Montréal, Québec
"Harte Winter, heiße Sommer, Sonne, Sankt-Lorenzstrom, Zweisprachigkeit und Multikulti". So viel ist Montréal - und noch viel mehr. ChinhDuong weiß davon zu berichten.
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Montréal:
Harte Winter, heiße Sommer, Sonne, Sankt-Lorenzstrom, Zweisprachigkeit und Multikulti, Unis, Festivals ohne Ende, Ärger mit den öffentlichen Bussen, meterhoher Schnee, Latino-Feierwut, Musik, Improtheater, Separatismus, Francofolie, nordamerikanischer Fastfood und französisches Savoir-vivre!
EIN JAHR IN MONTRÉAL:
1. WINTER (November-April):
Draußen:
Skilanglauf (Cap Saint-Jacques), Abfahrtsski (Mont Saint-Bruno), Schneewandern (in allen Parks), Eislaufen (in vielen Parks), Eishockey (überall!), Schlitten fahren auf dem Mont Royal, Eisfischen bei Trois-Rivières, Schneerafting: alles in nächster Nähe.
Schneestürme bestaunen, die Räumungsarbeiten danach, die Staus und Verspätungen am Folgetag, in Daunenmantel einlullen (und gleich aussehen wie alle anderen Menschen auf der Strasse) und gelassen sein. Wieder Kind werden und winterliche Romantik und schneeweißen, glitzernden Landschaften leben und bei den lieben Mitmenschen nach Wärme suchen. Sich über die trockene klirrende Kälte und den Sonnenschein freuen und die Sonnenbrille auspacken.
Drinnen:
Heiße Schokolade trinken bei Juliette & Chocolat auf St-Joseph, Kochabende, Konzerte in Bars, international Schlemmen in den vielen Restaurants, shoppen, shoppen, shoppen.
Im unterirdischen kilometerlangen Straßennetz in Downtown spazieren gehen und Metrofahren.
Über die überbeheizten Innenräume, die schlecht gedämmten Wohnungen und den nordamerikanischen Umgang mit Energie staunen. Sich über Poutine und andere sehr sättigende Mahlzeiten freuen.
Museen anschauen (Zweimal Kunst, mehrere Geschichtsmuseen, das Wissenschaftszentrum, der Biodôme). Improtheater-Matches bewundern (Ligue d'Improvisation Montréalaise, sonntags im Lion d'Or).
2. FRÜHLING (April-Mai, sehr kurz):
Den tristen grauschmelzenden Schnee bemitleiden, Gummistiefel anziehen, in die USA nach Boston, Philadelphia, New York und Washington DC flüchten und ein bisschen vorgezogenen Frühling erhaschen. In der Ahornsirup-Erntezeit zu einer Cabane à sucre fahren und traditionelle Küche probieren und sich übersatt essen.
Sich erschrecken über den steilen Temperaturanstieg innerhalb einer Woche und den ersten Sommertag Anfang Mai. Freuen!
3. SOMMER (Mai-September): DRAUSSEN:
Sich erinnern, dass es auch Regen gibt. Und schwülheiße Sommerabende, an denen man nackt auf dem Balkon sein Abendbier trinken möchte. Auf den vielen Terrassen der Cafés und Bars der Stadt ein Plätzchen ergattern und hausgemachtes Eis in viel zu grossen Portionen essen. Picknick im Park. Barbecues.
Am 24. Juni Saint-Jean-Baptiste, den Nationalfeiertag Québecs, eifrig mitfeiern.
In den darauf folgenden Wochen und Monaten viel, viel Zeit abends für die Festivals einplanen: das internationale Jazzfestival, das Comedy-Festival Juste pour rire, das internationale Feuerwerksfestival, die Francofolies, das Bluesfestival, das Festivals des Nuits d'Afrique, das internationale Filmfestival. Fast immer: groß und zum allergrößten Teil umsonst. Zig Bühnen und zehntausende feiernder Menschen aus aller Welt in der Innenstadt.
Gute Laune, freundliche Polizisten, keine Kriminalität, freundliche Busfahrer, Freiwillige Helfer, Hot-Dog-Stände, Picknicktische, Trinkwasserhähne und öffentliche Toiletten überall.
Neben den Festivals: Umsonstfeste, Konzerte, Straßentheater ständig und überall, man wird überrannt. Touristen auf der Spazierpromenade am alten Hafen und in der Altstadt.
Erdbeeren, Himbeeren und Blaubeeren ernten gehen. Nach Tadoussac fahren und Wale beobachten. In die Gaspésie, zum Lac Saint-Jean, in die kanadischen Ostprovinzen fahren oder in die USA nach Maine und Vermont an die Atlantikküste. Oder eine Zweitresidenz oder eine Holzhütte (Chalet) am Ufer des Sankt-Lorenzstroms oder in der Natur auftreiben und abschalten. Aufpassen, keine Elche zu überfahren oder Bären zu begegnen. Die Murmeltiere im Parc Jean-Drapeau zählen.
Das super Radwegenetz der Stadt ausgiebig nutzen.
4. HERBST (September-Oktober):
Die richtigen zwei Wochen des Indian Summer abpassen und zur fête des couleurs in einen Nationalpark fahren, um die Farbenpracht zu bewundern, ein rot-gelb-orange, das in deutschen Wäldern unvorstellbar ist, gepaart mit der Weite kanadischer Landschaften.
Ein letztes Mal Sommeraktivitäten unternehmen, Kanufahren, eine Radtour, Wandern gehen, Sonnenuntergänge anschauen und im Park entspannen. Sich auf den Winter vorbereiten, die Fenster mit Plastikfolie isolieren, das Fahrrad verstauen und die Winterklamotten hervorholen. An Halloween die Dekorationen der Häuser bewundern, Kindern Schokolade abkaufen, sich verkleiden und zu einer Party gehen.
Sich einen Tee- und Schokoladenvorrat zulegen und eine Mitgliedskarte in der Videothek. Sich über den ersten Schnee freuen und vergessen, dass der Winter lang wird.
FAZIT:
Das beste Kulturangebot Kanadas, die europäischste aller nordamerikanischen Städte, eine Stadt mit sehr hoher Lebensqualität, jung und dynamisch und voller Vielfalt, Lebensfreude, Energie und Innovation. Absolut sehenswert!