Knappe drei Wochen arbeiten
Meine ersten drei Wochen "arbeiten" sind nun fast rum und hier ist was seitdem so alles passiert ist:
Dann weiter wo ich das letzte Mal aufgehört habe. Montag der 04. September war also unser erster Arbeitstag. Die Schule hat grob gesagt 3 Klassen. Die erste Klasse ist einzeln, dann zweite und dritte zusammen und vierte, fünfte und sechste. Jeder von uns drei Freiwilligen ist einer dieser Klassen zugeordnet. Ich bin der 2. und 3. Klasse zugeordnet, wobei ich verhältnismäßig wenig Zeit mit ihnen verbringe, da ich ja im Garten arbeite. Am Montag habe ich dann aber trotzdem die ersten Stunden mit der Klasse verbracht. Das war so eine Klassenleiter-Stunde, wo alle gefragt wurden, wie es ihnen geht und dann offizielles besprochen wurde, was ich so mitbekommen hab. In meiner Klasse ist ein Mädchen aus Irland, die jetzt das erste Jahr in Lettland ist, und so am Anfang hauptsächlich mit mir geredet hat.
Dennoch bin ich überrascht, wie viele Kinder schon Englisch sprechen. Auch gab es am ersten Montag früh einen Kreis in einem großen Raum und die ganze Schule hat zusammen ein Lied gesungen. Die anschließende Klassenleiterstunde wurde dann unterbrochen durch die Frühstückspause. Zu dieser Pause gehen alle in den Essensraum und essen ihr mitgebrachtes Frühstück, was allerdings nur aus Obst, Gemüse, getrockneten Früchten und Nüssen bestehen darf.
Um 11 Uhr des ersten Tages habe ich mich dann das erste Mal mit Sandra getroffen, der Mutter, die verantwortlich für den Garten ist. Mit ihr habe ich dann einen Rundgang durch den Garten gestartet, der deutlich größer als erwartet ist und ich hab gleich gelernt was ich alles nicht weiß: wie Quinoa und Amaranth aussehen, was es alles für verschiedene Formen von Bohnen gibt, die Gartenform des Permaculture Garten, Scābene… Auch haben in der Schule die Kinder einen Raum, den Sonnengarten, indem jedes Kind, das möchte, ein kleines eigenes Stück Land haben darf, welches es selbst bestellen, aber dann auch ernten darf. Wir helfen dabei nur, geben Hinweise und passen auf, dass andere Kinder nicht nehmen, was sie nicht selbst angebaut haben. Die Gärten der Kinder sind allgemein alle sehr ordentlich und haben teilweise noch viele Früchte.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Schule ist die Draußenpause. Die Kinder müssen in den 40min alle raus, egal welches Wetter gerade ist und können diese Zeit nutzen zum spielen oder um z.B. bei ihrem Garten mal wieder vorbeizuschauen. Meist versuche ich mich also in der Pause in der Nähe des Gartens aufzuhalten, was aber nicht immer klappt mit anderen Aufgaben und anderen Kindern, die von den Apfelbäumen gern Äpfel sammeln gehen wollen. Dort dürfen sie allein aber nicht hin. Scābene ist übrigens Sauerampfer und wird von den Kindern sowohl gern angebaut, als auch gern sofort gegessen und ich muss sagen er schmeckt interessant sauer ;)!
So dann zum Dienstag: Das war der Tag, an dem Sandra mir früh kurz gezeigt hat, wo ich Unkraut jäten soll, und das war dann meine Aufgabe für den ganzen Tag. Das war auch Tagesfüllend aber sehr langweilig. Nicht das ich es nicht erwartet habe, aber ich kannte noch kaum etwas und wusste nicht was meine Aufgaben sind und was von mir erwartet wird. Aber so einen einseitigen Tag hatte ich bis jetzt auch nicht wieder und ich denke ich würde ihn mir selbst anders gestalten. Im Garten habe ich bis jetzt selten Dinge doppelt gemacht, wir haben unglaublich viele Tomaten geerntet und zwar auch grüne, da sie noch nachreifen werden im Dunkeln. Ich hab mit den Kindern kleine Alpenpfeilchen eingepflanzt, hab Gerste gepflanzt die auch schon wächst, hab Sonnenblumen, Gurken und verschiedenste Bohnen geerntet, Äpfel aufgesammelt, das grüne von Kartoffel abgeschnitten, verschiedenstes im Internet recherchiert usw.
Wir Freiwilligen helfen außerdem häufig in der Küche mit beim Äpfel schneiden, Bohnen schneiden, Cranberries sortieren und ähnliche Aufgaben. Das Essen, das wir in der Schule bekommen ist sehr gut. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass es sehr wenig gibt, aber dem ist nicht so wir können uns nachnehmen und außerdem folgt knappe 2h nach dem Mittag ein sehr guter Nachmittags Snack. Das Essen wird von einer sehr netten Frau gemacht, die gleichzeitig auch die Mutter eines der Kinder aus der Vorschule ist. Sie hat auch unglaublich viel Ahnung vom Gärtnern. Die Tomaten sind z.B. ihr Reich und Sandra und ich haben ihr quasi beim Ernten geholfen. Außerdem durfte ich Sandra über die Schulter schauen beim Bearbeiten des Gartenplans, da der Schulgarten ein Ökosiegel hat, welches jedes Jahr erneuert wird und dabei muss alles dokumentiert werden, also z.B. welche Art wo und wie viel gepflanzt wurde und wie viel Ertrag dabei herauskam.
Des Weiteren machen wir drei Freiwilligen in jeder Klasse eine Europastunde in der Woche, was mich drei Tage der Woche mitten am Tag aus dem Garten rausreißt, aber gleichzeitig auch eine Möglichkeit ist, die Arbeit etwas aufzulockern. Ansonsten habe ich noch genug über Permakultur Gärten zu lernen, als das ich auch bei Regen etwas zu tun hab. Ansonsten hat die Schule bis jetzt so viele besondere Tage, dass ich kaum glaube, dass so etwas wie Alltag einkehren kann bzw. sieht man den nächsten Höhepunkt schon kommen. In der ersten Woche gab es den Sporttag, an dem wir verschiedene Sportspiele gemacht haben. Heute war Olympischer Tag für die Vorschule und morgen wird der für die Schulkinder sein. Außerdem ist Montag so etwas wie ein Erntedankfest geplant.
So ein richtiger eingespielter Nachmittagsalltag hat sich bei uns noch nicht eingestellt und wir entscheiden eher spontan was wir jeden Tag nach der Schule machen. Dabei haben wir in der ersten Woche an einer Filmpräsentation über eine etwas andere Schule in Irland teilgenommen mit anschließender Diskussion, an der Evija teilgenommen hat. Einen Abend habe ich mich mit meiner Mentorin getroffen und wir haben uns unterhalten und etwas kennengelernt. Am Wochenende sind wir dann nach Riga gefahren, um an der Balta Nakts teilzunehmen, der weißen Nacht. Das ist ein Konglomerat aus verschiedenstes Kunstinstallationen, die mit Licht arbeiten und häufig Musik. Außerdem sind wir zu einer Insel im größten Fluss Lettland im Daugava gelaufen, da der im Sommer dank irgendwelcher Wasserenergieanlagen sehr wenig Wasser hat. Auf dieser Insel steht die älteste Kirche des Baltikums und wir hatten Glück mit tollem Wetter. In unserer zweiten Schulwoche haben wir dann an einem hügeligen Lauf teilgenommen, was sehr schön war, da die Sportlehrerin der Schule uns übersetzt und erklärt hat, was passiert.
Letzten Freitag sind wir dann zu unserem On-Arrival Training aufgebrochen. Das ist auch Teil des EFD und ist obligatorisch. Dort haben wir dann andere Freiwillige aus Europa kennengelernt, die alle ihre Projekte in Lettland haben. Das hat viel Spaß gemacht und war super interessant wo sie herkommen, wo sie stationiert sind und was sie dort machen. Es waren fast die Hälfte der Leute deutschsprachig, genau Hälfte-Hälfte Deutsche und Österreicher. Wie uns schon vorher berichtet wurde, sind diese dann aber auch tendenziell die jüngsten mit 18/19 Jahren und die Freiwilligen aus anderen Ländern machen einen EFD eher nach dem Studium.
Mithilfe verschiedener Spiele haben wir die Freiwilligen und ihre Mentoren, die auch mit waren kennengelernt, haben mehr über den EFD gelernt, über unsere Rechte und Pflichten, welche Rolle unsere Mentoren übernehmen sollen usw. Dann haben die Mentoren für uns einen lettischen Abend organisiert, also selbst gestaltet, da nicht alle so ein Glück haben wie wir. Wir sind in einer sehr traditionsbewussten Schule und haben sogar einige der Tänze schon am 01.09. getanzt. Außerdem haben wir über Schwierigkeiten in unseren Projekten gesprochen und haben am zweiten Abend quasi als Revenge einen internationalen Abend gemacht, wo jeder aus seinem Land etwas vorgestellt hat. Am Montag sollten wir dann ein eigenes kleines Projekt in 5er Gruppen organisieren, das einen positiven Einfluss auf die Bevölkerung entweder Ogres oder Rigas haben sollte, da das zu dem Ort wo wir übernachtet haben die nächsten Städte sind. Meine Gruppe hat Leute auf der Straße in Riga angesprochen, ob sie nicht gern eine nette Nachricht an eine fremde Person schreiben möchten und sich selbst im Gegenzug auch eine nehmen wollen. Das hat so halb funktioniert, aber ich glaube im Endeffekt sind wir doch mit dem Resultat ganz zufrieden. Insgesamt war auch das On-Arrival Training eine gute Bereicherung.