Letzter Monatsbericht: Juni
Jmaintheworld Auslandsaufenthalt ist zu Ende. Was bleibt sind viele Erfahrungen und Erinnerungen. Gefühlvoll fasst er das letzte Jahr noch einmal zusammen.
Cwmbran/kurz vor Bochum (jma) – Tränen der Traurigkeit und der Vorfreude laufen mir über die Wangen. In meinem zehnten und letzten Auslandsartikel muss ich leider schon auf ein aufregendes und erlebnisreiches Jahr zurück blicken. Doch bevor ich Wales verlasse und nach Deutschland zurückkehre, wollte ich doch endlich noch mal nach Schottland und Nordwales.
19. Juni 2oo7: Ich stecke auf der Autobahn Richtung Hamburg im Stau. Kein Vor- und Zurückkommen in Sicht. Genug Zeit also, um mir mal zu überlegen, was ich aus meinem Zivildienstjahr mitnehmen kann. Da wären natürlich meine ganzen Kurztrips nach Finnland, Schweden, Litauen, Deutschland, Spanien, England, Irland und nun auch noch Nordwales und Schottland.
Nach Schottland ging es mit allen Volunteers und damit wir nicht wie in Irland in der Hauptstadt verweilen, haben wir im Voraus eine Tour durch die Highlands gebucht. So absolvierte ich in den Tagen meinen fünfzehnten und sechzehnten Flug in diesem Jahr (ich gebe zu: ein wenig unverschämt hört es sich an) und verbrachte eine wunderschöne und lustig geführte Tour durch eine atemberaubende Landschaft. Im Norden von Wales genoss ich in einem Bed & Breakfast-Haus eines Freundes das typisch walisische Flair. Landschaftlich gesehen besteht es aus etwas irischer Küste und schottischen Hügeln.
Nun aber zurück zu dem was mir das Jahr noch gebracht hat. Viele neue Freunde, die Erkenntnis, dass wir in Deutschland ruhig auf einige Dinge stolz sein können. Und dass englisches Essen dick macht und ungesund ist, beziehungsweise gesundes Essen teuer ist.
Doch auch aus den negativen Erfahrungen habe und musste ich lernen. So ließen wir unsere älteren Nachbarn sich einfach beschweren, weil sie sich an aus dem Fenster wehenden Gardinen störten. Zugegeben, sie mochten uns nicht besonders gerne und taten alles um uns zu vergraulen. Meine kleine Narbe wird mich immer daran erinnern, dass ich in Spanien demnächst besser auf mein Trinken aufpassen werde. Außerdem habe ich Respekt vor Teenagern, die sich von kleinen Einbrechern und Randalierern zu netten und grüßenden Einheimischen wandeln können.
So langsam wird es warm im Auto, denn trotz geöffneten Fensters fehlt der Fahrtwind, weil wir stehen.
Schon jetzt weiß ich, dass ich nach einer Woche das simple Leben vermissen werde, an das ich mich so gewöhnt habe. Nach der Arbeit oder auch zwischendurch in die Bücherei zu gehen, um meine Mails zu checken und die deutschen Nachrichtenseiten durchzustöbern. Auf dem Weg nach Hause hielt ich meist am Pub an, wo ich eine Runde Billard spielte und immer einen meiner Fußballer traf. Und zu Hause angekommen wurde gemeinsam mit meinen Mitbewohnern gekocht, gelacht und auch mal sauber gemacht.
Am schwersten fiel der Abschied von meinen Klienten, denn über ein Jahr baut man schon eine gewisse Beziehung auf. Zusätzlich war ich für viele von ihnen der erste Volunteer und somit auch eine bleibende Erinnerung. Außerdem werden mir die vielen Rollen fehlen, in die ich Woche für Woche und Tag für Tag hineingeschlüpft bin. Vom WG-Mitbewohner über den Ausländer und trotzdem auch manchmal dem Einheimischen bis hin zu einer Person, die versucht hat den sehr parteiischen und mit Vorurteilen bestückten Briten, Deutschland und die Mentalität näher zu bringen.
Alles in allem hätte ich es auf jeden Fall wieder so gemacht und bereue keine Sekunde auch wenn ich von meinen besten Freunden und der Familie getrennt war.
Der Stau löst sich auf und in wenigen Stunden bin ich wieder in Bütlingen.
Danke fürs Zuhören und Lesen, Euer Jan Martin Ahlers!