Holiday vibes
Von Himmelsleitern, Kuhnachwuchs und verrückten Aktionen...
Nanu, wäre nicht eigentlich diese Woche mal wieder eine Reportage dran? Nach meinem bisherigen Uploadmuster eigentlich ja, aber so eine gründliche Recherche nimmt doch immer sehr viel Zeit in Anspruch die ich die letzten Tage irgendwie einfach nicht gefunden habe und so gibt es stattdessen ein weiteres Update aus meinem Leben hier in Glencraig :)
Seit ein paar Tagen ist das Wetter einfach bombastisch: sehr sonnig, teilweise über zwanzig Grad und eine stetige kühle Brise vom Meer her die einen angenehm abkühlt. Bei der Arbeit laufe ich fast nur noch mit Sonnenbrille rum, zu den zahlreichen teabreaks gibt es jetzt Eis statt Keksen und die Luft ist gefüllt mit dem Geruch von Sonnencreme und Barbecue Rauch, sodass ich irgendwie total in Urlaubsstimmung bin. Heute ist hier in Nordirland sogar ein "bank holiday", ein gesetzlicher Ferientag, von dem allerdings niemand so genau weiß, was eigentlich gefeiert werden soll. Irgendwas mit Frühling eben... ;) Neben den summer vibes freuen sich die Residents im Moment noch besonders über etwas anderes: es gibt langsam aber sicher immer mehr Nachwuchs bei den Glencraig Kühen! Alle trächtigen Rinder stehen im Moment zusammen auf einer Weide, auf einem anderen Feld beugen sich Mutterkühe fürsorglich über ihre frischgeborenen Kälber, die sich im saftigen Gras zusammengefaltet haben oder auf staksigen Beinchen ihre ersten Erkundungstouren starten. Der Vater der Kleinen hat ein sehr helles Fell und so sind auch die drei bisher geborenen Jungen schneeweiß und sehen damit im Grass liegend häufig mehr wie ein Stück Plastik als wie ein Lebewesen aus.
Das schöne Wetter bietet natürlich auch wieder Anreiz zu vielen Ausflügen und von zweien davon möchte ich auf jeden Fall berichten. Letzten Montag konnte ich endlich einen der großen Punkte von meiner Bucket list streichen, nämlich einen Trip nach Enniskillen und auf den "stairway to heaven", von dem mir viele Kollegen bei der Arbeit vorgeschwärmt haben. Da viele der Residents ursprünglich aus dieser Gegend kommen waren sie natürlich ganz besonders interessiert an unseren Berichten und teilweise auch etwas verwirrt warum wir erlaubt sein sollten in "ihrer" Stadt herumzulaufen. Der stairway to heaven ist ein Pfad auf einen der größeren Hügel der Region von dessen Spitze aus man einen grandiosen Ausblick auf das umliegende von vielen kleinen Seen durchsetzte Land hat. Während des ganzen Weges läuft man auf Holzplanken durch eine sumpfige Landschaft, die sich scheinbar endlos den Berg hinauf zu schlängeln scheinen — daher auch der Name. Wie das Schicksal es so wollte sind wir vom Parkplatz aus jedoch erstmal in die völlig falsche Richtung gestartet, sodass wir noch eine Extraschleife ein einem wunderschönen regenwaldählichen Tobel anschließen mussten, die wir dann sofort spaßeshalber den "stairway to hell" tauften ;). Auch ein Besuch den malerischen Städtchens Enniskillen und seinem kleinen Burgmuseum war am Nachmittag noch drin.
Die deutlich verrücktere Aktion haben wir dann aber gestern Morgen durchgezogen, oder besser gesagt mitten in der Nacht :P. Wir hatten es uns nämlich in den Kopf gesetzt, einen Sonnenaufgang vom Gipfel des Slieve Donard, dem höchsten Berg Nordirlands zu beobachten. Da der Sonnenaufgang um diese Jahreszeit hier schon um viertel vor fünf morgens ist, hieß das konkret Abfahrt um Punkt ein Uhr nachts, eineinviertel Stunden fahren und dann zwei Stunden den Berg hochlaufen, zunächst in v9llkommener Dunkelheit durch ein Waldstück mit Taschenlampen und dicker Jacke, später bei immer helleren Lichtverhältnissen über offenes Gelände und zum Schluss entlang des Mournes Wall, einer 22 Meilen langen Steinmauer die die sieben höchsten Gipfel der Region miteinander verbindet das letzte Steilstück hinauf zum Gipfel. Unser timing war perfekt und die Aussicht so grandios, dass ich gar nicht mehr wegwollte. Ich war zwar schon einmal auf diesem Gipfel gewesen, aber damals hatten wir von oben im gleißenden Sonnenschein auf ein Wolkenmeer hinuntergeblickt. Diesmal tauchten im Osten der riesig wirkende organe glühende Mond und im Westen das rötliche Licht der aufgehenden Sonne den Himmel und die umliegende Mourne Landschaft in ein unbeschreibliches Farbenspiel und in drei Richtungen blickte tief unten auf das endlose Meer. Für diese magischen Momente hat sich das frühe Aufstehen definitiv gelohnt!
Heute soll es laut Wetterbericht nocheinmal etwas wärmer und sonniger werden als die letzten Tage und gerade kam eine Freiwilige vorbei um zu fragen ob ich mit an den Strand will. Da will ich sie doch nicht länger warten lassen und verbleibe für heute mit lieben Grüßen in Urlaubsstimmung:)