Lass uns ein Regal voll machen!
Es gibt viele Momente, die es wert sind, bewahrt zu werden. Um sich später an sie zu erinnern. Wie gut wäre es, wenn man sie in Gläser füllen könnte, um sie hervor zu holen, wenn man sie braucht...
Als ich klein war habe ich gerne "Die wilden Hühner" gelesen und ein Szene ist mir sehr gut im Gedächtnis geblieben:
Am Ende des dritten Buches liegen sie alle in den Betten und Frieda sagt: "Ich wünschte, man könnte die schönsten Momente in Marmeladengläsern einfangen, in ein Regal stellen und dann immer dran schnuppern, wenn man eine Portion Glück und gute Laune braucht."
Es gibt viele Momente, die ich gerne einfangen würde.
Als ich das erste Mal auf die Idee kam, bin ich gerade mit Luisa, Jado und Monim zum Bennet einkaufen gefahren.
Jado sang wie immer, es war Gigi D'Allesio. Luisa holte ihren kleinen Lautsprecher raus und sie sangen im Auto und später auf dem Parkplatz zu der Musik, die ertönte. Sie mit ihrer wunderbaren, klaren Stimme und er mit dem "wahren italienischen Akzent", während der Schnee fiel und es ein weißer Winter wurde.
Ein anderes Marmeladenglas würde vielleicht den letzten Schultag enthalten, an dem meine Lehrerin Pannetone und Sekt mitbrachte, und wir mit nur sechs Leuten dort saßen, aßen und tranken und redeten. Als die Hälfte ging beschlossen Carlos, Mamen und ich, dass wir dringend den Bus bekommen mussten, und fuhren in den Esselunga, um ein Bierchen zu kaufen. Die spanische Freiwillige aus der weiblichen Communita wurde kurzerhand abgeholt und so saßen wir dann alle zusammen noch ein Stündchen in Mamens Wohnung und redeten über Gott und die Welt – natürlich in italienisch.
Als ich mit Monim einen grünen Weihnachtsbaum aus Zeitung gebastelt, angesprüht und beklebt hatte war ich auch sehr glücklich, weil er mich in das "Herstellungsrezept" eingeweiht hatte, von dem ich versprechen musste es niemandem zu sagen.
Wenn Jado fröhlich zu mir kommt und mir sagt "Anna, heute haben wir beide Post bekommen", dann glitzern seine Augen, so ähnlich, wie wenn er mit Andrea den Puffysong (die italienischen Schlümpfe) singt und sie dazu tanzen, wie kleine Kinder.
Vor einer halben Woche kam Kati hier an und es schneite so das erste Mal so richtig, ich bin zum Bahnhof per Anhalter gefahren und auf dem Rückweg hat Konstantin die Taschen getragen und wir haben uns prächtig im Schnee amüsiert.
Später am Abend haben wir dort auch noch einen Tee getrunken.
In dieser Nacht sollten Luisa und Kati bei mir übernachten, es gab kaum Schlaf, denn aufgrund des heftigen Schneefalls wollte Alberto mich nicht mehr fahren lassen, und so standen wir alle um vier Uhr auf (d.h. Vom Aufstehen kann bei Luisa und mir keine Rede sein, wir haben bis vier Uhr im Wohnzimmer gesessen, gequatscht und Kathi beim Schlafwandeln zugeschaut) und während Luisa und ich im Office warteten und FIMO Videos schauten, fuhr Alberto Kati an den Bahnhof.
Es gefällt mir auch, wenn Marek nach der Schule für mich noch kocht, weil wir das Abendessen verpasst haben und alles weg gegessen wurde.
Als ich gestern ein Mädchen am Busbahnhof Famagosta kennen gelernt hab und als sie schon fast weg war noch ihre Nummer noch durch Handzeichen und "an die Scheibe schreiben" bekommen hab, da kam ich mir vor, wie in einem Film.
Mit Angelo und Andrea Wetten abzuschließen, über Katzen mit Ohren und dass Zweiterer mir seine Handschuhe gibt, weil er Angst hat, dass ich die Nacht draußen verbringen muss, lässt mich lächeln.
Wenn mein kleiner Maxi kommt, um mir "Tschüss" zu sagen und sich super mit den Jungs versteht, mit mir kocht. Ich werde die Tage nicht vergessen, wobei ich den Moment in dem sein Zug wegfuhr lieber verdrängen würde.
Wenn die Polizeieskorte uns den Seitenstreifen im vollen Schneechaos von Milano freimacht, damit wir die armen Leute einsammeln können, die zu Fuß auf der Autobahn sind, dann weiß man, dass man das noch seinen Kindern erzählen kann.
30 nette Soldaten, die drei unschuldige Mädels, die Weihnachtsgeschenke in Milano suchen durchlassen, flankiert von ihren Schneeschippen.
Rabi, der mich heute "Gutschwein" genannt hat und mich zur "Mundschenkin des Hauses" ernannt hat und der der beste Kaffeemittrinker der Welt ist.
Jonathan, der, wie ich, vorgestern nicht mehr heim kam und mir mit einem strahlendem Lächeln und seiner hübschen Freundin an der Hand, verkündet hat, dass er jetzt schon nach Hause fahren darf.
Zuhören, wie Stephano begeistert mit seiner Mama spricht und ihr verkündet, dass er gerade auf einem abgelegenen Parkplatz seine erste Fahrstunde mit mir hatte und das wirklich hervorragend gemeistert hat, der verschmitzte Blick, den er mit seitdem manchmal zuwirft.
Michele, der mit jedem Tag froher wird, weil seine Tage hier ablaufen, seine Strickliste immer in der Tasche.
Indisch essen auf der "Fiera die Artigiano" mit Luisa und Sophie, Aperitivo in einer Bar mit drei Spaniern und zwei Deutschen in vier verschiedenen Sprachen.
Was machen eigentlich eine Spanierin, ein Pole und eine Deutsche an einem Tisch und warum zur Hölle sprechen die englisch.
Silvia, wenn sie Männerwitze macht, weil Marek, die ja eh noch nicht versteht.
Und noch viel mehr...
In diesem Sinne machen wohl die kleinen Dinge des Lebens glücklich.
Frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr an alle!