Industrie 4.0 – Fortschritt oder Rückschritt? [Teil 2]
Neue Technologien sind auf dem Vormarsch und dringen sowohl im Alltag als auch auf dem Arbeitsmarkt ein. Mit welchen Folgen ist zu rechnen?
Der erste Teil über diese Thematik sollte klar gemacht haben, dass man die letzten Jahren große Fortschritte im Bereich der Automatisierung und Digitalisierung – kurz Industrie 4.0 – verzeichnen konnte. Einige bejubeln die neuen Technologien, andere grübeln und fürchten zurecht um ihren Job. Eines ist zumindest klar: Firmenchefs und Politiker rechnen mit einer fortschreitenden Implementierung der neuen Technologien in das alltägliche Geschehen und am Arbeitsmarkt.
Der Mensch kann entbehrlich am Arbeitsplatz werden. Mit dem Gedanken im Hintergrund findet die letzten Jahre eine große Umstrukturierung am Arbeitsmarkt statt: Nur noch selten lässt sich beispielsweise auf dem liberalen Arbeitsmarkt in Amerika ein Job finden, der eine echte Festanstellung mit ausreichend Lohn bieten kann. Man stellt sich den optimalen Arbeitgeber der Zukunft wie folgt vor: Der Arbeitnehmer wird so kurz wie möglich beschäftigt, Weiterbildung bleibt ihm selbst überlassen und ökonomische Risiken fallen auf ihn zurück. Schlagworte wie „Sicherheit“ und „Rente“ und „Sozialversicherung“ spielen in diesem Szenario eine untergeordnete Rolle – auf Kosten der Arbeitnehmer. Die Schere zwischen Arm und Reich wird sich durch die potenziell ärmlicheren Zustände der Arbeitnehmer nur erweitern.
Ungleichheit in allen Ebenen der Gesellschaft ist eine sichere Folge. Durch die anschwappenden Technologiewellen wird diese nur noch weiter beschleunigt. Die amerikanische Mittelschicht schwindet aufgrund dieser Entwicklungen dahin – Glauben an Aufstiegschancen und Perspektiven im „Land der unbegrenzten Träume“ sind eine echte Seltenheit. Doch die wichtigen Wirtschaftsvertreter bei dem „World Economic Forum“ in der Schweiz (siehe Teil 1) wollten auf diese unangenehme Thematik nicht eingehen. Wie lange kann man sich von diesem Problem abwenden?
„Bildung.“, entgegnen viele Befürworter der neuen Technologien. Der Mensch solle sich mit komplexeren und spezialisierten Aufgaben beschäftigen, so ihre Argumentation. Ob das die Lösung ist bezweifeln viele, denn auch die Roboter werden immer fähiger komplexere Aufgaben zu bewältigen – es hört sich an wie ein Wettrennen, in dem der Mensch unmöglich dauerhaft in Führung sein kann…
Fakt ist zumindest: Roboter werden immer gängiger. Das liegt unter anderem daran, dass Bauteile für Maschinen zu deutlich günstigeren Preisen erhältlich sind und dass die künstliche Intelligenz der Roboter rasant besser wird. Während der weltbekannte Physiker Stephen Hawking auf Basis dieses Trends warnt, dass es eines Tages zur Weltherrschaft von intelligenten Maschinen kommen wird, hat Facebook Gründer Mark Zuckerberg ganz andere Pläne im Kopf: Sein Ziel ist es einen hochmodernen elektronischen Begleiter zu bauen. Bei dem Einrichten dieses „eMenschen“ möchte er sich an der Computersoftware „Jarvis“ aus den „Ironman“-Filmen orientieren. Wenn er erfolgreich sein wird, dann wird Mark Zuckerberg bald einen neuen Freund in seiner Freundesliste auf Facebook aufweisen können.
Damit macht Zuckerberg etwas, vor dem viele Experten gewarnt haben: Roboter sollen keine Sozialpartner sein, sondern nur für spezifische Arbeitszwecke dienen. Das sei eine ethische Grenze, die besser nicht überschritten werden solle. Denn Roboter mit künstlichen Intelligenzen können keine Gefühle können kein sozialer Begleiter im Alltag sein. Roboter werden so programmiert Gefühle und Emotionen darzustellen, doch am Ende redet man auch nur zu einem Haufen von Schaltkreisen. Sie werden all das können, was man sich immer von seinem Haustier oder Begleiter gewünscht hat, aber je mehr man sich auf den elektronischen Freund einlässt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man „richtige“ soziale Kontakte abbaut und sich quasi mit seinem Roboter isoliert. Natürlich ist dieses Szenario überspitzt, aber wer hätte denn vor 20 Jahren gedacht, dass man mit seinem Handy über die aktuellsten Sportergebnisse reden kann?
Es bleibt also offen, wie die Zukunft aussehen wird. Allerdings lässt sich durchaus vermerken, dass die Technik rasante Fortschritte macht und dass konkrete Pläne für das Einbinden von elektronischen Maschinen in den Alltag und in den Arbeitsmarkt in den Schubladen stecken.