Jugendarbeitslosigkeit in Spanien
Es ist kein Geheimnis das die Jugendarbeitslosigkeit in Spanien extrem hoch ist. Aber wie gehen junge Spanier damit um, was sind die Auswirkungen?
Man könnte meinen die Frage "...und was machst du so beruflich?" sei für Arbeitslose unangenehm. Aber, anders als in Deutschland, ist es in Spanien kaum jemand peinlich über seine Arbeitslosigkeit zu sprechen. Denn es ist zu normal, schließlich sind über 40% der Jugendlichen arbeitslos. Außerdem tragen die Leute so wenig Schuld an ihrer Situation, dass auch kein Grund zur Scham besteht.
Viele verdienen sich mit kleinen Nebenjobs ohne Vertrag etwas dazu oder versuchen so ihr Studium zu finanzieren, das in Spanien auch einiges an Studiengebühren kostet. Aber auch nach dem Studium bleibt oft nichts anderes übrig als halbtags zu jobben, weil sie keine richtige Anstellung bekommen. So sind viele völlig überqualifiziert und gleichzeitig sinkt die Chance für die, die nicht studiert haben, überhaupt einen Job zu bekommen.
Von Zuhause ausziehen ist mangels Geld deshalb selten eine Option, also wohnen viele dort bis sie eine eigene Familie gründen. Durchschnittlich ziehen Spanier mit 29 aus, Deutsche, als Vergleich, mit 23. Auch WGs sind in Spanien daher eher selten.
Viele Spanier sehen ihre Zukunft im Ausland, oft auch in Deutschland. Doch der Schritt sein Leben im Heimatland tatsächlich hinter sich zu lassen ist schwierig und noch sind es wenige die ihn wagen. Doch immer mehr lernen in Sprachschulen Deutsch, Englisch oder andere Sprachen, um damit entweder in Spanien bessere Jobchancen zu haben oder tatsächlich in einem anderen Land zu leben. Außer den Sprachschulen gibt es auch viele Umschulungs- und Weiterbildungszentren, mit denen viele versuchen ihre Jobchancen zu verbessern.
Obwohl viele Spanier den Glauben an die Politik verloren haben und in den nächsten Jahren keine große Veränderung der Lage erwarten, will der Großteil nur übergangsweise ins Ausland und dann mit ein bisschen Geld und Arbeitserfahrung zurückkommen. Auch, weil ihnen in Deutschland manches fehlt, das Wetter, die Lebensart und die Familie.
Es gab bereits einige Programme deutscher Unternehmen die Spaniern eine Ausbildung in Deutschland ermöglicht hat, mit Sprachkurs und weiteren Unterstützungen. Doch die Abbrecherquote war hoch, spätestens nach der Ausbildung sind die meisten zurück in die Heimat. Es gibt auch Initiativen, die ausgebildeten Erzieherinnen, Pflegerinnen oder Ingenieuren zunächst Sprach- und Vorbereitungskurse in Madrid gibt und dann einen Job in Deutschland vermittelt, was besser gut funktioniert.
Auch der europäische Freiwilligendienst wird von Spaniern hauptsächlich genutzt um Arbeitslosigkeit zu überbrücken. Das ist in Griechenland, Italien und Zypern nicht anderst, ein Auslandsjahr nach dem Abitur ist ungewöhnlich, aber nach dem Studium ist es eine gern genutzte Chance. Denn auch wenn Arbeitslosigkeit kein Grund zur Scham ist, klingt es trotzdem besser zu sagen, dass man einen europäischen Freiwilligendienst macht.
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