Irische Pubkultur
Ist das allseits bekannte Bild vom irischen Pub, eine Art soziales Wohnzimmer der Iren zu sein, ein wahres Klischee?
Ist das allseits bekannte Bild vom irischen Pub, eine Art soziales Wohnzimmer der Iren zu sein, ein wahres Klischee?
Das Wort „Pub“ leitet sich von „Public House“ ab, von der Bedeutung her also wirklich ein sozialer Treffpunkt. Dieser ist so im irischen Alltag verankert, dass selbst im kleinsten Dorf mindestens ein Pub zu finden ist.
Die Hauptstadt Dublin allein hat 775 Pubs aufzuweisen, gesamt Irland 10 244, womit in Irland etwa 317 Einwohner auf einen Pub kommen. Allerdings scheinen diese Zahlen sich in den letzten Jahre so zu reduzieren, dass täglich ein bis zwei Pubs ihre Türen schließen. Andere werden insofern modernisiert, als dass ihr traditioneller Charme verloren geht, so Kritiker. Aber was macht diesen traditionellen Charme aus?
Ein wichtiger Aspekt in der irischen Pubkultur ist natürlich das Guinness, das irische Nationalgetränk.
Das Zapfen eines guten Guinness kann bis zu vier Minuten dauern, da dies in zwei Etappen geschieht, um dem Schaum des Getränkes Zeit zu geben, sich zu setzen. Eine gewisse Parallele zu der Mentalität der Iren spiegelt sich in dieser Gelassenheit wider.
Bestellt man einen „Pint“ Guinness, erhält man einen halben Liter. Alternativ kann auch „Half A Pint“ oder „A Glass“ bestellt werden. Weitere irische Kultgetränke sind andere Schwarzbiere, wie Beamish oder Murphy’s, besonders beliebt ist auch der Cider. Getränke werden direkt am Tresen bestellt und bezahlt. Dazu werden oft einfach Mahlzeiten, so genanntes „Barfood“ serviert.
In vielen Pubs wird abends traditioneller Weise Live-Musik gespielt, was dem Pubbesuch eine sehr angenehme Atmosphäre verleiht. Auch das Mitbringen von eigenen Instrumenten oder das spontane Mitmachen ist in irischen Pubs sehr beliebt. Häufig gespielt werden so genannte „Pub-Songs“, die das komplette Spektrum menschlichen Daseins behandeln können. Oft wird hierbei auch die Zuneigung zu alkoholischen Getränken und deren Folgen ausgedrückt. Die Live-Musik beginnt meist erst gegen 21.30 Uhr, da sich die Pubs erst später füllen. Eine halbe Stunde vor Schließung der Pubs wird meist mittels einer Glocke die „Last Order“, also die letzte Runde ausgerufen. Danach kann noch eine weitere Runde bestellt und diese entspannt ausgetrunken werden.
Auch die irische Kultur und Literatur wurde oftmals von Pubs geprägt. So spielt der irische Pub in vielen Werken großer Autoren eine wichtige Rolle. James Joyce, Samuel Beckett, Oscar Wilde und Brendan Behan sind nur einige Beispiele für Autoren, in deren Erzählungen der Pub im Zentrum steht.
Die Geschichte der irischen Pubs reicht also weit zurück.
Zu den ältesten Pubs der Republik Irland gehört unter anderem „The Old Thatch“ im Dorf Killeagh im County Cork. Der freistehende Pub mit Reetdach wird seit dem 17. Jahrhundert von der Familie Sweeney bewirtschaftet. Alte Anekdoten aus der Geschichte, werden dort heute noch regelmäßig zum Besten gegeben. „The Brazen Head“ ist der älteste Pub Dublins. Die geschichtsträchtige Kneipe wurde bereits von Revolutionären, wie Robert Emmet, Wolfe Tone und Michael Collins besucht. Einheimische munkeln sogar, dass Robin Hood im „Brazen Head“ einkehrte, da sich die Geschichte des Pubs bis 1198 zurückverfolgen lässt.
Die irische Pubkultur begann sich im 19. Jahrhundert global zu verbreiten. Nachdem viele Iren, auf Grund einer Kartoffelfäule, auswanderten, bürgerten sich die „Irish Pubs“ in vielen Ländern dieser Welt ein.
Heutzutage wird zwar kaum ein „Irish Pub“ noch von einem Iren betrieben, die Kneipen sind aber oft nach irischer Tradition gestaltet. Hier werden auch irische Feiertage, wie der St. Patricks Day gefeiert.
Deutschland allein hat über 800 „Irish Pubs“ aufzuweisen, was angesichts der Größe Irlands eine erhebliche Zahl ist. Somit ist es Irland-Liebhabern auch außerhalb der grünen Insel möglich wenigstens einen kleinen Teil der Kultur genießen zu können.