Noch 99 Tage...
Rückblick auf meine bisherige Zeit in Spanien und Gedanken über meine Rückkehr nach Deutschland
Jetzt bin ich also schon 199 Tage in Spanien und mir bleiben (nur) noch 99 Tage hier.
Auch wenn es jetzt eventuell noch ein bisschen früh für ein Resümee ist, werfe ich doch einen Blick zurück auf die vergangenen 6,5 Monate.
Ich weiß noch genau wie es war mich von meiner Familie und meiner Freundin am Flughafen zu verabschieden. Ich war so voller Vorfreude, Energie und Aufregung auf meinen europäischen Freiwilligendienst, die Arbeit im Roten Kreuz und das neue Leben in Spanien.
Heute kann ich sagen, dass ich mit meinem Projekt einen Sechser im Lotto gezogen habe. Es macht so viel Spaß mit den Senioren zu arbeiten, sie im Gedächtnistraining zu unterstützen und mit ihnen zu Basteln oder alte spanische Lieder zu singen. Auch wenn sich das nicht nach viel Arbeit anhört, ist es manchmal natürlich auch anstrengend, denn du bist ja die ganze Zeit mit ihnen am Nachdenken und am Anfang war auch die spanische Sprache noch ein wenig anstrengend. Mittlerweile verstehe ich aber fast alles und auch meine Aussprache verbessert sich immer mehr, denn die Senioren verbessern mich und wiederholen schwierige Wörter für mich. Was mich außerdem in meiner Arbeit bestätigt, ist, dass mich die anderen Freiwilligen der Aula de respiro als Chefin akzeptieren und sich bei Problemen auch direkt an mich wenden. Das ist mir grade letzte Woche bewusstgeworden, als mir ein Freiwilliger sagte, dass er aus Krankheitsgründen erstmal ausfallen würde. Ich ging davon aus, dass er bereits mit meiner Chefin, Laura, gesprochen hatte, aber dem war nicht so. Er hat sich als erstes an mich gewendet und ich habe es dann an Laura weitergegeben. Das hat mich sehr beeindruckt.
Die vielen Leute, die ich hier kennenlernen durfte, tragen natürlich auch dazu bei, dass ich mich hier so wohl fühle. Nach den beiden Seminaren und den sieben Monaten in Tudela habe ich Freunde in ganz Europa und natürlich auch neue spanische Freunde gefunden, die mir sehr ans Herz gewachsen sind. In den letzten 6,5 Monaten habe ich sehr viele neue Orte bereist. Ich habe sowohl den Norden bereist als auch den Süden, die Hauptstadt und werde über Ostern meinen Gasteltern in Huelva besuchen. Allein wenn ich an die vielen schönen Momente mit meinen neugewonnenen Freunden und die Reisen denke, bereue ich es schon jetzt kein Stück, den Schritt gewagt und 10 Monate im Ausland gelebt zu haben.
Da mir jetzt nur noch drei Monate bleiben, denke ich natürlich auch schon über meine Rückkehr nach Deutschland nach. Wie wird es sein, plötzlich wieder zurück in mein altes Leben zu kommen und das Leben, was ich mir hier aufgebaut habe wieder zu verlassen. Werde ich mich sehr verändert haben? Und was werde ich nächstes Jahr alles erleben? Was werde ich im Endeffekt studieren und wo?
Wie wird der Abschied von Tudela und den Senioren? Aber vor allem werden sich die Senioren und die Mitarbeiter vom Roten Kreuz an mich erinnern? Natürlich kann ich niemanden zwingen sich an mich zu erinnern und sie sind es ja schon gewöhnt, dass jedes Jahr ein neuer Freiwilliger kommt. Aber die Vorstellung ersetzt und vergessen zu werden ist sehr traurig.
Um nicht vergessen zu werden, habe ich mir auf dem Mid-Term-Seminar überlegt, dass ich eine Skulptur aus Pappmache mit den einzelnen Kursen basteln möchte. Sie wird aus mehreren Kugeln bestehen, welche die Senioren dann Gruppe für Gruppe bemalen und dekorieren sollen. Laura war begeistert von meiner Idee und möchte die Skulptur dann in den Eingangsbereich vom Roten Kreuz stellen. Eine der Lehrerinnen vom Gedächtnistraining und eine Freiwillige, die Bildhauerin ist, unterstützen mich ebenfalls mit Ideen und dann später bei der Durchführung.
Noch befinde ich mich in der Vorbereitungsphase, aber ich hoffe, dass wir bald mit der Pappmache und dem darauffolgenden Bemalen beginnen können. Ich werde dann vom Endergebnis berichten.
Auf jeden Fall werde ich meine restliche Zeit in Spanien so gut es geht genießen und für mich unvergesslich machen.
Liebe Grüße aus Tudela
Eure
~ Lea ~