Nachtleben mal anders...
Nach der mehr oder weniger gruseligen Halloween Party konnte ich gestern das katholische Polen hautnah miterleben. Während Allerheiligen für die meisten Deutschen ein Tag wie jeder andere ist, sehen die Polen das ein wenig anders...
Am Mittwoch haben Eloise und ich versucht, im ALF Club ein bisschen Gruselstimmung aufkommen zu lassen, indem wir ein Halloween-Turnier und gruseliges Halloweenessen vorbereitet haben. Ich bin mir nicht sicher, ob die Kinder den Sinn und Zweck unserer Bemühungen wahrgenommen haben, so wie sie sich auf meinen Schokopudding- Friedhof mit Keks- Grabsteinen gestürzt und den grünen Spinnennetz- Wackelpudding verschlungen haben. Nur die abgehackten Würstchenfinger mit Ketchup- Blut wollte nach dem Pudding irgendwie keiner essen. Unser kleines Halloween- Turnier mit Mumienwickeln und eklige Sachen ertasten kam ganz gut an, hat aber leider nur mit sprachlicher Unterstützung der Mitarbeiter funktioniert. Für mich war es ziemlich deprimierend, dass der Mitarbeiter die Kinder vor meiner Nase ermahnt hat, doch bitte meine Versuche, Polnisch zu sprechen zu respektieren und mir zuzuhören. Polnisch sei sehr schwierig und sie sollten meine Bemühungen anerkennen. Das Ganze hat er freundlicherweise so langsam und deutlich gesagt, dass ich jedes Wort verstehen konnte. Auch wenn die Ermahnung natürlich nett gemeint war, hat mir das mal wieder vor Augen geführt, dass ich noch lange nicht in der Lage bin, mich hier vernünftig zu verständigen.
Nach dem Halloween-Abend, der übrigens hier eher selten mit exzessiven Süßigkeitenjagden wie in Deutschland einhergeht, habe ich gestern hautnah erlebt, was es heißt in einem zu 90% katholischen Land zu leben. Allerheiligen ist hier nicht nur ein gesetzlicher Feiertag, sondern tatsächlich ein ernsthaft von der Bevölkerung hingebungsvoll zelebriertes Fest. Fast sämtliche Läden hatten geschlossen (ausgenommen der McDonalds und KFC in der Fußgängerzone) und das, obwohl hier Sonntags das meiste offen hat und man sich in der Innenstadt normalerweise vor 24-Stunden-Supermärkten kaum retten kann.
Während also die Innenstadt wie ausgestorben war, war der Friedhof, den wir zusammen besichtigt haben, völlig überflutet mit Menschen. Der Anblick tausender bunter Grablichter auf den Grabsteinen, Statuen und Wegen des dunklen Friedhofs war geradezu überwältigend. Vor dem Denkmal für die Opfer des Kommunismus und des zweiten Weltkriegs stand ein ganzes Lichtermeer von Kerzen und dahinter eine andächtige Menschenmenge. Obwohl ich mit Allerheiligen an sich eigentlich nicht viel anfangen kann, war ich beeindruckt und gerührt von diesem Erlebnis und nach einer Stunde auf dem Friedhof dann doch auch eher durchgefroren. Umso besser waren danach die warmen Pierogi in Koko's Restauracja in der Innenstadt, das glücklicherweise trotz Feiertag offen hatte. Nach diesem ersten Eindruck von christlichen Feiertagen hier bin ich jedenfalls sehr gespannt, was mich an Weihnachten hier erwartet:)
Viele Grüße,
Kora