Istanbul
Lockenjule besucht Istanbul. Dort stellt sie fest, dass die Stadt am Bosporus vollkommen anders ist als alles, was Reiseführer und gängige Ansichten berichten. Anders, und sehr viel mehr.
Welche Erwartungen hat man als Leser bei dieser Überschrift? Insbesondere, wenn man noch nie in Istanbul war? Ich erlaube mir die vage Vermutung (angelehnt an meine eigenen Erwartungen vor der Reise), dass ein Bericht über den Zauber von 1001 Nacht, die Faszination des Kulturzusammenstoßes von Ost und West und die beeindruckende Geschichtsträchtigkeit der Metropole folgen wird. Ja, einen solchen Bericht hätte ich auch wirklich gern geschrieben. Aber leider unterliege ich sklavengleich dem Zwang der Wahrheitstreue, weswegen die folgende Reisebeschreibung bitte keinem die Reiselust in jene Stadt nehmen soll, aber hoffentlich zu einem kritischen Blick auf die Traumwelten der Reiseführer verhilft.
Kapitel 1 – Ankunft in der westlichsten Stadt Osteuropas
Beginne ich also mit der Ankunft am Flughafen. Er ist riesig, ähnelt dem Frankfurter Personenflughafen - und das nicht nur in der Größe. Denn sobald ich die Halle mit den unzähligen Passkontrollen erreicht hatte, war ich mir fast nicht mehr sicher, ob ich nicht doch in Deutschland sei: Um mich herum hörte ich die verschiedensten deutschen Dialekte, in denen die Leute alles viel zu laut sagten, was sonst keinen, aber auch wirklich niemanden außer ihren Gesprächspartner auch nur im geringsten interessieren könnte und trotzdem alle mithören müssen.
In diesem Moment lernte ich meinen Aufenthalt in Moldawien von einer ganz anderen Seite zu schätzen. Unter das deutsche Gewirr mischte sich ein empörtes Kaugummienglisch, entspringend aus den zahlreichen Mündern ruheständlicher Wohlstandsamerikaner mit halblangen beigen Sommerhosen und weißen Socken in den Sandalen. Zwischendrin hoppelten noch ein paar Franzosen und Belgier hin und her, die nämlich (hahaha, wie schön, dass ich Deutsch bin) trotz der EU-Mitgliedschaft ein Visum für die Türkei brauchen - was ihnen natürlich als Überraschungsgeschenk erst am Flughafen erklärt wird, wo sie es mit einem kleinen Eilzuschlag in irgendeiner Ecke noch käuflich erwerben können. Ach ja, ich vergaß, irgendwo dazwischen standen auch noch ein paar Türken… es war also tatsächlich alles wie in Deutschland.
Auch die Fahrt zum Hostel kam mir irgendwie vertrauter vor als jede Trolleybusfahrt in Moldawien. Ich fuhr nämlich mit einer nagelneuen U-Bahn und dann mit einer ebenso neuen Straßenbahn. Als ich dann endlich im Altstadtviertel 'Sultanahmed' ankam, war ich schon wieder fast nur von Touristen umgeben. Ich bahnte mir also einen Weg durch die zahlreichen verschlungenen, mit ihren bunten Häusern wirklich hübschen Gassen einen Weg, lief dank des viel zu groben Stadtplans geschätzte dreimal an der Straße meines Hostels vorbei und traf schlussendlich sogar noch auf ein deutsches Pärchen, mit denen ich zwei Stunden zuvor zusammen die Funktion der türkischen U-Bahn-Münzautomaten erforscht hatte. Auch sie waren noch auf der Suche nach ihrer Bleibe, hatten sich aber wohl nach einiger Zeit von einem älteren Mann, der auf einen Nebenverdienst aus war, überreden lassen, von ihm zum Hotel geführt zu werden. Netter Weise zeigte er auch mir den Weg zum Hostel.
Das Hostel selbst war leider nicht das, was seine Internetseite hatte versprochen. Es war nicht wirklich gemütlich, nur unterer Durchschnitt, auch waren nicht besonders viele Gäste da. Der Besitzer, ein Türke in den mittleren Dreißigern, war aber sehr nett und auch der französische Angestellte, ein kleiner grinsender Sarkast. An meinem ersten Abend ging ich zusammen mit dem Besitzer und ein paar anderen Hostelgästen noch etwas essen (zum türkischen Essen komme ich später gesondert) und dann machten zwei Australier und ich noch einen langen Spaziergang entlang des Bosporus. Dann fiel ich auch schon in mein Bett, vom zimmereigenen Heizstrahler gewärmt wie ein Küken unter der Rotlichtlampe.
Kapitel 2 - Als Tier ohne Herde
Der nächste Morgen begann für mich zeitig, denn ich wollte noch vor den Touristenmassen unterwegs sein. Mein erstes und vom gesamten Tourizentrum auch schönstes Ziel war die sogenannte Blaue Moschee. Eigentlich heißt sie Sultanahmetmoschee, wurde aber von den Touristenführern in Blaue Moschee umgetauft, da sie innen mit blauen Fliesen verziert ist. Von außen wirkt die große Moschee mit ihren sechs Minaretten zwar majestätisch, aber nicht gerade schön, da sie einfach nur grau ist mit grauem Dach. Auch der Innenhof der Moschee war bis auf den typischen Brunnen in der Mitte nicht farbenfroh, aber sehr erhaben und in der Morgensonne mit nur wenigen Touristen und einigen Gläubigen sehr angenehm. Barfüßig und mit Kopftuch betrat ich dann das innere der Moschee. Alle Wände und die hohe Kuppel waren aufwendig mit floralen Motiven und arabischen Schriftzügen verziert und der flauschige Teppich unter meinen Füßen erstreckte sich viele hundert Quadratmeter. Ich genoss die Minuten in dem riesigen Gebäude, in dessen Höhen sich die Stimmen der ersten Touristen verloren und deren Wände tiefe Ruhe ausstrahlten.
Als ich dann wieder hinaus in die Sonne trat, und mir einige hundert Meter entfernt die Hagia Sofia entgegenblickte, war es vorbei mit der Ruhe. Das Istanbul der Touristen war erwacht. Überall belagerten einen türkische junge Männer mit ihrem Touristenramsch (Auge-gegen-den-bösen-Blick- Kühlschrank- Magnet und Freunde) und boten ihre Kenntnisse als Touristenführer oder Fotograf an. Die meisten von ihnen standen aber auch einfach nur im Weg und bezirzten alles mit Busen und Hintern mit ihren lang geübten Verführersprüchen à la 'Oh golden girl, you are so beautiful' oder (und das waren die drei Favoriten meiner später nachgereisten Freundinnen und mir): "Are you plastic or are you real?" (Bist du aus Plastik oder echt?), "Oh, you are so white!" (Oh, du bist so weiß!) und "Your body is even more perfect than mine!" (Dein Körper ist noch perfekter als meiner!). Zwischen all diesen nervtötenden, unterbeschäftigten Junghengsten rammelten Unmengen von Touristen durch die Gegend. Am liebsten natürlich in einheitlich mit Sommerhemd/-bluse, Sonnenschutzkappe und Gesundheitssandalen uniformierter und mit Digitalkameras und Mini-Leder-Rucksäcken bewaffneter Großgruppe; geführt zumeist von einem drahtigen türkischen Gartenzwerg mit ehemaliger Radioantenne in der Hand, auf die ein siffiges Kuscheltier aufgespießt ist, damit die Herde immer Bescheid weiß, wo sich das informationsgeladenen Alphatierchen gerade aufhält. Der einzige Vorteil dieser beständigen Völkerwanderung innerhalb des Altstadtviertels war, dass man selbst keine Führung brauchte, weil man sich einfach zu einer der hundert Gruppen dazustellen und die Erklärungen im gebrochenen Ausländisch mit verfolgen konnte.
Ich bahnte mir also meinen Weg durch das Gewühl hin zu meinem nächsten Ziel, dem sogenannten Topkapi-Palast. Dieser älteste und berühmteste erhaltene Sultanspalast der Stadt war ganz in der Nähe direkt auf einem Hügel über dem Bosporus gelegen. Mein Herz blutete bei den zehn Euro, die ich für den Eintritt berappen musste, aber ich wurde in dem riesigen Areal mehrerer Innenhöfe und unzähliger Gebäude angemessen entschädigt. Und auch wenn man vom Palastleben bis auf die Abgeschiedenheit von der Außenwelt nicht so viel mitbekam (die meisten Räume waren zu Ausstellungsräume für Schätze etc. umfunktioniert, was aber trotzdem schön anzusehen war, genoss ich die exotische Flora der reich begrünten Innenhöfe, den weiten Ausblick auf den Bosporus und die Unabhängigkeit des Alleinreisenden, der sich überall dazustellen kann und doch nirgendwo zuhören muss. Für weitere Details des Palastes möge jeder das Internet oder den Reiseführer befragen. Gegen Mittag trat ich heraus, genau zur richtigen Zeit, denn gerade rammelten ungezählte Schulklassen in das Areal und gingen den Touristen mit ihrem 'Hello!' und 'How are you?' auf den Nerv, das sie wahrscheinlich von unzähligen schlechten Vorbildern auf der Straße gelernt hatten.
Ich gönnte mir erst mal eine Pause und ging in den weitläufigen Park neben dem Palast, in dem von hohen Bäumen geschützt große Wiesen grünten und unzählige Tulpen blühten. Die Tulpen, die einem übrigens überall in der Stadt mit ihren bunten Farben entgegen strahlten, haben übrigens einen ganz unästhetischen Grund: Sie sollen Touristen wie Einwohner darauf aufmerksam machen, das die Tulpen nicht etwa aus Holland, sondern aus der Türkei kommen, welche diese einst als Gastgeschenk für das niederländische Königshaus mitbrachten. Aber wer auch immer nun die Tulpe erfunden hat, zumindest blühten sie im Park in allen Farben und Formen und versüßten mir mein Mittag an einem Springbrunnen.
Dann machte ich mich auch Richtung Hagia Sofia, denn ich hatte mich entgegen meiner ursprünglichen Vorhaben dafür entschieden, alle Sehenswürdigkeiten im Touristenviertel an einem Tag abzuarbeiten, um mir am nächsten Tag endlich mal Istanbul angucken zu können. Die Hagia Sofia entriss mir weitere zehn Euro Eintrittsgeld und bot mir dafür aber ein recht beeindruckendes Bild der Geschichte Istanbuls. Innerhalb der Kirche/Moschee/Museums waren natürlich wieder jeder Menge Touristen, aber dies nahm dem Gebäude nicht die Größe und Erhabenheit, die sie durch ihre lnage Geschichte gewonnen hatte. Leider wurde ein Teil der vielen noch aus römischer Zeit erhaltenen Mosaike gerade restauriert, aber dennoch gab es genug zu sehen, um über zwei Stunden in der Hagia Sofia zu verweilen.
Es ließ mich schon ein wenig an der friedlichen Gesinnung der Religionen zweifeln, wie dort die einst durch arabische Schnörkelschrift übermalten Kruzifixe durch Zeit und Feuchtigkeit wieder zum Vorschein traten. Zumindest ein gewisser Respekt vor Kunstwerken muss unabhängig von der Religion schon immer bestanden haben, denn das riesige Mosaik mit Maria, Jesus und zwei Engeln als Hauptblickgang der Kirche schien unangerührt, ist nun aber von zwei großen Tafeln mit den Namen zweier Propheten umgeben. Auch die anderen Mosaike blieben erhalten, aber alles andere drum herum dann in muslimischer Verzierfeinarbeit bemalt. Und auch wenn der Zahn der Zeit merklich an diesem riesigen Zeugnis von Istanbuls Geschichte nagt, so wirkt ihre Größe und Schwere heute noch genauso beeindruckend auf uns doofe Touristen wie vor langer Zeit auf zum Himmel flehende Muslime oder noch früher auf beim Beten an Wein und Sex denkende Römer.
Mein nächstes und letztes Ziel im Touristenviertel waren unterirdische römische Zisternen, die mir in meinem kleinen beschaulichen Reiseführer als besonderer Augenschmaus feilgeboten wurden. Zunächst tränten meine Augen ein wenig bei den sieben Euro Eintritt, die mich der kurze Ausflug in die Unterwelt kostete und dann auch nicht ganz entschädigt wurde. Denn es stimmte schon, was das Büchlein in meiner Hand versprach, als ich die engen Treppen hinunter trat; und sich vor mir eine riesige unterirdische Säulenhalle eröffnete, in mystisches Licht getaucht, das sich auf der Oberfläche des unbewegten Wasserspiegels am Fuße der Säulen reflektierte. Nur leider wurde die geheimnisvolle Atmosphäre gewaltsam aus den uralten Stein gerissen, von rücksichtslosen fotogeilen Touristen, die zügellos durch die Gegend brüllten und allesamt nichts weiter zu tun hatten, als blind wie der Bayer auf dem Weg zum Freibier über die Stege in die hinterste Ecke der Halle zu rammeln, da ihr Touristenführer (sei es Buch oder Zwerg) ihnen die Existenz eines falsch rum aufgestellten Medusenkopfes verraten hatte, den man nun unbedingt fotografieren musste. Auch ich gelangte irgendwann zu diesem aus Versehen auf den Kopf gestellten Exemplar, über das sich laut Informationstafel schon etliche Wissenschaftler den Kopf zerbrochen hätten, warum es denn nun gerade so da stünde. Meine Theorie habe ich ja schon unterschwellig erläutert.
Kapitel 3 - Türke bleibt Türke
Wieder im Tageslicht, kehrte ich vorerst ins Hostel zurück, um mich dort ein wenig auszuruhen. Später wollte ich mich nämlich noch mit einem Bekannten treffen, der in Istanbul wohnte. Außerdem wollte ich als Bekannter Obstfanat noch ein paar Früchte kaufen. Dort angekommen fragte ich also den Hostelbesitzer, ob er wisse, wo man hier abseits von den Touristenpreisen gut Obst kaufen könnte. Er schlug vor, mir den Laden selbst zu zeigen, was ich dankend annahm. In dem Moment wusste ich auch noch nicht, was dieser (man möge mir meine emotional motivierten Ausdrücke verzeihen) eklige, schleimige Möchte-gern-nicht-so-wie-jeder-türkische-Mann vor hatte. Denn als wir gerade los waren, schlug er mir vor, einen kleinen Umweg zu machen und mir ein Plätzchen mit schöner Aussicht auf den Bosporus zu zeigen.
Ich willigte nichtsahnend ein, und zwanzig Minuten später fand ich mich in einem Café mit Blick auf den Bosporus wieder, wo dieser leicht bierbäuchige Genauso-wie-jeder-Türke-Mann anfing, mich mit irgendwelchen heroischen Geschichten aus seinem Leben und billigen Komplimenten zu umgarnen. Man, war ich bedient. Unter dem Vorwand, das mir im Wind des Bosporus kalt geworden sei und mit dem tatsächlichen Grund, dass ich noch eine Verabredung mit meinem Bekannten hatte, machten wir uns irgendwann Gott sei Dank auf den Rückweg Richtung Hostel, mit einem kleinen Umweg zum Obstladen, wo ich dann endlich Äpfel und Bananen für mich und den französischen Angestellten bekam. Das sollte mir und auch allen LeserInnen eine Lehere sein: So weltoffen der Herr auch sein mag, lacht bloß nicht zu viel über seine Witze, sonst wird man ihn nicht mehr los. In den nächsten Tagen ging er mir ziemlich auf den Senkel. Zuerst war er der festen Überzeugung, sich ab jetzt in mein Leben und meine Vorhaben einmischen zu können; als ich ihm dies endeutig untersagte, versuchte er es noch mal auf die Einschleimtour; als ich ihn dann mit Ignoranz strafte, begab er sich in den Kleinkindmodus und redete überhaupt nicht mehr mit mir… was mir von allen Reaktionen eindeutig am besten gefiel. Wie auch immer, nach diesem ungeplant langen Obstkauf, verzog ich mich dann schleunigst in mein Zimmer, hübschte mich auf und eilte dann zum Treffpunkt mit dem Bekannten.
Kapitel 4 – Istanbul für (Nacht-)Schwärmer
Die zwanzig Minuten, die mein Bekannter zu spät kam, versuchte ich mich vergeblich an sein Gesicht zu erinnern; jedoch konnte ich mich nur noch an seine zu klein geratene Statur und seinen persischen Einschlag erinnern, welche seinem Herkunftsland Iran geschuldet war, das er aber schon in seiner Jugend in verlassen hatte und nach Kanada ausgewandert war. Schließlich war es ihm dort aber zu langweilig geworden, hatte dann an vielen Orten der Welt gelebt und war schließlich in Istanbul hängen geblieben. Allerdings erkannte ich die kleine drollige Grinsebacke sofort wieder, als sie mit großen Schritten und noch größerer Sonnenbrille auf mich zu kam.
Er lud mich dann als Entschuldigung für sein Zuspätkommen erst mal in ein viel zu teures Café mit Istanbul-typischen kuscheligen Kissen-Sitzecken statt Stühlen auf einen türkischen Kaffee ein: ein kleines aber feines, vor allem aber starkes und süßes Gesöff, das mir als Nicht-Kaffeetrinker überraschender Weise vorzüglich mundete. Dann schlug er vor, mir das Party- bzw. Studentenviertel ("Taksim") der Stadt zu zeigen. Ich willigte ein und wir machen uns auf den Weg über die nahegelegene Brücke, die den Bosporus hin zur anderen, aber auch europäischen Seite der Stadt überquert. Nach einer halben Stunde Fußweg kamen wir dann in das Viertel, das einst von britischen, deutschen und französischen Auswanderen besiedelt worden war und heute von hiesigen und Studenten aus aller Welt besiedelt wird. Rez hatte auch nicht zu viel versprochen: Von einer langen, breiten und bunt beleuchteten Einkaufsstraße mit unzähligen alternativen, teuren und ausgefallen Geschäften (die auch zur Abendstunde noch in vollem Betreib waren) gingen unzählige Gassen ab, die sich in den hügeligen Stadtteil auf und ab hineinschlängelten, sich in noch kleinere Gassen teilten oder wieder an der großen Straße herauskamen und die alle eins gemeinsam hatte: sie waren bunt, laut, überfüllt und somit voller Leben. Es war eine Kneipe neben der anderen, jede mit einer ausgefallenen anderen Idee, in jeder alle Tische voll besetzt mit Studenten, Feierabendgenießern und Nicht-Großgruppentouristen, die allesamt nur den Genuss des Lebens und natürlich von Musik und Alkohol im Sinn hatten.
Rez schleifte mich von einer Bar zur nächsten, lies mich türkische Süßigkeiten und gefüllte Muscheln kosten, zeigte mir die besten Läden und versorgte mich mit Wein - netter Weise alles auf seine Gutverdienerkosten. In einem Club mit Gipsy-Musik im fünften Stock eines Hauses gab ich schließlich auf und meldete meine nun überhand nehmende Müdigkeit an. Und obwohl er sichtlich gern noch länger geblieben wäre, besorgte mir Rez ein Taxi, handelte mir den Preis runter und eine dreiviertel Stunde später lag ich vollkommen fertig aber glücklich in meinem Bett und spielte wieder Küken unter Rotlichtlampe.
Kapitel 5 – Ich besuche Istanbul
Auch wenn ich am nächsten Morgen wieder recht früh losmarschierte, wollte ich diesen Tag etwas ruhiger angehen lassen als den zuvor. Das bedeutete erst einmal: raus aus dem Touristenviertel. Ich entschied mich für einen langen aber schönen Weg entlang des Bosporus, wo ich irgendwann wieder in die Stadt einbiegen und mir durch ein Wohnviertel den Weg zu einer vielgelobten Sehenswürdigkeit bahnen würde. Die Sonne schien, es war warm und je länger ich den Bosporus entlang spazierte, desto weniger Touristen begegnete ich, bis nach einer Stunde schließlich nur noch türkische Fischer und spielende Kinder mit ihren türkischen Muttis am Rand des Weges saßen, der übrigens durchgängig von einer Wiese mit Bäumen umsäumt war.
Nach einer weiteren Stunde mit Sonne, salzigem Wind, Wasser und wunderbarem Ausblick auf die andere Seite der Stadt sagte mir mein Stadtplan, dass ich jetzt links einbiegen und am Sonnenstand orientiert die Richtung beibehalten muss, bis ich an gewünschtem Ziel ankomme. Aber eigentlich war schon der Weg dorthin das Ziel. Zuerst stand ich vor Ruinen einer alten Festung, die, so erzählte mir jemand, schon aus der Zeit Kaiser Konstantins stammte; wohl aber in den Touristenführern nicht beschrieben wurde, da sie direkt an einem großen Straßenkreuz lag. Für mich umso besser, denn so konnte ich durch das hohe Gras rund um die Mauer stapfen, ohne von Händlern oder Touristen gestört zu werden.
Dann lief ich weiter in das Viertel hinein, und hier hatte ich das erste mal das Gefühl, wirklich in Istanbul zu sein. Enge Straßen, die mit bunten zwei- bis vierstöckigen Häusern gesäumt waren; alte Frauen, die aus dem Fenster schauten und die Sonne genossen; Kinder, die mit alten Gummibällen und Murmeln auf der Straße spielten; Frauen, die an den Türstellen standen und erzählten oder ihre Kinder aus dem Fenster zum Essen riefen; Männer, die zu sechst um ein Spielbrett herumsaßen und diskutierten; kleine Läden, in denen bereits reife und duftende Erdbeeren, Brot, Trinkwasser und Schokoriegel verkauft wurden; Straßenhändler, die große mit Haushaltswaren vollbepackte Handkarren hinter sich herzogen und laut ihre Ankunft ausriefen; ein Geflügelmarkt, wo Männer mit Dreitagebart, staubigen Schuhen und ausgewaschenen Hosen lautstark um die Preise feilschten; Frauen und Mädchen, die zusammen Wolle schlugen; Jungen und junge Männer, die in großer Runde zusammenstanden und sich die Zeit mit nichts tun und Frauen hinterher gucken vertrieben… alles schien mir auf einmal viel friedlicher und echter als am Tag zuvor. Es war zwar auch Samstag, also wie bei uns ein freier Tag für die Arbeitenden, aber auch an Werktagen war es hier sicher ganz anders als im touristischen Istanbul. Irgendwann erreichte ich auch mein Ziel, das ich mir eigentlich viel größer vorgestellt hatte: Die Chorakirche, eine mittelgroße, aber nicht sehr hohe Kirche mit Fresken und Mosaiken aus der Zeit Konstantins, die fast alle schadenlos hunderte von Jahren überdauert hatten. Hier waren wieder mehr Touristen, aber so konnte ich auch wieder den Führern lauschen und mir so die Bedeutung der Mosaike erklären lassen.
Nachdem mein Nacken schon ganz steif war vom ständigen hochgucken und bewundern der wirklich außergewöhnlich schönen Mosaikszenen trat ich wieder hinaus ins Sonnenlicht. Ich beschloss, mich auf den Rückweg zu machen und zwar nicht entlang des Bosporus, sondern durch die Wohnviertel hindurch. Das tat ich dann auch, ließ mich von den verwunderten Einwohnern beäugen, die wohl alle glaubten, dass ich mich hoffnungslos verlaufen hätte (das dachte ich zwischendurch aber auch manchmal); setzte mich für eine Tasse Tee und einige Notizen für mein Reisetagebuch noch n ein kleines, unscheinbares Café und lief dann zurück zum Hostel.
Kapitel 6 – Mehr, als erwartet
Am nächsten, pro Tag immer irgendwie später werdenden Morgen machte ich mich auf zum archäologischen Museum der Stadt, das nicht nur von meinem Reiseführer, sondern auch von anderen Gästen des Hostels als unbedingt sehenswert empfohlen wurde. Und ich sage schon im Voraus: Der Besuch war tatsächlich einer der Höhepunkte meiner Reise. Vor allem deswegen, weil sich das Museum nicht nur mit der griechisch-römischen und osmanischen Geschichte der Türkei befasste (das wollen die Touristen ja sehen, das steht ja im Geschichts-Teil des Reiseführers) sondern weil die Ausstellung 5000 vor Christus beginnt und auf ihrem Weg bis zum osmanischen Reich auch die frühen Kulturen der Nachbarländer Türkei wie im Iran oder Irak mit einbezieht.
Natürlich muss man dazusagen, dass der griechisch-römische Teil den größten Platz einnimmt und auch am direktesten zugänglich war. Für die älteren Kulturen der Nachbarländer musste man schon in die oberen Stockwerke und für die Zeit vor Troja und Co. sogar in ein anderes Gebäude. Die meisten Touristen haben also die meiner Meinung nach spannenden Teile der Ausstellung verpasst. Ich möchte auch gar nicht weiter auf die einzelnen Exponate eingehen, auch wenn mich gerade wieder das faszinierte Schwärmen für all diese mir bis dahin nie untergekommen Schriften, Kunstformen und Kulturen übermannt. Nur mein persönliches Ich-glaub-es-nicht-ich-stand-davor-Exemplar soll hier genannt werden, an dem übrigens 50% der Touristen, die dann doch noch bis zu dem Vor-Griechischen-Gebäude gekommen sind, mit einem kurzen Blick vorbeiliefen: die hethitische Version des Vertrags von Kadesh, des weltweit ersten bis heute bekannten Waffenstillstandsvertrages, vor dessen ägyptischer Version ich schon in Karnak gestanden hatte und mir erstmals die Idee kam, darüber meinen 10. Klasse-Prüfungsvortrag zu halten. Einst von Ramses II. groß und prunkvoll in eine Wand von Karnak einmeißeln lassen, und von Hattusili III. ebenfalls schriftlich manifestiert: auf einer zehn mal zehn Zentimeter großen Tontafel. Und ich stand davor konnte mein Glück kaum fassen, während um mich herum ein Vater mit seinem kleinen, zu Tode gelangweilten Kind schimpfte, die Mutter dazu noch einen schnellen Blick auf die Tafel warf und dann die Museumsführerin zum schnellen Weitergehen anhielt, hier gäbe es ja eh nicht so viel zu sehen.
Nach über vier Stunden, geschätzten 400 Tafeln und gewiss über 200 Fotos verließ ich mit rauchendem Kopf das Museumsareal. ES war mir nach einer Pause zumute, die ich mir auf der Treppe eines alten Gebäudes in der Sonne gönnte, von wo aus ich den Touristen beim fotografieren zuschaute. Da kamen auf einmal zwei türkische Jungen und baten mich, mit ihnen auf Englisch ein Interview zu machen, dass sie für ihren Unterricht aufnehmen und dort zeigen sollten. Ich gab mir dann also alle Mühe, die etwas schwierig zu verstehenden Fragen in möglichst einfachem Englisch möglichst positiv zu beantworten, ohne den ohnehin schon vollkommen aufgeregten Jungen vor mir noch mehr zu verunsichern. Aber sie waren wohl sehr zufrieden mit dem Ergebnis, bedankten sich und verschwanden so schnell, wie sie grinsend angekommen waren. Mir hatte das ganz auch zu Weiter-Geh-Laune verholfen und ich machte mich auf zum anderen Ende der Altstadt, wo es eine kleine, hübsche Moschee zu besuchen gab - die dann tatsächlich auch sehr hübsch und ruhig, wenn auch nicht gerade kleine war.
Kapitel 7 - Asien
Als ich die Moschee besucht hatte und dann ins Hostel zurückgekehrt war, um ein wenig zu verschnaufen und mir über mein Abendprogramm klar zu werden, erreichte mich eine SMS von Rez (dem Bekannten aus Istanbul), der mich einlud, zu ihm auf die asiatische Seite der Stadt zu kommen und mit ihm den Abend zu verbringen. Eigentlich war ich schon viel zu geschafft; aber ich raffte mich auf und lief zur Fähranlegestelle, um eines der alle 15 Minuten fahrende Schiffe Richtung Asien zu besteigen, dass die Istanbuler als Verkehrsmittel nutzen wie wir die Straßenbahn. Kurz darauf saß ich auf einer der Fähren und ließ mir den salzigen Fahrtwind um die Nase wehen. Die zehnminütige Fahrt ging viel zu schnell vorüber, am liebsten wäre ich gleich nochmal hin und zurück gefahren. So beobachtete ich sehnsüchtig die Möwen, die so frei und laut kreischend über dem in der Abendsonne glitzernden Meer flogen.
Kurze Zeit später lief ich dann mit Rez am Ufer entlang in Richtung seiner Wohnung. Und das erste, was ich in Asien erlebte, habe ich auch ihm zu verdanken: Er zeigte mir einen nicht weit entfernten großen Platz, von dem laute türkische Musik, Jubeln und Jauchzer herschallten. Auf dem Platz standen zwei Autos mit geöffneter Kofferraumklappe, hinter der sich jeweils eine riesige Stereoanlage verbarg, aus der die heiteren Rhythmen schallten. Um die Autos herum tanzen in mehreren Kreisen lauter jubelnde Türken, jung und alt, Frauen und Männer in der Eintracht der fröhlichen Musik. Dies, so erklärte mir Rez, sei ursprünglich eine Tradition von Türken, die aus allen Teilen des Landes nach Istanbul gezogen seien und sich jeden Abend nach der Arbeit zum Tanzen trafen. Dabei hatte jede Region des Landes seine eigene Schrittfolge. Und wirklich: ungefähr immer zehn nebeneinander tanzende Leute hatten dieselbe, oft äußerst komplizierte Schrittfolge, die sie aber wie im Schlaf tanzten uns sprangen. Ein wahrlich toller Anblick, bei denen mir es gleich in Füßen juckte. Aber wir tanzten dann doch nicht mit, sondern gingen vom Hunger geleitet leiber weiter am Meer entlang in Richtung von Rez' Wohnung.
Irgendwann bogen wir dann von der breiten Fußgänger-, Fahrradfahrer- und Joggerpromenade ab und liefen in seine Wohngegend. Diese war wesentlich moderner als jene, die ich zwei Tage zuvor gesehen hatte, aber ebenso ruhig und sauber. Wir gingen in ein kleines Schnellrestaurant und bestellten uns ein Istanbul-typisches Gericht: Kumpir, eine große Backkartoffel deren Inhalt mit Käse und Butter zu Brei vermischt und anschließend mit allem gefüllt wird, was man sich wünscht. Nach dem äußerst sättigenden Abendbrot tranken wir in einem anderen Café noch einen Tee und unterhielten uns über Gewohnheiten von Männern und Frauen, internationale Gebräuchen und die Entwicklung der Menschheit.
Dabei stellte Rez eine von mir als dermaßen amüsant und doch wahrheitsgetreu empfundene These auf, dass sie hier zum Besten gegeben werden soll: Es ging um die Frage, warum die westeuropäischen Länder technisch oft so viel weiter sind und sich so schnell weiterentwickeln, während es im Osten nur sehr schleppend voranzugehen scheint. Die Antwort ist ganz einfach: Die besten Einfälle, und das ist international bestätigt, hat man auf dem Klo. Wenn also ein sagen wir mal deutscher Wissenschaftler morgens auf der Schlotte hockt und der Fliege beim Fliegen zuguckt, bekommt er auf einmal den bahnbrechenden Einfall wie er den Antrieb von Flugzeugen optimieren kann. Der sagen wir mal Ukrainer hingegen hat diesen Luxus nicht; wenn er sein großes Geschäft verrichten muss, ist die ganze Zeit damit beschäftigt, die Balance über dem stinkenden Loch zu halten, über dem er gerade hockt. Er hat keine Zeit für entspanntes Gedanken schweifen lassen. Daher der technische Fortschritt auf westeuropäischer Seite.
Nachdem auch diese weltverändernde These ausdiskutiert war, gingen wir noch auf ein Glas Wein in seine Wohnung. Aus dem einen Glas wurden drei und mehr, und schließlich war es nicht nur zu spät, um noch mit der Fähre zurückzukommen, sondern ich war auch viel zu Rotwein-müde, weswegen ich das Bett in seinem Gästezimmer vorzog und dort die Nacht verbrachte. Am nächsten Morgen machte ich mich aber schon zeitig auf den Rückweg, zusammen mit all den arbeitstätigen Türken, die morgens mit der Fähre zum Arbeiten nach Europa fahren.
Kapitel 8 - Am liebsten konsumiert man zusammen
Als ich noch etwas verpennt im Hostel ankam, empfingen mich zwei grinsende frisch geduschte Gesichter: Romy und Rosi, beide mit dem Bus aus Moldawien nachgereist, waren endlich angekommen. Nach dem frauenüblichen Freudengehopse und Rumgequietsche begaben wir uns runter zum Frühstück, um uns für den bevorstehenden Kraftakt zu stärken: Einkaufen.
Einige Kaffees und viele tausend Worte später machten wir uns freudig auf dem Weg hin zur Hochburg des sinnlosen Konsums: Der 'Große Basar', wo kein Türke einkaufen gehen würde, aber alle Touris all das kaufen, was sie niemals brauchen werden. Eine Stunde später standen wir dann mittendrinn in der Ladenvielfalt (nein, es waren unerwarteter Weise keine Stände) aus Tuchläden, Souvenirläden, Silber-Juwelieren, Gold-Juwelieren, Kleiderläden, Modeschmuckläden, Süßigkeitenläden, Teppichläden und und und. Rosi mussten wir bei jedem Tuchladen (die Läden waren nach vorne offen, waren also standähnlich) wieder überreden, nicht alle Haufen nach neuen Errungenschaften zu durchgraben, wo sie doch schon am letzten Stand eins gekauft hatte, Romy kam aus dem Fotografieren und dem 'Och guck ist das süß, das muss ich dem und dem mitbringen' nicht mehr raus und mich trieb es in die Verzweiflung, weil ich nun mal nicht alle dreitausend verschiedene Paar Ohrringe kaufen konnte. Aber nach zwei Stunden in dem endlosen Labyrinth hatten wir genug von all dem Angebot, empfanden unser Budget auch als ausreichend erschöpft und suchten uns schleunigst einen Ausgang. Dann hieß es erst einmal in der Sonne sitzen und verschnaufen, Kräfte sammeln für das nächste Ziel: Der Gewürzmarkt.
Der Gewürzmarkt hatte seinem Namen wohl aus früherer Zeit, wir hätten ihn gern in 'Naschmarkt' umgetauft. Es gab schon noch reichlich Stände mit diesen von Fotos bekannten Säcken voller gelbem Safran, rotem Curry, grünem Pfeffer, braunem Zimt und vieles mehr und natürlich auch die passenden Gerüche dazu… aber noch mehr gab es Stände mit türkischen Süßigkeiten. Alle fünf Meter Stapelten sich neue Türme von bunten, gezuckerten oder in Kokos gewälzten Pistazien- und Nuss-Würfeln, Schokorollen, Honigleckereien, Trockenfrüchten, Salzknabberzeug und Schokolade. Und das durfte und musste natürlich alles probiert werden! Nach einer Stunde rollten dann drei deutsche junge Damen aus dem Markt, die nichts mehr sagen konnten außer "Man, ist mir schlecht!" und "Die letzten fünf Stände hätten wir auslassen sollen!". Aber man soll seinen Urlaub ja auskosten, auch im wahrsten Sinne des Wortes.
Auch am nächsten Tag ging es nochmal auf Einkaufstour, diesmal aber ganz im westlichen Stil in Läden und Boutiquen – und zwar entlang der Straße, die ich an meinem ersten Abend mit Rez schon mal auf Kneipentour erlebt hatte. Hier zog es uns in die alternativen und ausgefallenen Läden, wir probierten unzählige Sachen und kauften dann doch keine; wir bewunderten den selbstgemachten Schmuck und fotografierten ihn heimlich, damit Rosi ihn für uns zuhause nachmachen kann; wir beschwerten uns gemeinsam über die westlichen Kleiderpreise, die wir durch Moldawien schon lang nicht mehr gewohnt waren; wir kauften eine CD für alle drei zum Brennen und ein Kochbuch für alle drei zum Kopieren; kurzum, wir genossen die gemeinsame Zeit auf Istanbuls Haupteinkaufsmeile. Und so verstrich die Zeit wie im Flug, und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon wieder auf dem Rückweg ins Hostel. Abends gingen wir dann noch mit einem lustigen Amerikaner Börek essen, (so eine Art gefüllter Crêpe) und ließen uns anschließend noch zu einem Eis am Straßenrand verführen.
Kapitel 9 – Zurück nach Molle
Der nächste Tag bedeutete für mich die Abreise zurück nach Moldawien und für Romy und Rosi der Umzug vom Hostel zu Rez in die Wohnung, weil ihnen das Hostel zu teuer war. Nach einem ausgedehnten Frühstück verabschiedeten wir uns wehmütig voneinander und ich machte mich auf den Weg zum Flughafen. Auf dem Rückweg lernte ich noch eine türkische Studentin kennen, die mir bei der Orientierung durch die Stadt half und mir von ihrer Familie und ihrem Traum wegzuziehen erzählte (die Türken erzählen sowieso sehr gern und sehr viel und sehr lang und am liebsten selbst), aber irgendwann war ich dann an der U-Bahn-Station des Flughafens angekommen- und es hieß Abschied nehmen von Istanbul. Und entgegen aller Prophezeiungen von schon Dagewesenen und dort Lebenden viel mir der Abschied leicht.
Es war schön, dort gewesen zu sein, aber mir war die Stadt mit ihren 15 Millionen Einwohnern und einer Million Touristen einfach zu groß und zu wuselig; jedoch die Reise auf jeden Fall wert. Und so konnte ich mir in Vorfreude auf mein moldawisches Klappsessel-Bett nicht das Grinsen verkneifen, als ich den Schalter für Air Moldova fand, wo schon zehn aufgeregte und übergeschminkte dicke Russen- und Rumänenmuttis samt Töchtern und Männern mit ihren ungelogen pro Mann mindestens drei Taschen Übergepäck standen und erregt darüber diskutierten, wann denn nun endlich eingecheckt werden könnte. Ja, ich war direkt froh, wieder die Sprachen zu hören, die ich jetzt schon seit einiger Zeit mehr als gewohnt bin.