Mit der Plattenkamera in Alhambra
Eine Fotoausstellung in Granada vereinbart Werke von Jean Laurent und Fernando Manso und zeigt die zeitlose Schönheit Alhambras. Eine Inspirationserzählung.
Alhambra ist eines der meistfotografierten Motive Spaniens. Hunderte von Touristen schießen jeden Tag Hunderte von neuen Fotos. Die schnellen, auf das Ergebnis orientierten Bilder haben etwas nicht, was mal für die Fotografie essenziell gewesen ist: die Freiheit sich auf das Prozesshafte beim Fotografieren einzulassen. Der Weg ist auch hier das Ziel, denn während des Fotografierens kann schon sehr viel passieren... was das endgültige Ergebnis ganz anders werden lässt, als vorher geplant. Was beim digitalen "Abdrücken" schnell verloren gehen kann ist der respektvolle Umgang mit der Fotografie als Ressource. Die es zweifelsohne wert ist, achtsamer angeschaut zu werden, weil sie uns immer noch sehr viel über uns selbst verraten kann.
Der zeitgenössische Fotograf Fernando Manso (Madrid 1961) war mal wieder mit seiner Plattenkamera unterwegs und hat beeindruckend schöne Aufnahmen von Alhambra und der Umgebung gemacht. Dieselbe Idee hatte schon mal vor 150 Jahren der Franzose Jean Laurent (1816 – 1886). Deren Bilder wirken fast schon intim – sind zweifelsohne Ergebnis einer geduldigen, aufmerksamen Arbeitsweise. Eine Rarität im Zeitalter der schellen digitalen Fotografie.
Was es bei der Fotoausstellung zu sehen gibt, kann einen zum Nachdenken bringen: es gibt unterschiedliche Stile, Karrieren als Fotografen und es gibt unterschiedliche Vorlieben und Geschmäcke. Doch die meisten zeitgenössichen Fotografen haben eines gemeinsam: jeder hat schon mal Fotos in seinem Leben gemacht, die mehr oder weniger erzwungen waren - von dem inneren oder äußeren Leistungsdruck gesteuert. Fotos, die nicht aus purer Freude heraus entstanden sind, sondern dem Zwang zu fotografieren, z.B. um ein schnelles Ergebnis zu erzielen.
Die Fotoausstellung zeigt Bilder, die aus "lebendigem" Licht bestehen, welches auf einem Filmträger eingefangen wurde. Digitale Bilder scheinen im Vergleich dazu in ihrer Beschaffenheit als elektronische Daten abstrakt zu sein. Die digitalen Giga- und Megabytes wirken gegenstandsloser als physisch wahrnehmbares Licht und handfester Filmstreifen, Dias oder Negative. Dadurch, dass die analogen Bilder teurer im Gebrauch geworden sind, wird auch für gewöhnlich achtsamer mit den Aufnahmen umgegangen. Jedes Abdrücken des Auslösers geschieht bedacht und durch die Aufnahmenbeschränkungen werden nur die Motive abfotografiert, die es wirklich "in sich haben". Der Film geht außerdem mit der Zeit kaputt, dh. es gibt einen Limit für Abzüge, was dem ganzen noch mehr Charakter verleiht.
Jean Laurents originelles Katalog von Alhambras Bildern enthält immerhin stolze 400 Aufnahmen. Was deutlich macht, wie beeindruckt der Mann von der Stadtburg sein musste, um ihr so viele kostbare Aufnahmen zu widmen. Für die Ausstellung hat man sich lediglich für 22 seiner kleinformatigen Bilder (20x5cm) entschieden, sowie für 35 großformatige Bilder (200x150cm) von Fernando Manso. Manso hat sich für seine Bilder ein ganzes Jahr Zeit genommen und über 500 Stunden in Alhambra verbracht, was auch beeindruckend lange ist. Das Ergebnis lässt sich sehen und erleben... es nimmt uns auf eine persönliche Reise mit, nicht nur durch Alhambra.