Hin und wieder zurueck: Das letzte Kapitel meiner weihnachtsferien-lichen Reisen
Familientreffen in El Cocuy [Boyaca] und eine Menge Fisch
Nach der Hitze von Huila und ganz besonders Landeshauptstadt Neiva kam ich am 27. Dezember wieder zurueck ins erfrischende Bogota. Dort blieb ich jedoch nicht allzu lange, weil mein Reisemonat noch auf einen kroenenden Abschluss wartete.
Ich weiss nicht, ob ich schonmal auf meinem Blog von meiner kolumbianischen Adoptiv-Familie erzaehlt habe, den Pico Salcedos, eine sehr sehr nette Familie aus dem Sueden Bogotas, wo ich ab und zu meine Wochenenden verbringe. Andres und Katherine sind beide in meinem Alter und schon vor laengerem wurde ich bei einem herbstlichen Mittagessen aus Reis, Kartoffeln und einer Dose Thunfisch, eingeladen, mit ihnen und noch weiteren Familienmitgliedern im Department Boyaca, woher beide Eltern, Nelly und Luis, stammen, ins neue Jahr zu feiern. Ein wunderbares Angebot, wofuer ich sehr dankbar war.
So machten wir uns vom Terminal von Bogota in einem Kleinbus auf in das nordoestlich gelegene Department. Ziel unserer Reise: El Cocuy, ein kleines Dorf in den Farben weiss und hellgruen, nahegelegen am gleichnamigen Nationalpark, der mit seinen schneebedeckten Gipfeln beeindruckt. Gerne wuerde ich noch genauere Informationen uebe Hoehe und Einwohnerzahlen angeben, aber leider gibt Wikipedia da nicht gerade so viel her [ https://en.wikipedia.org/wiki/El_Cocuy ]. Was ich sagen kann ist jedoch, dass es relativ wenige Einwohner hat, und ziemlich hoch liegt, weil es echt frisch dort war und ich echt froh war, mir von Andres oder einem der anderen Maenner eine Ruana, einen dicken [g]rauen Poncho aus grober Wolle, die zur typischen Boyacence-Tracht gehoert, ausleihen konnte.
Gewohnt haben wir in der Zeit im Haus von anderen Anverwandten, gemeinsam mit noch zeitweise circa 20 anderen, aber allesamt sehr sympathischen Leuten, die in irgendeinem Verwandtschaftsverhaeltnis zu den Pico Salcedos stehen.
Was hat mir in dieser Zeit besonders gefallen? Zunaechst einmal, um die Wohnsituation noch weiter zu entschluesseln, gab es jeden Abend ein grosses Umgeraeume, da alle Fussboeden im Haus mit Matratzen und diese mit je 4 bis 7 Decken ausgelegt wurden, damit auch niemand friert. Jedoch muss man bedenken, dass wir trotzdem gemeinsam mit 20 Leuten in einem Haus lebten, was vielleicht fuer 6 Personen gedacht war. So geschah es dann, dass ¨wir Maedels´´, also Katherine, und einige Tanten und Cousinen in einem Zelt draussen uebernachteten, was Dank dem Heizluefter und viel kuscheln auch wirklich nicht zu kalt war. Das einzig absurde in diesen Naechten war die Gewissheit, das ueber unserem schoenen 4-Mann-Zelt, aufgehaengt an den Hufen, ein toter Ziegenbock baumelte.
Zu diesem besonderen Fest, dem Familientreffen und auch dem Silvestertag wurde ein traditionelles Gericht aus Boyaca zubereitet: Der mute, eine Suppe aus fermentiertem Mais, der mehrere Tage auf einem Holzfeuer gekocht wird, damit er quillt, und eben variablen, kleingeschnittenen Gedaermen von Ziegen oder Schafen. Das alles wird dann in einem rieeeesigen Kessel weiterhin draussen gekocht und mit selbstgemachter cuahada, einem weissen weichen Kaese zusammen gegessen. Extra fuer diesen Zweck war die Ziege einige Tage vorher in der Hauseinfahrt von einigen Maennern des Familienkreises geschlachtet worden. [Bei dem Gedanken daran schuettelt es mich immernoch....]
Aber ich komme vom Thema ab. Ich wollte ja erzaehlen, was schoen dort war, in El Cocuy. Da waeren die vielen Ausfluege nachmittags zum Forellenfischen im Fluss, der die kahlen Berge durchschnitt und sich einen Weg entlang von Kuhweiden und vereinzelten Hauesern und ihren Laendereien bahnte, durch diese beeindruckend andersartige Vegetation Boyacas. Auch wenn wir nie so viel fingen, waren es doch ganz besondere Momente.
Fun fact: Ich bekam den ganzen Fisch, den wir fingen und am Silvestermorgen kaufte mir der nette Onkel Cesar eine Forelle, die so lang war wie mein Unterarm [ein schoeneres Neujahrsgeschenk habe ich noch nie bekommen :D]. Sonst gab es auch mal eine Dose Thunfisch ganz fuer mich, eine Vegetrarierin, die aber Fisch isst, damit ich auch mal ¨ was Richtiges¨ zu Essen bekomme.
Ein anderes Highlight war natuerlich die Feier ins neue Jahr, wo auf dem Dorfplatz die ganze Nacht lang ein huepfender Bauerntanz namens carranga getanzt und Aguardiente, ein ganz fieser Zuckerrohrschnaps, gekippt wurde.
Oder unsere Wanderung zu einigen alten, verlassenen Hauesern in den Bergen oder die 8 Stunden Wanderung zur Lagune im paramo, dem suedamerikanischen Hochmoor, das mit seiner ganz besonderen Tier- und Pflanzenwelt lockt und wo es zum Beispiel den freilehon gibt, eine Art langsamwachsende, plueschblaettrige Palme.
Aber am schoensten war es, in der Gemeinschaft dieser vielen netten und so gastfreundlichen Menschen zu leben, gemeinsam am Kuechenfeuer zu sitzen, weil es da so schoen warm war, und beim Kartoffelnschaelen einfach ein bisschen zu plaudern. Das abendliche Karten- oder Parquesspielen, ein Brettspiel, ein bisschen wie Mensch-aergere-dich-nicht, wo ich alle meine 100-Peso-Muenzen bei verzockt habe.
Ich bin einfach sehr froh, dass ich, auch wenn meine Familie so weit weg gerade ist, in diesem Moment auf so ein familieaeres Gefuhl und Zusammensein nicht verzichten musste, welches zudem die Beziehung zu Katherine, Andres, Nelly und Luis noch um ein Vielfaches intensiviert hat.