Neue Abenteuer in Litauen (und Lettland)
Nachdem sie sich wacker durch die Straßen von Litauen und durch die Irrgänge der Bibliothek geschlagen hat, unternimmt A_nnika einen Ausflug nach Lettland. Wieder eine neue Erfahrung!
Am Sonntag hatte ich endlich mal wieder ein bisschen Zeit um über die letzten Tage zu schreiben.
Der Montag war wie schon erwähnt der erste Tag in der Bibliothek, die ich schon ziemlich groß finde. Aber die Mitarbeiter sagen alle, sie ist ziemlich klein. Als ich das erste Mal dadurch gelaufen bin, hatte ich das Gefühl, mich da verlaufen zu können, denn da gibt es vier verschiedene Wege um von A nach B zu kommen. Aber nach einer Woche ist das gar nicht mehr so schlimm. Im Zentrum von Panevezys gibt es noch eine größere Bibliothek, die auch zu diesem PLPR gehört. Da geh ich mal hin, denn die haben auch englische Bücher. Richtige Aufgaben hatte ich ja noch nicht und so konnte ich mir alles in Ruhe mal anschauen. Ich bin durch die Kinderbuchabteilung gewandert und habe auch einige Bücher von deutschen Autoren entdeckt: Von Cornelia Funke „Die wilden Hühner“, Wolfgang Hohlbeins „Märchenmond“ und ein Buch von Erich Kästner.
Am Freitag war dann die Leiterin von der Bibliothek in Velzys da und wir haben zusammen Kaffee getrunken. Die ist sehr nett und hat mir auch schon Bilder von der Bibliothek gezeigt. Am Dienstag werde ich nach Velzys fahren und am Montag habe ich frei gekriegt.
Am Freitag war ich auch auf einer Bilderausstellung in der Nähe eines Museums. Dort wurden Portraits ausgestellt von einem ehemaligen Direktor des Theaters in Panevezys. Er hieß Juozo Miltinio und war in Litauen und der gesamten Sowjetunion früher sehr bekannt. In Panevezys gibt es übrigens immer noch fünf Theater und früher kamen Leute aus der ganzen Sowjetunion um die Aufführungen zu sehen. Da war dann auch eine Frau, die erzählt hat, dass am Samstagabend in einem Theater ein Konzert ist. Da war ich dann auch und habe herausgefunden, dass das auch immer im Fernsehen übertragen wird und ähnlich ist wie „Deutschland sucht den Superstar“. Erst gibt es einige Shows, bei denen alle singen und keiner rausfliegt und dann singen immer nur zwei und einer von denen fliegt raus. Es wurde nur auf Litauisch gesungen und vom Text habe ich nicht viel verstanden außer „ash“, was “ich“ bedeutet.
Zu der Bibliothek bin ich übrigens immer mit dem Fahrrad gefahren, da ich erst für September eine Monatskarte für den Bus bekommen habe. Komischerweise brauchte ich nach dem zweiten Tag für die Hinfahrt meinen Stadtplan gar nicht mehr, aber auf der Rückfahrt habe ich mich regelmäßig verfahren. Das war gar nicht so einfach mit dem Fahrrad, denn es hat nachts meistens geregnet und überall waren große Pfützen. Die Autofahrer in Litauen sind schrecklich, dort hält zum Beispiel niemand an einem Zebrastreifen an und deswegen ist es sicherer auf dem Bürgersteig zu fahren. Der Bürgersteig ist allerdings nicht immer asphaltiert.
Am ersten Tag, an dem ich mit dem Fahrrad fuhr, hatte ich einen weißen Pulli an und als ich an der Bibliothek ankam, waren mein Pulli auf dem Rücken und meine Hosenbeine mit Matschspritzern gesprenkelt. Meine Hose sah am zweiten Tag auch nicht viel besser aus und so zog ich am dritten Tag die gleiche Hose an, denn ich wusste, auch eine frisch gewaschene Hose würde bei meiner Ankunft in der Bibliothek nicht besser aussehen als die vom Tag davor.
Nach einer Woche kann ich vielleicht schon was zu den Unterschieden zu Deutschland sagen: erstens wie schon erwähnt die Autofahrer. Einfach schrecklich. Dann die Straßen: Sobald man aus der Stadtmitte hinaus in eine Wohngegend kommt, gibt es keinen Asphalt mehr. Das ist im Sommer ja kein Problem, aber im Herbst oder allgemein wenn es viel regnet. Als nächstes die kurzen Entfernungen. In ca. vier Stunden kann man das ganze Land durchqueren und man sollte nie seinen Pass vergessen. Das Baltikum und auch Polen gehören noch nicht zum Schengen-Abkommen und an jeder Grenze muss man seinen Personalausweis zeigen, da wird richtig kontrolliert.
Am Mittwoch wurde auch ich kontrolliert, denn da war ich in Lettland. Wie ich da hinkam, ist eigentlich ganz schnell erklärt. Rasa, meine Mentorin/Tutorin hat mich gefragt, ob ich mit ihr da hin fahren möchte. Sie hatte da zusammen mit Giovanni, das ist ein Italiener der auch mit Jugendprojekten arbeitet und halb in Litauen wohnt, aber kein Litauisch kann, und einer Lettin ein Meeting. So bin ich also am Mittwoch durch die schöne Stadt Dauvpils gewandert. Ich muss nachschauen, wie man den Namen der Stadt richtig schreibt. Jedenfalls leben dort noch sehr viele Russen und sie wollen dort Jugendprojekte starten und die irgendwann auf Moskau und St Petersburg ausweiten. Die lettische Sprache ist der litauischen übrigens sehr ähnlich, aber es wird anders ausgesprochen. Und gleich hinter der Grenze waren die Straßen viel schlechte, mit vielen Schlaglöchern. Am Samstag war der erste September und in Litauen beginnt wie schon erwähnt die Schule wieder. Ich war dann auch wieder in einer Schule. Ulrich, das ist ein französischer Freiwilliger, hat dort in der Turnhalle ein Graffiti an die Wand sprühen dürfen, als ein Teil seines Projektes. Vilma als seine Koordinatorin wollte sich das ansehen und hat mich gefragt, ob ich mitkommen möchte. Gleich als ich die Schule betrat, habe ich gemerkt, dass der erste Schultag in Litauen etwas ganz besonderes ist. Die Schüler waren alle total schick, in Anzügen und Röcken, und hatten Blumen dabei. Dann versammelten sich alle im Hof (es hat übrigens mal wieder geregnet) und der Direktor hielt eine Ansprache. Danach spielte eine Kapelle, weil die Schule irgendeinen wichtigen „Geburtstag“ hatte und die Schüler gingen in ihre Klassen. Im Unterschied zu Deutschland behalten die Schüler die ganze Zeit einen Klassenlehrer.
Am Sonntag konnte ich zum ersten Mal seit mehr als einer Woche wieder ausschlafen und gehe jetzt gleich zu einer Kirche, die gerade renoviert wurde und dann als es so heiß war in Litauen wieder abgebrannt ist. Der Priester dieser Kirche arbeitet viel mit Jugendlichen und wollte uns (den türkischen Freiwilligen und mich) gerne kennen lernen.
Nun bin ich zurück. Der Priester war sehr nett und die Messe in der Kirche (nicht in der abgebrannten) anders als ich das normal kenne. Aber es war ja auch eine katholische Messe und ich bin evangelisch, deshalb kann ich das nicht so gut vergleichen.
Das Problem mit meinem Foto ist übrigens auch behoben. Es lag an der Speicherkarte. Ich habe einfach mal alle Bilder gelöscht und nun funktioniert es wieder! Deshalb gehe ich heute an meinem freien Tag zur Bibliothek und mache ein paar Bilder und gehe dann ein bisschen einkaufen. Als erstes fahre ich zum Babilonas. Das ist ein großes Einkaufszentrum und das möchte ich mir mal anschauen. Genau das richtige bei Regenwetter!