May I travel? // Mai, I travel!
Die letzte Zeit stand ganz im Zeichen von weiteren Besuchen und Reisen...
Es ist schon unglaublich. Jetzt ist die Zeit meines Abenteuers Ungarn auch bald schon wieder vorbei. Ganz glauben kann ich es noch nicht… Die letzten Wochen standen ganz im Zeichen von weiteren Besuchen und Reisen.
- Mit meinen Großeltern und meinem Onkel wurde Budapest auf die etwas andere Art und Weise unsicher gemacht, als ich es bis jetzt mit meinem Besuch immer zu tun pflegte. Da man nach einem Tag Sightseeing per pedes etwas fußfaul ist, entscheiden wir uns dazu, mit dem Böötchen die Donau hinauf zu schippern. So kommt es, dass es uns nach Szentendre verschlägt, wo aufgrund des 1. Mai-Feiertages eine Menge los ist. Immer mal wieder geht jemand verloren, aber irgendwie schaffen wir es dann doch alle wieder heil in die Stadt.
- Zusammen mit einer Freundin mache ich mir zum ersten Mal ein eigenes Bild von Polen. Dort war ich vorher noch nie. Selbst nach nur zwei Tagen steht für mich aber fest: Polen hat so viel zu bieten, dass es für mich nicht das letzte Mal im Land der Piroggen gewesen sein wird. Wir nehmen Krakau genauer unter die Lupe, das eine verschlafene große Kleinstadt ist. Insgesamt werde ich in den kommenden Wochen immer ähnliche Konstruktionen von Städten entdecken: häufig gibt es ein jüdisches Viertel, viele Kirchen, mindestens eine Synagoge, ein Schloss und einen Fluss, an dem das alles gelegen ist. So ist es in Krakau und so soll es dann eine Woche später auch in Prag sein. Aber dazu später mehr. Auf jeden Fall ist Krakau einen Besuch wert. Kurz überlegen wir, ob wir Auschwitz einen Besuch abstatten sollten, kommen aber zu dem Schluss, dass wir uns dafür viel Zeit nehmen sollten. Stattdessen setzen wir uns auf eine etwas positivere Art mit der jüdischen Geschichte auseinander indem wir durch das jüdische Viertel schlendern und die vielen kleinen Gassen anschauen. Ins Schindlers Liste Museum gehen wir auch, kommen aber zu dem Schluss, dass es nicht ganz unseren Erwartungen entspricht. Wobei die Darstellung des 2. Weltkrieges aus Polnischer Sicht auf jeden Fall mal interessant ist...
Das rege Nachtleben Krakaus lassen wir uns auch nicht entgehen und finden uns wenig später in einem Mehrgenerationen-Club auf dem Marktplatz, an dem sich alles abspielt. Die Nacht wird zum Tag und ein Taxi zu unserem einzigen Weg zurück zum Hostel.
Was Krakau sonst noch so zu bieten hat: Sonnenuntergänge vom Schloss aus betrachten, viele Polnische Süßigkeiten, Personal, das eher kein Englisch (und auch kein Deutsch) spricht, einen Kellner, der sehr gut über das hiesige Nachtleben Bescheid weiß, gutes Wetter und ein gutes Verkehrsnetz.
Irgendwie hat mich in der letzten Zeit das Reisefieber gepackt. Ich habe begonnen zu realisieren, dass die Zeit in Ungarn für mich nicht unendlich ist. Es gibt so viele Plätze, die ich gerne mit allen Sinnen wahrnehmen würde…
- ...aus diesem Grund beschließen eine Freundin aus Budapest und ich das Wochenende darauf nach Prag zu fahren. Wie der Zufall – oder eher die gute Kommunikation von Reisezielen…? - es will, verschlägt es zwei mir sehr wichtige Potsdamer auch dorthin, sodass wir zu viert die Stadt Kafkas unsicher machen. Unser Hostel ist…interessant. Aber mehr als schlafen müssen wir dort ja nicht. Und selbst das kann man auch – zumindest tagsüber – sehr gut im Park in Form eines Powernaps erledigen. Wir sind sehr wissbegierig und nehmen darum direkt an zwei Stadtführungen teil – unsere Eltern wären stolz auf uns. So viel Kultur. Und dann auch noch freiwillig… Ob das das Alter macht?! So erfahren wir, wie es zur Tschechischen Flagge kam (Bier, Wein und die Slowakei. War ja klar, dass mal wieder Alkohol im Spiel ist. Bier ist hier wie wir durch Hörensagen schon vernommen hatten, erstaunlich billig. Die Bezeichnung Prags als die Stadt „in der Bier billiger ist als Wasser“, kommt nicht von Ungefähr…), viel über die gescheiterte Schauspielerkarriere unseres Guides und entdecken Kafkas Haus.
Prags Aufteilung erinnert ein bisschen an Budapest und ich beginne zu realisieren, wie viel mir Budapest mittlerweile bedeutet. Genau wie Budapest gibt es einen flachen Teil (inklusive Altstadt, Shoppingstraße und jüdischem Viertel) und die Berge inklusive Schlosskomplex (gefühlt jeder Herrscher hat sein eigenes Schloss an den Komplex angebaut, was in einer bizarren Mixtur aus Baustilen unterschiedlichster Epochen resultiert…), einem Miniatur-Eifelturm und einem überdimensionalen Pendel, welches vor dem Rückschritt zum Kommunismus/Faschismus warnen soll. Gekrönt wird alles von der Moldau, die die Stadt in zwei Teile teilt und in ihrer Mitte eine Insel (Parallelmotiv: Margaret Island in Budapest) beherbergt.
Neben Powernaps in den zahlreichen Parkanlagen, der Verwirrung über eine weitere Währung, die nicht der Euro ist (und da sagt man immer, dass der Euro eine europäische Währung ist. Im Osten Europas ist das noch nicht so ganz angekommen…), einem Mitternachtsspaziergang über die gruselige Karlsbrücke (Karl hat das ganze Stadtbild geprägt; sein Name ist omnipräsent) und einer unglaublichen Hitze, ist am Samstag auch noch eine Schlossbesichtigung bei nahendem Gewitter angesagt. So voll der Besuch auch klingen mag, ich komme richtig zum Entspannen und genieße jeden Moment, den ich mit meinen Freunden haben darf. Die Tatsache, dass wir alle Englisch reden, obwohl wir drei Deutsche und nur eine Nordirin sind, führt zu einer abnehmenden Hemmschwelle von undurchdachtem Gebrabbel. Persönlichkeitswandel is coming…
- Ein bisschen studieren muss ich zwischen drin dann auch immer mal wieder. Mittlerweile ist Klausurenphase angesagt, für die ich etwas tun muss. Spoiler: soweit bis jetzt bekannt, habe ich aber alles bestanden – trotz Reisen und Lebengenießen.
- Es steht mein letzter Besuch aus Deutschland an, bevor es für mich wieder nach Deutschland geht. Wir stellen fest, dass Bücherläden (zumindest in Budapest) Happy Hour haben, erkunden Ungarns kulinarischen Seiten, gehen zusammen in einem riesigen Gebäudekomplex feiern, lassen uns bei einer Open Jam Session in einer Ruinbar treiben und bereiten uns auf unseren Trip nach Rumänien vor, zudem noch zwei weitere Freunde zu uns stoßen werden.
Rumänien. Dazu hatte ich vorher keinerlei Vorstellungen. Doch, vielleicht die, dass alles etwas unentwickelt ist und die Menschen eher in Kutschen als in Autos unterwegs sind. Auf dem Land mag dies vielleicht zutreffen – wobei ich eigentlich davon überzeugt bin, dass die zunehmende Industrialisierung auch in Rumänien seine Spuren hinterlassen hat… Ich nehme es auf jeden Fall als relativ entwickeltes Land wahr -, in Timisoara, der Stadt, in der wir das Wochenende verbringen, trifft dies aber definitiv nicht zu. Ein Taxi nachts um Mitternacht außerhalb der Stadt ohne Rumänische Lei in der Tasche zu finden, ist zwar sehr kompliziert, wenn das Taxi dann aber mal da ist, wird einem sehr schnell bewusst, dass es sich nicht um eine langsame Kutsche handelt. Zu was manche Fahrer teilweise im Stande sind – Zigaretten ordnen, telefonieren, nicht angeschnallt sein, nicht blinken und die Spur nicht halten können; da kann sich so mancher noch etwas abschauen… - ist schier unglaublich.
Unser Unterkunft stimmt uns etwas auf die vielleicht etwas verbreiteten Klischees über „den Osten“ ein: wir kommen in einem Plattenbau aus der kommunistischen Ära unter; Geschichte zum Anfassen. Timisoara ist relativ klein. Das ist aber gut. Dann kann man alles zu Fuß erreichen. Wie wir es jeweils an beiden Tagen trotz ausgedehnten Pausen für Mittagsschläfchen auf 20 km kommen, ist ein kleines Rätsel… Das Bedürfnis nach einer Stadtführung kann leider nicht gestillt werden, weshalb sich von uns jemand erbarmt und die anderen mit der Stadtkarte aus dem Tourist Office gewappnet durch die dritt größte Stadt Rumäniens führt… Das Stadtbild ist geprägt von Frühstücks-/Mittagessens-/Abendessensplätzen, Cafés, Kebabständen...und natürlich den berühmten Sonnenschirmen, die an Leinen aufgefädelt über der Fußgängerzone hängen. Interessant sind auch die verschiedenen Arten von Kirchen, die hier anzutreffen sind.
Wie es der Zufall will, ist an dem Wochenende Museumsnacht. Darum darf ich die anderen in die Kunstausstellung schleppen nachdem wir Zeuge eines mittelalterlichen Schauspiels und Feuertänzen geworden sind.
Der Aufenthalt wird gekrönt von einem kräftigen Schnuppern an den Rosen im Rosarium, Ausschlafen (das habe ich ewig nicht mehr getan), frischer Luft und Schwimmkerzen, die am letzten Abend während unseres Abendessens an uns vorbei schippern.
Vielleicht noch ein paar Worte zur Sprache: Rumänisch ist eine romanische Sprache, weshalb Italiener durchaus einen Vorteil haben. Falls Italien mal zu teuer für den Urlaub sein sollte, kann ich Rumänien darum von Herzen empfehlen.