Ich kann Dich ein Stück mitnehmen
"Der Mensch braucht Veränderungen, hat mal ein schlauer Mensch gesagt." Oft sind Veränderungen nicht einfach, sie bringen ungewohnte Situationen und Verunsicherung mit sich, aber auch einen neuen Anfang.
Es ist ein neues Leben.
Und es ist auch ein fremdes Leben.
Die Sprache ist (noch nicht) meine und die Leute denken und fühlen anders.
Aber was ist eigentlich anders? Ich kann es nicht definieren.
Manchmal fühle ich mich sehr hilflos, weil ich mich verbal nicht verteidigen kann.
Wenn ich einst sehr wortgewandt war so bin ich es jetzt lange nicht mehr.
Neunzehn Jahre hab ich in ein und derselben Stadt gewohnt, hatte dieselben Menschen um mich herum und kannte praktisch jede Ecke.
All das ist jetzt nicht mehr.
Schlimm finde ich es bis jetzt noch nicht, der Mensch braucht Veränderungen, hat mal ein schlauer Mensch gesagt, ich glaube fast, er lebt davon.
Man steigt in den Flieger und nach nur 45 Minuten ist man an einem anderen Ort. Das nennt sich Globalisierung.
Vielleicht war es früher anders, als man noch mit der Pferdekutsche tagelang über Steine geholpert ist und am Ende, wenn man fertig von der Reise war, auch wusste, das man was hinter sich hat.
Doch so anders auch alles ist, langsam aber sicher schleicht sich der Alltag ein.
Gestern habe ich die Landkarte des italienischen Nordens in meinem Zimmer aufgehängt, die Orte an denen ich schon war zeigen ein kleines Kreuz, es sind noch nicht viele Kreuze, aber ich hoffe, das es mehr werden.
Am Wochenende hab ich in der Buchhandlung „Der kleine Prinz“ ("Il piccolo principe") erstanden und angefangen zu lesen, es geht und mein Berg an Vokabelkärtchen wächst und wächst.
Ich fühle mich des Öfteren an "Lernen lernen" in der Unterstufe erinnert und wie lange das eigentlich her ist.
Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, ich hätte unendlich viel Zeit, aber in Anbetracht der Dinge, die ich alle machen möchte ist es gar nicht so viel.
Lele hat die Kommune verlassen, von einem auf den anderen Tag, und fast keiner hatte die Gelegenheit ihm "Tschüss" zu sagen. Jetzt ist er weg und das Loch, welches er hinterlassen hat ist in manchen Situationen deutlich spürbar.
Aber so werden sie alle gehen, einer nach dem anderen.
Zwei Leute bleiben mir meine ganze Zeit hier erhalten, zwei Leute mit denen ich mich gut abfinden kann.
Und ein Dritter: Marek.
Aus ihm werde ich einfach nicht schlau und es ändert sich mit keinem Tag, an dem er hier ist.
Beruhigend ist nur zu wissen, dass es fast jedem hier so geht, was allerdings die Tatsache selbst nicht aus dem Wege räumt.
Mehr hab ich in dieser Art von Laune nicht zu sagen, außer, dass sie nach einer Zigarettenpause mit Rabi entstand.
Ich habe neue Fotos von meiner Wohnung gemacht, da sie sich mittlerweile doch arg verändert hat.