Intensyfikacja
Thrakisches Gold als Lebensretter: Johannson muss vor einer übereifrigen Museumswärterin fliehen. Doch abends trifft er unverhofft auf seine Bekanntschaft aus dem Bus...
Montag früh verließ ich meine Wohnung Richtung Zentrum, vorbei an den Melonenhügeln, über die auf dieser Seite schon anderweitig und weit früher geschrieben wurde. Diesmal war ich alleine unterwegs und wollte die gestern gesehenen Dinge intensiver besichtigen.
Bulgarien ist das erste mir bekannte Land, dass Russland als Befreier verehrt. Auf der Suche nach dem Denkmal für die russische Armee verlief ich mich durch eine Kirche und diverse nette Seitenstraßen, wo ich mir zwei sehr leckere reisgefüllte Paprikas holte.
An der größten ChalgaDisco Sofias vorbei kam ich zur Touristeninformation. Dort bestätigte sich Kalinas Eindruck einmal mehr, ich wurde ohne ersichtlichen Grund auf Händen getragen. Auf die Frage nach der nächsten öffentlichen Toilette wurde ich mit einem schmelzenden Lächeln gefragt, ob ich vielleicht ihre eigene akzeptieren könnte.
Edukazja
Zuerst besuchte ich die zentrale Kirche Sveta Nedela, dann die Moschee, in die ich ohne Probleme gelassen wurde (der letzte, gescheiterte Versuch dahingehend war 2006 in Glasgow).
Dann steuerte ich die uralte Kirche Sveti Georgi im Hinterhof von Präsidentenamt und Sheratonhotel an. Die wurde noch in die antiken Strukturen der römischen Kernsiedlung Serdika integriert. Auf den ausgegrabenen Mauern aß ich kurz und sah mir dann die Kirche mit ihren fünf Schichten Wandmalereien an. Danach prüfte ich am Nationaltheater, ob im August wirklich nichts läuft. Tatsächlich, kein Theater in der ganzen Stadt, alle sind im Urlaub am Meer.
Schließlich besuchte ich das Archäologische Museum, wie so viele Gebäude untergebracht in einer ehemaligen Moschee. Dort sind v. a. eine Kopie des Reiters von Damar sowie wahnsinnig gearbeitete thrakische Begräbnismasken aus Gold zu sehen.
Eine junge Raumwächterin gab mir wertvolle Hinweise, allerdings in Form einer waschechten Vorlesung mit Lernzielkontrolle. Wenn ich falsch lag, wurde ich rigoros korrigiert und dabei auf Hochgeschwindigkeit durch die Jahrhunderte bulgarischer Zivilisation gejagt.
Das war sehr informativ, aber ich habe mich dann irgendwann taktisch in den Raum mit dem thrakischen Gold zurückgezogen. Das sind die besten Stücke des Hauses, mit einigen umwerfenden Masken und Büsten. Margarita weiß fast alles über die diversen Schatzfunde und hat mich später noch über einiges informiert.
Personalizacja
Nach Museumsschluss bin ich erst noch ziellos durch die Gassen gewandert, habe mir das unvermeidliche Banizza zum Abendessen geholt, bevor ich an der Nevskikathedrale herauskam.
Leider stellte sich raus, dass mich Kalina den ganzen Tag nicht angerufen hatte, weil sie meine Nummer gar nicht hat, und abends war sie jetzt beschäftigt. Zum Glück stellte sich raus, dass Margarita, die ich im Bus kennen gelernt hatte, mit ihrer Mutter quer über den Platz vor der Galerie für ausländische Kunst saß. Mit ihr lief ich durch die abendlichen Straßen, um im Zentrum kurz zu essen.
Dann wollte ich sie zur Haltestelle bringen, das ist hier bei Dunkelheit üblich. Dummerweise fanden wir eine Haltestelle aber erst kurz vor ihrem Haus, und da fuhr bereits nichts mehr zu mir zurück. Darum blieb ich diese Nacht einfach bei ihnen.
Die Mutter machte mir natürlich Airan, damit wurde ich vor italienische Fantasyfilme und mexikanische Seifenopern gesetzt. An diesem Abend lernte ich, dass kulturelles Feingefühl auch heißt, Fernsehen zu gucken, während zwei Frauen einem das Bett machen.