Kanadisches Hochschulsystem
Ich dachte mir, dass es vielleicht interessant für euch sein könnte, wenn ich mal meine Eindrücke des kanadischen Hochschulsystems zusammenfassen würde! :)
In Québec kann man nach dem Abitur so wie in Deutschland innerhalb von 3 Jahren einen Bachelor erlangen und einen Master in 2 Jahren. Nur dass der Bachelor hier Baccalauréat genannt wird. Das entspricht dem französischen Wort für Abitur- also das nicht verwechseln, falls ihr mit dem Gedanken spielt in Québec zu studieren.
Zeitplan
Das deutsche Jahr eines Studenten ist in 2 Semester eingeteilt, im kanadischen System wird mit Trimestern gerechnet. Es gibt die zwei Trimester “Session Automne”, “Session Hiver” in denen man sehr viel für die Uni arbeitet und die “Session Été” in der die meisten Studenten weniger Kurse belegen und arbeiten gehen, um die Studiengebühren bezahlen zu können. Ein Kurs pro Woche dauert in der Regel 3 Stunden, also doppelt so lange wie ein Kurs in Deutschland. Ich habe feststellen müssen, dass man hier aber den gleichen Stoff anstatt in 3 Stunden auch in 1 1/2 Stunden vermitteln könnte.
Studiengebühren
In Québec bezahlt ein kanadischer Student in der Regel pro Kurs rund 300$ und damit pro Trimester 1500$. Für ein gesamtes Bachelorstudium muss man also sehr viel Geld investieren. Ausländische Studenten zahlen 17000$ pro Jahr an Studiengebühren. Ich bin allerdings von diesen befreit.
Lernverhalten und Prüfungen
Meiner Ansicht nach sind diese hohen Studiengebühren der Grund für das sorgfältige und konzentrierte Lernen der Studenten hier. Seitdem ich hier bin, stelle ich mir die Frage, ob nicht doch unser kostenloses Studiensystem der Grund dafür ist, dass wir etwas fauler sind (verglichen mit den SEHR ehrgeizigen Kanadiern)… Man weiß den Wert der Bildung nicht mehr zu schätzen. Was denkt ihr darüber? Ich bin etwas zwiegespalten, weil ich eigentlich finde, dass Bildung für jeden kostenlos sein sollte.
In Kanada nimmt man nicht wie in Deutschland 6 oder 7 Kurse pro Trimester, sondern eher 4-5 Kurse. Das kanadische Hochschulsystem legt weniger Wert auf viele Präsenzstunden als auf eigenständiges Arbeiten. In Deutschland schreibt man am Ende jedes Semesters eine Klausur und oft ist das die einzige Leistung, die man für einen Kurs erbringen muss. In Kanada hingegen schreibt man in der Regel 2 bis 3 Klausuren pro Trimester (in einer Woche habe ich schon meine erste Klausur :S) und muss noch zusätzliche schriftliche Einzelleistungen oder Gruppenarbeiten erbringen, die benotet werden. Ich finde das nimmt einem die Angst vor den Klausuren, da es nicht nur auf eine Note ankommt, sondern auf mehrere.
Inhalt des Studiums
In Québec wird bereits im Bachelor sehr viel wert auf Spezialisierung gelegt. Denn oft reicht ein BAC aus, um eine gute Stelle nach dem Studium zu finden und es wird nicht zwingend ein Master vorausgesetzt, wie es in Europa momentan der Fall ist. Alsos studiert man Politik, studiert man wirklich nur Politik und muss nicht, so wie in Deutschland noch Statistik oder andere Fächer dazu wählen. Das ist meiner Ansicht nach deutlich besser. Beispielsweise auch in BWL spezialisiert man sich schon im Bachelor auf eine Richtung!
Unileben
Eigentlich spielt sich das gesamte Leben auf dem Unicampus ab, der sich (so wie in den USA) ausserhalb der Stadt befindet. An der Universität Laval sind ungefähr 50.000 Studenten eingeschrieben und es gibt viele verschiedene Fakultäten. Von Medizin, Literatur, BWL-VWL, Sprachen über Forstwirtschaft und und…, da ist für jeden ein passender Studiengang dabei. Aber zur Universität Laval werde ich noch einen extra Beitrag schreiben. :) Hier gibt es viele Fakultätshochschulgruppen, aber weniger Gruppen ausserhalb.
Das Sportangebot ist riesig und wie in jedem amerikanischen FIlm, wird auch hier mit großem Applaus die Unimannschaft angefeuert. Sei es für Rugby, Football oder Hockey.
Finanzen
Neben den Studiengebühren muss man auch die immens hohen Kosten für Bücher und Lebenserhaltungskosten einplanen. Teilweise können Bücher bis zu 170$ kosten.
Wie ihr seht, ist hier doch einiges anders, aber ich finde das System so ehrlich gesagt besser! Denn man muss regelmäßig Leistungen erbringen und muss sich so etwas motivieren. Natürlich ist das nicht jedermanns Sache, aber mir hilft dies etwas mein Studium besser zu strukturieren. :)