Mit einem litauischen Chor auf Konzertreise
Claudula begibt sich auf Reisen: Mit ihrem Chor startet sie in Kaunas, und von da aus geht es über Prag, München und Mailand nach Bergamo. Und auch nach ihrem Auftritt ist die Reise noch nicht zu Ende.
Nach wunderschönen Tagen in Griechenland, stand nun ein weiterer Höhepunkt an. Ich würde mit dem Chor in dem ich singe, auf Konzertreise fahren. Ich konnte es kaum noch abwarten… Am Montag, dem 27. April startete die Reise in Kaunas. Wir waren 48 Chormitglieder, die mitfuhren. Der Chor besteht fast nur aus Studenten, die Medizin oder Pharmazie studieren und im letzten Jahr sind Christian, ein spanischer Erasmus-Student und ich dazu gestoßen. Bisher hatte ich nur zu einigen Studenten Kontakt, doch das sollte sich bald ändern^^.
Mit einem voll beladenen Bus ging es Richtung Prag. Die ganze Busfahrt über habe ich fast ausschließlich geschlafen.
Gegen zwölf Uhr erreichten wir am nächsten Tag Tschechiens Hauptstadt bei herrlichstem Sonnenschein! Ich war fasziniert! Die Stadt erstrahlte in einem goldenen Glanz! Sie ist so riesig! Wir hatten eine Stadtführung mit unserer Reiseleiterin Gabija begonnen. Diese Frau ist echt ein Phänomen. Von keiner Stadt, außer ihrer Heimatstadt Bergamo, hatte sie eine Ahnung. Ihre Haare trug sie immer zu einer Hochsteckfrisur und unter ihren Locken lugten über ihren Ohren die Klebestreifen hervor, mit denen sie versuchte ihre Haut zu straffen. Zudem war ihre obere Zahnreihe nicht echt. Einzigartig! Ach ja, und bevor sie diesen Beruf ergriff war sie Nonne… herrlich^^!
Nachdem wir also merkten, dass sie selber auch keine Ahnung von der Stadt hat, entfernten sich fast alle von der Gruppe und gingen auf eigene Faust. Ich war immer ein wenig verloren, kannte keinen richtig, unterhielt mich aber gut. Durch mein Fotografieren verlor ich immer meine Gruppe, fand aber jedes Mal jemanden wieder und war dadurch dauernd mit jemand anderem unterwegs. Das war schön und ich konnte die Atmosphäre Prags richtig genießen. Es ist echt eine schöne Stadt!
Am Abend trafen sich alle am Bus und wir machten ein riesiges Picknick auf einer Wiese, wo man auch einen schönen Blick auf Prag hatte.
Danach fuhren wir Richtung Deutschland, wo wir in einer Jugendherberge in der Nähe von München hatten. Ich diente als Dolmetscher. Von der Besitzerin wurde ich für meine hervorragenden Deutschkenntnisse gelobt^^. Als ich aufklärte, dass ich aus Deutschland bin, fragte sie, wie ich denn nach Litauen kam und ob es denn nicht schwer sei, die polnische Sprache zu erlernen. Ich wusste nicht, ob ich das lustig oder traurig finden sollte. Sie war sogar überrascht, dass die litauische Sprache überhaupt existiert… lassen wir das dahingestellt.
Nach einer eiskalten Dusche gingen fast alle schlafen. Es war mittlerweile schon früher Morgen. Es gab nur Gemeinschaftsduschen und ich war überrascht, dass es echt niemanden störte, dass Mädels und Jungs zusammen duschen. Die sind alle sehr offen, ich war echt froh über so eine Atmosphäre in der Gruppe.
Am nächsten Morgen gab es um 8.00 Uhr ein wunderbares Frühstück mit deutschen Brötchen, Brot, Wurst, Marmelade, Käse, Müsli, Kuchen, Saft und Obst. Es war lecker! Die Litauer waren echt begeistert! Das Wetter war immer noch nicht so gut, es nieselte immer noch ein wenig. Mit dem Bus sind wir dann in Richtung Schweiz gefahren. Die Schweiz hat landschaftlich viele schöne Ecken aufzuweisen. Unser erster Stopp dieses Tages führte uns nach Schaffhausen, wo sich der Rheinfall befindet. Mit dem Schiff ist die ganze Gruppe zur Mitte des Wasserfalls gefahren, wo man eine ganze Sicht auf das ganze hatte, es war echt beeindruckend. Anschließend ging es nach Luzern. Das war zu lustig! Wir hatten nur eine halbe Stunde Aufenthalt dort, weil es schon so spät war und wir pünktlich in unserem Hostel sein mussten. 48 Leute rannten also aus dem Bus, alle Rytis, der sich vorher in einem Reiseführer belesen hatte, hinterher und machten dabei so viele Fotos und Lärm, dass wir alle Blicke auf uns rissen. Es war echt ein Spaß und wir fanden es alle schade, dass wir nicht länger Zeit hatten, denn Luzern strahlte eine tolle Atmosphäre aus. Nachdem also dieser Rundlauf beendet war ging es mit dem Bus in unser Hostel.
Am Donnerstag gab es sogar schon 7.30 Uhr Frühstück und dann fuhren wir mit dem Bus zu den Trümmelbachgletschern. Diese besichtigten wir und kamen durchgefroren und nicht ganz trocken wieder in den Bus, aber es war imposant. Dann ging es weiter zur Aaresschlucht. Das war echt faszinierend. Es war amüsant durch die schmale Schlucht zu spazieren. Auf dem Spielplatz vor dem Eingang tobten sich dann ca. 30 Leute unseres Chors aus. Das war ein Spaß, wir machten sicher mehr Lärm, als die Kinder normalerweise.
Den Rest des Tages verbrachten wir ausschließlich im Bus. Als wir die italienische Grenze überquert hatten, begann unsere spezielle Gabija uns einen Vortrag über das super schöne, einzigartige, beste, außergewöhnliche Italien zu halten. Nach 15 Minuten waren die meisten eigentlich nur noch genervt und dankbar, als Rytis ganz aus Versehen den Stecker vom Mikrofon ausstöpselte. Die Freude im Bus war unüberhörbar, noch besser allerdings war, dass Gabija das nicht mitbekam und ihren Vortrag fortsetzte. Wir hingegen spielten Scharade oder genossen die Aussicht bei wunderschönem Wetter!
Unser heutiges Hostel lag an einem Berg, wo man mit dem Bus nicht hinfahren konnte. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als zu Fuß mit unserem Gepäck das Kopfsteinpflaster hinauszulaufen. Es war äußerst amüsant zu beobachten, wie alle damit zu tun hatten ihre riesigen Koffer hinauf zu ziehen oder tragen, da war ich mit meinem Rucksack echt zufrieden^^. Nach einem nächtlichen Spaziergang gingen wir ins Bett.
Das Frühstück am nächsten Tag war mit Abstand das Schlechteste der ganzen Reise! Es gab einen kleinen Kaffee aus dem Automaten und ein Croissant ebenfalls aus dem Automaten, das wars! Wir waren begeistert^^. Dafür war das Wetter heute wunderschön und sehr warm! In Italien ist auch schon alles herrlich grün und dann die Palmen… herrlich!
Heute stand die Besichtigung von Mailand auf dem Tagesplan. Die Stadt ist schön, hat eine Burg und eine riesige Kathedrale. Ich war erstaunt! Wir hatten viel Spaß an der Fontäne vor der Burg, die wir klitschnass verließen, da wir es uns nicht nehmen konnten, mit dem Wasser zu spielen^^. Ein italienisches Eis ließen wir uns natürlich auch nicht nehmen… ein teurer Spaß! In Mailand sieht vieles gleich aus, was dazu führte, dass wir nach mehreren Umwegen aber endlich den Rest des Chores fanden und wir mit einer halben Stunde Verspätung Richtung Bergamo fuhren.
Dort kamen wir gegen 18.00 Uhr an. Nach einer Brotzeit auf den Zimmern gingen wir in die Stadt, auf der Suche nach einem Badestrand, wobei die Suche allerdings erfolglos verlief. Dann ging es zum Hostel. Dort zogen wir uns um, da wir in eine Disko gehen wollten. Es war der Hammer! Als wir uns alle trafen, sahen alle ganz verändert aus, Miniröcke, Kleider wie beim Abiball… da war ich mit meinen Jeans richtig aufgefallen. Naja, an der Stimmung hat dies aber nichts geändert. Es war äußerst lustig und wir tanzten sehr lange und ohne Pause. Die Litauer sind echt ausdauernd und die Jungs können auch gut tanzen, ich war ganz erstaunt. Eigentlich war die ganze Tanzfläche nur mit unserem Chor ausgefüllt, denn viele Italiener waren nicht dort.
Am Samstag war der erste Tagespunkt der Supermarkt! 48 Leute kaufen ein, da fast alle Essensvorräte aufgebraucht waren. Über eine Stunde wurde dort zugebracht. Es war ein Spaß! Im Bus begannen wir ein Kussspiel! Jeder von uns bekam einen Zettel, auf dem der Name eines Chormitgliedes stand. Diese Person musste man versuchen zu küssen, aber so, dass es niemand anders sieht. Wenn man das geschafft hatte, war die Person tot und man muss dann die Person küssen, die auf dem Zettel des Opfers gestanden hat. Dabei musste man aber immer aufpassen, dass man selber nicht auch geküsste wird…Es war eine tolle Idee. Die ganze Zeit war jeder jedem gegenüber misstrauisch oder man tat nur so, als ob man jemanden küssen will, um für Verwirrung zu sorgen. Dieses Spiel sollte für den Rest der Fahrt für jede Menge Spaß und Küsse sorgen^^…
Dann besichtigten wir heute die Stadt Bergamo. Es war toll durch die kleinen Gassen zu spazieren und die Atmosphäre Italiens zu genieße. Bei Spaghetti Bolognese und einem Eis verging die Zeit ganz schnell, so schnell, dass Lina, Lina und ich (also ein Teil der gleichen Gruppe wie gestern) wieder zu spät zum Bus kamen… upps… naja, aber dieses Mal war die Verspätung nicht ganz so groß^^.
Der ganze Chor machte anschließend zusammen ein Picknick auf einem Spielplatz! Es gab auch ein kleines Konzert für die anwesenden Kinder mit Müttern. Das war also unsere Probe, denn in ein paar Stunden stand ein Konzert bevor. Wir fuhren zu einer großen Kirche in Bergamo, dort sangen wir uns ein und dann zogen wir uns um. Männliche und weibliche Wesen natürlich getrennt^^. Zuerst mussten wir zwischen der Messe immer mal ein kirchliches Lied singen. Nach zwei Stunden monotoner Stimmlage des Priesters waren wir froh endlich das richtige Konzert beginnen zu können. Die Kirche war bis zum letzten Platz besetzt. Unsere liebe Gabija stellte uns auf Italienisch vor und erzählte immer etwas zu unseren Liedern, sie hatte sich sogar richtig schick gemacht. In ihrem violetten Samtkleid sah sie einfach einzigartig aus^^. Das Konzert verlief gut, das Duett von Lina und Christian, unserem spanischen Sopransänger war wie immer das Highlight! Als Dankeschön bekam jeder ein Holzbild mit der heiligen Maria und eine exklusive Führung um halb zwölf in der Nacht durch die Kirche durfte auch nicht fehlen… Im Bus schliefen alle! Unser Navigationssystem hatte ein paar Probleme uns zu unserem Hostel zu lotsen, aber irgendwann in der Nacht erreichten wir es…
Am nächsten Morgen ging es nach Nizza! Wir waren den ganzen Tag gefahren und kamen gegen 18 Uhr an. Wir aßen etwas und dann gingen wir in die Stadt. Leider dämmerte es schon und den Strand erreichten wir nur noch im Dunkeln. Trotzdem ließen Lina und ich es uns nicht nehmen, wenigstens mit den Beinen ins angenehm warme Wasser zu hüpfen. Anschließend saßen wir in einer größeren Gruppe noch ziemlich lange dort herum und erzählten. Mit einer der letzten Bahnen fuhren wir zu unserem Hostel, wo wir in eine Bar gingen.
Am Montag fuhren wir nach Monaco. Wir konnten nur mit einem öffentlichen Bus dorthin gelangen. Wir liefen Monte Carlo ab. Dort sieht alles perfekt aus! Der Rasen hat überall die gleiche Länge, die riesigen und prunkvollen Casinos und Hotels. Die teuren Autos, es sollen wohl auch Diamanten in den Straßen verarbeitet sein, dann die Yachten am Hafen, die Residenz der Fürstenfamilie… also dafür, dass es so klein ist, hat Monaco echt etwas zu bieten.
Zusammen mit Vilije, Rima und Toma fuhr ich in einen Botanischen Garten. Von dort hatte man eine herrliche Aussicht auf die Stadt. Man sah aber, dass es eigentlich nur Hochhäuser sind, aber auf den Dächern haben die Anwohner Gärten angelegt und manchmal richtige kleine Wälder…das ist echt Wahnsinn! Der Botanische Garten hatte ansonsten viele Kakteen und andere einzigartige Pflanzen zu bieten. Außerdem konnten wir eine Grotte besichtigen.
Dann ging es auch schon wieder zurück nach Nizza, wo wir im Hostel unsere Sachen abholten und zum Bus gingen, wo wir die ganze Nacht verbringen sollten…
Am frühen Morgen hielt der Bus auf einer Raststätte, wo wir uns die Zähne putzten und uns ein Dixi-Klo zur Verfügung stand. Das war wieder ein spaßiger Morgen nach einer tollen Nacht im Bus^^. Wir waren also in Straßburg angekommen. Wir haben dort die Kathedrale besichtigt und die schöne Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern. Es sieht alles ziemlich deutsch aus. Mir hat Straßburg sehr gefallen. Wir haben einen französischen Crepe genossen und hatten sogar einen litauischen Laden gefunden. Die Besitzerin konnte allerdings kein litauisch und war auch gar nicht begeistert, dass wir so begeistert waren^^. Straßburg hat viele Bäckereien und überhaupt ist es sehr gemütlich dort, ich mag die Stimmung dort sehr.
Danach ging es wieder zum Bus. Über Deutschland und Prag erreichten wir unser letztes Ziel der Reise Wrocław. Halb vier in der Nacht kamen wir an. Die endete am frühen Morgen oder für manche von uns gar nicht^^.
Der letzte Tag unserer großartigen Reise war da! Es regnete. Also verbrachten wir die Stunde, die wir in Wrocław Aufenthalt hatten, im Einkaufszentrum. Irgendwie war keiner mehr richtig an einer Stadtbesichtigung interessiert und auch nicht bei diesem Wetter, was eigentlich schade ist, da Wroclaw mit seinen vielen Zwergen eine tolle Stadt ist.
Dann fuhr der Bus Richtung Kaunas ab. Die Stimmung war sehr ausgelassen, nachdem wir alle ein paar Stunden geschlafen hatten und wir nutzten die letzten Stunden zum Scharadespielen, mit Singen, das Üben des rollenden „r“ (auch nach acht Monaten in Litauen gelingt es mir nicht^^). Während der Tage habe ich immer besser litauisch verstanden. Es ist echt schade, dass die Konzertreise so spät war, denn erst jetzt haben sich Freundschaften zu Einheimischen aufgebaut. Schon vorher hatte ich zu einigen aus dem Chor Kontakt, aber längst nicht so intensiv, wie jetzt. Es sind alle so nett und die Stimmung im Chor ist toll! Ich werde das echt vermissen, wenn ich in ein paar Wochen wieder nach Deutschland zurück kehre…
Ich muss sagen, es war eine geniale Konzertreise. Ich bin immer noch total begeistert! Ich würde das gerne wiederholen, vielleicht kommt der Chor irgendwann nach Deutschland? Wäre auf jeden Fall super!
Bis bald
Eure Claudia ;-)