Monatsbericht 3 (November)
Der Winter kehrt ein…
Der Winter kehrt ein…
Da habe ich letzte Woche noch von dem untypisch britischen Wetter berichtet und schon muss ich mich korrigieren. Seit nunmehr zwei Wochen verdeckt eine graue Wolkendecke die Spitzen der Hügel. Hinzu kommen der Dauerregen und die Kälte.
Heute (05.11.2006) ist „Bonfirenight“. Das war die Sache mit Guy Falk, der das Parlament abbrennen wollte. Gefeiert wird der Tag ähnlich wie Silvester. Überall finden Feiern statt und Raketen schießen in den Nachthimmel. Wie es manchmal so ist mit den Feiertagen, spielte sogar das Wetter mit. Da wir „arme“ Volunteers sind, beziehungsweise unser Geld nicht in den Himmel feuern wollen, haben wir beschlossen, uns das ganze Spektakel aus einer ganz anderen Perspektive zu betrachten.
So machten wir uns nach dem gemeinsamen Abendessen auf, unser Dach zu erklimmen. Mit Verlass auf die walisische Bauweise und ein wenig Vorsicht genossen wir den wohl besten Ausblick dieses Abends. Der Vollmond bot uns so viel Licht, dass wir sogar das Feuerwerk in England sehen konnten. An unserem Schornstein wärmten wir unsere kalten Hände wieder auf, denn durch den nahezu sternenklaren Himmel sank auch die Temperatur auf circa 3°C.
So, was ist noch passiert…?
Ab nächster Woche hat endlich das schreckliche, weiße Toastbrot ein Ende. Nicht einmal richtiges Feinbrot können wir hier kaufen, da es keinen Bäcker gibt. Pünktlich zu meinem Geburtstag gibt es eine Brotmaschine und dann auch wieder endlich etwas gesünderes Brot.
Meine Winterferien sollen dieses Jahr auch dem Namen Winter entsprechen. Es geht für mich in den Nordosten Europas, nach Finnland und genauer noch in die Hauptstadt Helsinki. Dort besuche ich zwei gute Freundinnen, die mir zeigen wollen, was sie mit der nahezu erstarrenden Kälte anzufangen wissen. Schon jetzt liegen in Helsinki 20 Zentimeter Schnee bei einer Tagestemperatur von Minus 5°C.
Eine britische Importidee von mir wäre Teetrinken, aber mit Milch. Ein Brite trinkt Tee nicht, er konsumiert ihn in Mengen. Das Erste was Briten nach dem Aufstehen machen, ist Tee trinken und bevorzugt im Bett. Dann gibt es zum Mittag- und Abendessen eine gute Tasse und die dazwischen liegende fünf Uhr „Teatime“ darf nicht vergessen werden. Für die Briten ist das Teekonsumieren aber keine Winteraktivität, sondern ganzjährig.
Und da ich gerade über das Essen erzähle, muss ich mit etwas stolz sagen:„ Danke, dass wir in Deutschland eine Essenskultur haben!“ Nicht nur das wir auch andere Gerichte, als „Fish and Chips“ kennen, was die Briten mehrmals die Woche essen. Nein, auch die Art und Weise, wie wir im Vergleich zu der asiatischen Esskultur essen, ist lobenswert.
Was machen wir sonst so?
In der Woche sind wir in unserer Wohngemeinschaft wie eine kleine Familie, in der alle ihre Aufgaben haben und jeder seinen Alltag lebt. Mal mehr, mal weniger mit einem der „Familienmitglieder“. Und am Wochenende sind wir ein kleiner Freundeskreis, der zusammen kocht und isst und die verschiedensten Sachen unternimmt, sodass uns nie wirklich langweilig wird. Es gibt Spiel- und DVD-Abende. Wir gehen „clubbing and pubbing“, was nichts anderes ist, als in einer Kneipe oder Disco zu starten und wenn es einem nicht mehr gefällt, einfach weiter zu ziehen.
Dann gibt es immer wieder Geburtstags-, Willkommens- oder Abschiedspartys zu feiern, an denen wir die drei Volunteers aus der anderen Wohngemeinschaft und zwei ehemalige Volunteers einladen. Jeder bereitet eine Kleinigkeit zu Essen vor und schon haben wir eine Festtafel mit den verschiedensten Köstlichkeiten aus unterschiedlichen Kulturen.