Hin und her und her und hin
Gemischte Gefühle hatte Lotti bei ihrem Besuch in Deutschland. Inzwischen hat sie aber der Arbeitsalltag wieder und sie ist sich sicher: Man kann alles schaffen, wenn man es will!
Ich bin wieder da, in Brüssel. Und alles ist irgendwie komisch.
Zu erst bekam ich am 18.12., am Abend bevor es für mich nach Hause ins "geliebte" Eisenach zu Familie und Freunden ging, Panikattacken. Ich hatte keine Ahnung was das sollte. Schließlich habe ich mich die ganze Zeit darauf gefreut sie zu sehen, habe immer Weihnachten vor Augen gehabt und dann war der Punkt gekommen und ich bekam verdammte Angst. Was war los? Ich denke ich hatte einfach Angst, dass sich zu viel verändert hat, dass ich nicht mehr die Gleiche bin, dass meine Freunde nicht mehr die gleichen sind, dass wir nicht mehr die gleiche Summe ergeben wie einst.
Mit dieser Angst machte ich mich auf den Nachhauseweg, wobei sie eigentlich schon wieder weg war, da ich den letzten Abend im Jahr 2006 in Brüssel mit drei Freunden in einem afrikanischen Restaurant verbrachte. Dort bestaunten wir die Wunder der Technik: ein Fernseher!!! Für welche die keinen haben, kann selbst ein sinnlos dummer Film mit Arnold Schwarzenegger DAS Erlebnis sein. Fragten uns, ob die Frau am Nebentisch eine Prostituierte ist und ob in dem Spinat wirklich Fisch ist. Anschließend in eine Kneipe und dort "Stille Nacht"-Bier getrunken, ein Bier mit 12% noch zwei andere Biere dazu und ich hatte meine Angst einfach vergessen/zugedröhnt. Beschwingt (torkelnd) und fröhlich (angetrunken) sagte ich den Dreien „Auf Wiedersehen“, verabredete mich fürs nächste Jahr und fuhr nach Hause (in Brüssel).
Am nächsten Morgen zum Bahnhof - mit unglaublich viel Gepäck. (Das letzte Mal, dass ich den Weihnachtsgeschenkerummel mitmache!) Habe noch jemanden ein Himbeerbier versprochen, das gab es nicht in meinem Supermarkt, also auf den Bahnhof noch in ein Geschäft, beim umdrehen jeweils mit der Kraxe die Regale leergefegt, da es kein Himbeerbier gab, dann auf Pfirsischbier umgestiegen, außerdem war da eine nackte Frau drauf, das kann einem Mann doch nur gefallen (außer er ist schwul, aber der Freund ist es nicht, also war ich zufrieden mit meinem Einkauf). Zugfahrt war lang und langweilig.
Zu Hause ankommen...
Keine Gefühle, wirklich keine Aufregung, nichts, einfach nur ein neutrales existieren. Ankommen; alles, wirklich alles wie früher. Ein bisschen Enttäuschung, dass niemand von meinen Freunden am Bahnhof war, aber auch nicht schlimm. Sellte meine Sachen in meinem Zimmer ab. Alles war wie früher und da sprangen doch tatsächlich drei Freundinnen unter dem Teppich hervor!! Freude und Schock waren bei mir unendlich und alle Panik wie fortgeblasen, es ist wie früher, nichts verändert. Wir haben wunderbare zwei Wochen miteinander verbracht: gelacht, geweint, gequatscht, getratscht, gefeiert, gechillt, wir waren eben wir. Und dann kam die Zeit des Abschieds. Erst ging die Zeit langsam rum und dann verdammt schnell und wieder das komische Gefühl. Keine wirkliche Angst, nur alles so merkwürdig. In Brüssel dachte ich, ich bin so froh nach Weihnachten wieder zurückkehren zu können und in Eisenach dachte ich, es wäre auch nicht allzu schlimm nicht wieder zurückzukehren. Bin gerade emotional mit mir überfordert. Sollte vielleicht mal wieder zum „Stille-Nacht“ Bier greifen. Ha, weiß jetzt auch warum es so heißt!
Die letzten drei Tage verbrachte ich bei einem Camp mit Mädchen im Alter von zwölf bis dreizehn Jahren, bin also direkt aus Deutschland in den deutschen Teil von Belgien gefahren und habe dort gearbeitet, war aber ganz gut so, direkte volle Dröhnung zum Wiedereinleben. Alle sprechen dauernd Französisch. Alle? Nein! Der Hund vom Nachbarhaus kam dauernd, da das die deutsche Gegend ist, meinten sie, der Hund spricht nur Deutsch. Jetzt können die Mädchen deutsche Wörter: Sitz! Raus! Aus! Gib das Pfötchen! Hol das Stöckchen! Steh auf! Bin stolz auf sie! Mich haben sie dann auch immer mit „Komm her“ gerufen...
Nun ja und jetzt ist alles wie bisher und es ist vertaut, schaue in Richtung Küche, es regnet draußen, Vietnamesin sitzt neben mir und arbeitet an meinem Arbeitsplatz (finde ich schrecklich, aber was soll ich ihr sagen, dort hat sie eben Internetanschluss...) und gleich kommen ein paar neue Freunde; zum Quatschen, zum Tratschen, zum Lachen,....zum Sein wie wir eben sind.
Wenn man es will, kann man alles schaffen, man muss sich eben nur manchmal selbst überzeugen!
Euch allen ein frohes, glücklich, erfolgreiches und einfach geniales Jahr 2007! Ein Hoch auf andere Länder, andere Menschen, andere Kulturen und die Freude, wenn man sein eigenes Land, seine eigenen Menschen und seine eigene Kultur wieder hat! (KOHLROULADE!! Gans mit Rotkraut und Thüringer Klößen...ach.)
Lotti