wieder, mit dem Mann vom Support hoch, da funktioniert es auch nicht (ich habe also keine Märchen erzählt) - Schlusspunkt: Ausleih-PC. Ich war nervlich am Ende. Vier Stunden auf Arbeit, aber den Großteil nur mit dem Rechner und seinen Mätzchen verbracht.
Dann habe ich unserer Hauptsekretärin Turid noch beim Sortieren von Rechnungen und Abschicken geholfen, sodass ich dann schlussendlich völlig platt war.
Zu Hause bei Marit (werdet bald lesen, wer das ist), konnte ich dann etappenweise wieder entspannen. Jetzt geht es wieder ganz gut.
Aber der Reihe nach.
Am Samstag, dem 22. Januar, war Arbeitseinsatz an der Kletterwand im Centrum Athletica angesagt. Das Runterschrauben ging ja noch relativ schnell und war auch einfach, aber dann! Ich habe zusammen mit drei, vier anderen Mädels die Ehre gehabt, die Klettergriffe abzuwaschen, schön in einem großen Bottich mit Essigwasser. Fünf Stunden lang! Dafür gab es zum Lunsj leckere Sushi.
SONNTAG!!!
Das war ein schöner Tag! Denn es hieß: UMZIEHEN! Am 19. waren Per, Kjersti (seine Frau) und ich ja bei Marit zu Besuch gewesen und noch bevor Per zu Hause gewesen war, rief Marit an, um zu sagen, dass sie gerne möchten, dass ich bei ihnen einziehe. Alles ging anschließend ganz schnell: Umzug am Sonntag. Mir hat Packen noch nie so viel Spaß gemacht, ich hatte ja auch Gott sei Dank drei große Gepäckstücke: die Swix-Tasche vom Skiverband, Mamas blauen Koffer und Mamas Trekkingrucksack. Sonntagvormittag rückten Per und ich im Solemskogen an und ich zog bei Marit und Familie ein.
Dort habe ich ein sehr schönes Zimmer mit traumhaften Ausblick auf den See Maridalsvannet und Sauna!!! Die muss ich unbedingt noch ausprobieren.
Zur Familie gehören neben Marit, die mit Pers Frau Kjersti zusammenarbeitet, Björn (ihr Mann), sehr viel beschäftigt, zur Zeit in Ätopien, weiterhin Karianne, Medizinstudentin, Steinar, Physikstudent, wohnt aber außer Haus sowie die Haustiere Timo (Hund) und Julian (Kater).
Jetzt ist es genau umgekehrt der vorigen Wohnsituation. Vorher war ich froh, auf Reisen gehen zu können, weil ich dann nicht zu Hause sein musste. Jetzt würde ich gerne mehr zu Hause sein, weil es hier so schön ist. Man redet miteinander, zeigt Interesse, lacht,... Dinge, die in den letzten Monaten in meiner Wohnsituation nicht selbstverständlich oder besser gesagt, normal waren. Ich weiß zwar, dass es bei mir zu Hause in Deutschland schon besonders ist, in der Familie, aber das war doch schon eine sehr krasse Erfahrung bei Midori. Vielleicht war da auch noch eine Prise Kulturunterschied dabei, wer weiß. Dieses Kapitel ist jetzt abgeschlossen.
Eine Nacht in der neuen Familie geschlafen und am nächsten Tag gleich weiter. Für mich ging es am Montagnachmittag mit dem Flugzeug nach Trondheim, von dort aus wurde ich mit dem Auto bis ins eineinhalb Stunden entfernte Steinkjer mitgenommen. Dort habe ich Stephan und Maritxu (Französin aus dem französischen Baskenland) besucht, die ich beide vom Ankunftsseminar in Selbu kenne. Stephan ist auch mit mir vor Weihnachten von Oslo nach Berlin geflogen, wohnt im Eichsfeld. Bei Stephan gab's dann (nach meinem Wunsch) ganz zünftig Nudeln, die ich hier nur noch recht selten esse. Am Dienstag konnte ich ausschlafen und als Stephan von der Sprachschule kam, sind wir zusammen auf den Hausberg Oftenaasen gestiegen. Abschnittsweise war es aber richtig richtig glatt, die Streusteine waren im Eis eingefroren, am Berghang selbst ging es einigermaßen. Von oben hatten wir dann aber eine richtig schöne Aussicht. Nachmittags hat Stephan mir noch seinen Arbeitsplatz Huze, ein Jugendhaus, gezeigt und wir sind mit seiner Chefin Mariann zum Skistadion hoch gefahren und ich konnte meine liebe Freundin Benthe Asp wiedersehen.
Am nächsten Tag bin ich dann ins Hotel umgezogen und sollte das Zimmer später noch mit Per wechseln, denn ihn störte die Klimaanlage (selber Typ wie im Sporthotel) nicht. Dann bin ich hoch zum Stadion und habe ein bisschen gearbeitet. Abends war dann das erste von vier Teamchefbesprechungen.
Donnerstag war dann der erste Tag der NM, Norwegische Meisterschaft, man kann natürlich auch Nationale Meisterschaft sagen. Auf dem Terminplan standen 10km Klassisch Frauen und 15km Klassisch der Herren. Ich habe das erste Mal richtig mit allem drum und dran sekundiert, also den Läufern auch ihre Platzierung und Zeit zugerufen. Außerdem liefen auch die Handicap-Athleten.
Der König soll auch an diesem Tag da gewesen sein, in einer eigens für ihn errichteten Hütte, aber mir hat er nicht Guten Tag gesagt.
Am Freitag war Sprinttag. Ich hatte Per ja gebeten, dass ich neben meiner Büroarbeit mit den Punktelisten draußen im Stadion mithelfen kann. Darum war ich dann beim Sprint mit bei den Freiwilligen, um den Läufern die Transponder abzunehmen, zumindest denen, die sich nicht für die nächste Runde qualifiziert hatten.
Daher kann ich nun sagen, dass ich viele Langläufer (und Nordische Kombinierer) zwar nicht persönlich, aber immerhin am Bein getroffen habe!
Ich wurde dann auch noch mit einem der Zeitnehmer der Firma Siwidata (Italien, Südtirol) bekannt, der aus Leipzig kam, Sachen gibt's! Als ich meinte, dass ich nach den Monaten hier gemerkt hätte, dass es in Dresden eben doch am schönsten ist, kam dann allerdings nur ein mürrisches "hm" à la "Mei Leibzsch lob ich mir!"... Er hat auch lange Zeit in Südtirol gewohnt, nicht weit vom Sellajoch, lieber Papa, irgendwo bei St. Ulrich und Wolkenstein.
Samstag liefen die Frauen 15 und die Männer 30 km.
Es war aber vor allem der Tag mit dem merkwürdigsten Wetter, anhand dessen man das berühmte typische Tröndelagwetter sehr gut ablesen konnte. Wetterwechsels aller zehn Minuten, Regen, Schnee, Sonne, Nebel, Schneesturm, Hagel, usw.
Als die Männer ihr Rennen hatten, war ich mit Per und Vidar (Verantwortlicher für die Herrennationalmannschaft) draußen an der Strecke, um den Läufern zu trinken zu geben - das war aufregend! Und vor allem gar nicht so leicht. Aber wenn man sich ruhig hinstellt, die Flasche mit den Fingerspitzen am Hals festhält und möglichst noch den Namen des Läufers ruft, klappt es meistens. In den ersten Runden kamen Eldar Rönning und Martin Johnsrud Sundby immer sehr dich hintereinander, sodass Vidar immer dem ersten von beiden und ich dem zweiten zu trinken gab. Bei Öystein Pettersten ist die Flasche dann einmal aus seiner Hand gefallen, weil er sie nicht mit beiden zu fassen bekam, aber Per stand glücklicherweise noch weiter hinten und konnte ihm noch etwas geben.
Am letzten Renntag fand der Staffelwettbewerb statt. Die Staffeln bestanden jeweils nur aus drei Läufern, da viele Klubs Probleme hätten, ganze vier Läufer für eine Staffel aufzutreiben. Marit Björgen, die Gewinnerin aller vorherigen Damenrennen, war diesmal nicht dabei, da der Rognes IL (IL=Idrettslag=Sportmannschaft) eigentlich nur Marit als mögliche Staffelläuferin hat. Petter Northug war auch nicht dabei, er kränkelte ein bisschen und so wurden die großmundigen Artikel in der eigens eingerichteten NM-Zeitung nicht ganz Wirklichkeit, dafür lag der Fokus aber etwas breiter als nur auf der Person Petter Northug.
Dort war ich auch wieder mit den Transpondern beschäftigt, sowohl dran- als auch abmachen. Nicht ganz einfach, dabei immer die Übersicht zu behalten, wer gerade eine Etappe hinter sich hatten und wer noch gehen sollte, weil entweder die Startnummer verdeckt war oder manche so schwer atmeten, dass man dachte, sie wären schon gelaufen und würden es nicht erst noch.
Am Nachmittag sind wir dann zum Bahnhof gebracht worden und mit dem Zug bis zum Flughafen Vaernes von Trondheim gefahren. Gestern war ich dann schließlich erst um 23 Uhr zu Hause, aber mit dem Bus wäre es sicherlich noch später geworden, glücklicherweise hatte uns Pers Sohn Vegard fahren können.
Am Mittwoch geht die lustige Reise gleich weiter. Abends treffen sich Trainer, Begleiter und Athleten des Langlaufs, Skispringens und der Nordischen Kombination im Hotel am Flughafen, um noch alls für den Nordischen Juniorenwettbewerb zu besprechen. Denn am Donnerstag fahren wir alle zusammen mit dem Bus nach Örnsköldsvik an der schwedischen Ostküste, wo sich Athleten aus Norwegen, Schweden und Finnland zum sportlichen Wettstreit treffen.
Bis bald,
eure Henriikka
P.S.: Bald gibt's mehr Info zu Haus und Bewohnern.