"I am different, they look at me"

Im Studentenwohnheim in Uherské Hradište trifft sich die halbe Welt: Deutsche, Spanier, Ungarn, Russen, Franzosen, Phillipinos und natürlich Tschechen.
Bisher habe ich immer geglaubt, jeder kann sich in Tschechien zu Hause fühlen - Irrtum, wie ich feststellen muss.

Felix ist Phillipino. Er traut sich selten allein abends raus. Ich habe nie verstanden, warum. Deshalb meinte Felix:" Let's go together to the city Friday afternoon. I am different, they look at me. You will see what will happen."

Also sind wir zusammen in eine Bar gegangen. Schon auf dem Weg dahin wurden wir angestarrt. Einige angetrunkene Leute zeigten auf Felix und zogen mit ihren Fingern ihre Augen zu schmalen Schlitzen. In der Bar wurde ich dann gefragt, wie ich denn so einen Freund haben könne und ob wir ein Verhältnis haben. Als ich dann erklärt habe, dass ich aus Deutschland bin und Felix von den Phillipinen und wir kein Verhältnis haben, wurde sich beeilt, sich bei uns zu entschuldigen.
Felix meinte, wenn er Vietnamese wäre und ich Tschechin und wir ein Verhältnis hätten, hätten wir in der Bar gleich das Weite suchen müssen.

Nach diesem Erlebnis habe ich dann mal genauer nachgeforscht, was genau die Leute eigentlich über Ausländer denken. Die Antwort eines Bekannten war ebenso erschütternd wie aufschlussreich: Tschechen mögen die Polen und Vietnamesen nicht, weil sie angeblich nur schlechte Waren verkaufen. Die Russen werden aus historischen Gründen nicht gemocht. Wie das mit Deutschen und historischen Gründen aussieht, darüber wollte sich mein Bekannter lieber nicht äußern.

Natürlich ist es ein Fehler zu glauben, dass alle Tschechen in diesem Punkt das Gleiche denken. Aber ich habe mal wieder gesehen, wie schwer es ist, anders zu sein.