Heroische Heimkehr und retrospektive Rückreise (Ferien Vol. 4)
Der letzte Teil meines Ferienberichts: Was ich zu Hause so alles gemacht habe, und wie ich nach einer erlebnisreichen Reise schließlich wieder nach Paimio kam...
Da bin ich nun also - am zweiten Tag des neuen Jahres zu Hause angekommen, mit Sack und Pack und großem Überraschungseffekt. Was habe ich nun die ganze Zeit zu Hause mit meinem Lotterleben veranstaltet? Ein ganz bisschen habe ich tatsächlich „Urlaub“ gemacht und mich einfach ausgeruht. Ich glaube an einem halben Tag. Ansonsten waren ganz unterschiedliche tolle, urlaubsähnliche Dinge dabei.
Da in meinem Heim ja fast vollends der Veganismus ausgebrochen ist, gab es zwischen meinem Vater, meiner Stiefmutter und mir einige sehr aufschlussreiche Gespräche und ich durfte mir die gänzlich neue Nahrungsmittelversorgung zu Hause zu Gemüte führen, sie live miterleben und mich an veganem Essen erfreuen! Auch die vielen veganerfreundlichen Neuheiten in allen möglichen Supermärkten habe ich mir nicht entgehen lassen. In dieser Hinsicht freue ich mich auch schon jetzt darauf, wieder nach Deutschland zu kommen.
Aber es gab natürlich noch viele andere Dinge, so fuhr ich zum Beispiel zu meiner ehemaligen Schule in Potsdam, um ganz spontan und unangemeldet mal meiner Tutorin und Deutschlehrerin Hallo zu sagen, ihren Unterricht zu berreichern und einem Schülerzeitungstreffen beizuwohnen. Ich traf Freunde wieder und war Überraschungsgast bei einer Überraschungsgeburtstagsparty. Außerdem verbrachte ich das Wochenende mit meiner Familie, da wir passenderweise Besuch von meinem Stiefbruder bekamen. Mit ihm hatte ich mich für meine Heimkehr auch abgesprochen, da ich gedacht hatte, dass wir beide möglicherweise etwa zur gleichen Zeit zu Hause ankämen.
Am Montag - schon eine Woche, nachdem ich angekommen war - fuhr ich noch einmal in die Schule, um im Unterricht meiner ehemaligen Englischlehrerin die Möglichkeit eines Europäischen Freiwilligendienstes und mein Projekt in Finnland vorzustellen. Nachmittags war ich außerdem zum Überraschungs-Kaffee-und-Kuchen bei meinem Bruder eingeplant, um meine Mutter und meine Schwestern, die von meiner Heimreise auch nichts wussten, wieder mal zu sehen. Dafür buk ich schnell zwischendurch noch vegane Schokoladentorte und Orangenrührkuchen - extrem gut :) Den Abend verbrachte ich dann bei meinem Bruder und seiner Freundin, wir redeten und schauten Filme an. Nach all der Zeit war auch das mal wieder schön zu erleben.
Am Dienstag, meinem letzten Tag (am Mittwoch hatte ich vorgehabt, mich wieder auf den Rückweg zu machen) verabschiedete ich meine Mutter und kleine Schwester, nahm deren tolles Weihnachtsgeschenk entgegen und entspannte mich noch einmal. Abends kam dann meine große Schwester mit ihrem acht Monate alten Sohn (meinem Neffen) zu uns zu Besuch; wir hatten gekocht, redeten viel und auch sie verabschiedete ich letztlich - so wie meinen Vater und meine Stiefmutter am Abend.
Ungefähr so schnell, wie ihr diesen Abschnitt hier gelesen habt, ist die Zeit auch vergangen, die ich zu Hause verbracht habe, und so holte mich der Tag meiner Rückreise bald ein: Mittwoch, der 11. Januar. Wie schon in Ferien Vol. 1 erwähnt, war mein Plan (natürlich), wieder zurückzutrampen. Nur diesmal über Dänemark und Schweden.
Am Mittwochmorgen gegen 8:30 Uhr stand ich auf der Matte: Sachen gepackt, warm angezogen, Frühstück verstaut. Heißer Tee in meiner fancy Thermoskanne, so wie es sich gehört. Auch in Deutschland war es kalt. Eine Freundin, die bei uns in der Nähe wohnt, brachte mich zu einer Tankstelle in der Nähe einer Autobahnauffahrt ein paar Kilometer entfernt, wo ich zunächst einige Zeit mit Warten verbringen durfte... Zum ersten Mal versuchte ich ja dort, in Deutschland zu trampen - und sonderlich viel war an dieser Tankstelle um die Uhrzeit nicht los. Ich versuchte es direkt an der Autobahnauffahrt Richtung Norden, aber hatte natürlich keine Chance, eines der vorbeifahrenden Fahrzeuge zum Anhalten zu bewegen. Dafür müsste ich mich wohl mitten auf die Straße stellen. Mein dahingehender Bedarf hielt sich jedoch stark in Grenzen. Ich vermisste die Bushaltebuchten an jeder Ein- oder Auffahrt finnischer Schnell- oder Landstraßen.
Letztlich hatte ich an meiner verlassenen Tankstelle aber doch Glück bei einem Herren mittleren Alters, der dort zunächst auf jemanden wartete, nach dessen Ankunft er gemütlich einen Kaffee mit ihm schlürfte und mich dann bis kurz vor Neuruppin mitnahm. An einer Raststätte setzte er mich ab, wo ich etwa fünf Parkende fragte, bevor mich ein junger, netter Mann mitnahm, der nach Rostock fuhr. Er war es auch, der mir vorschlug, statt des Landweges nach Dänemark die nicht teure Fähre von Rostock nach Gedser in Dänemark zu nehmen. Die Idee gefiel mir, und so brachte er mich bis zum Bahnhof in Rostock, von wo aus ich Straßenbahn und Bus nahm, um zum Hafen zu kommen. Dort kaufte ich ein Ticket, wartete ein Weilchen und betrat bald die Fähre - mit einem seltsamen Gefühl der Leere. Es war ein sehr verschneiter, irgendwie auch regnerischer Tag gewesen, an dem wir die raue Ostsee überquerten, während ich am Fenster saß und in den Himmel starrte. Es war merkwürdig, nach so kurzer Zeit in meiner "gewohnten", doch irgendwie "alten" Umgebung alles wieder hinter mir zu lassen - zumindest für die nächsten fünf Monate, theoretisch. Andererseits freute ich mich, nach den ereignisreichen Winterferien, die vor einer gefühlten Ewigkeit in Kuopio begonnen hatten (wir erinnern uns, vgl. Ferien Vol. 1), endlich wieder friedlich und sesshaft in mein "Heim" in Paimio einzukehren. Mit diesen Gedanken schwapperte ich also im Sturmregen auf der Ostsee umher; und es dauerte eine ganze Weile, bis ich mich dazu aufraffen konnte, durch die Fähre zu wandern und andere Fahrgäste nach Mitfahrgelegenheiten zu fragen.
Nach einigen kurzen Gesprächen sagte mir bald ein LKW-Fahrer zu, mich bis nach Køge kurz vor Kopenhagen mitzunehmen. Der war an und für sich ganz nett, hatte aber seine aus unerfindlichem Grund ziemlich "angeheiterte" Frau dabei, die während der Fahrt sich immer wiederholendes Geschwurbel vor sich hingluckste. Davon hatte ich nach einer Weile mehr als genug, auch wenn ich mich zwischendurch mit dem LKW-Fahrer unterhalten konnte. Trotzdem war ich froh, nach etwa 1,5 Stunden endlich an einer Tankstelle kurz hinter Køge abgesetzt zu werden und die himmlische Ruhe genießen zu können. Ja, die Art von Ruhe an einer Autobahnraststätte. Ich schlenderte kurz herum und traf nach kaum 10 Minuten an der Zapfsäule eine junge Frau an, die mich bis nach Kopenhagen mitnahm. Da sie jedoch weiter in die Stadt hinein musste, setzte sie mich wiederum irgendwo an einer Tankstelle ab, wo ich mich kurz orientieren musste, daran scheiterte; dann aber das Glück hatte, von einem Mann mittleren Alters mitgenommen und zur "Flughafen(halb-?)insel" direkt an die Auffahrt der Brücke nach Malmö gebracht zu werden.
Dort wartete ich wieder mal eine ganze Weile, wohl zwischen einer und zwei Stunden. Wegen eines „zentralen“ Kreisverkehres, in den aller Verkehr sowohl von Flughafen als auch aus der Stadt geleitet wurde, fuhren alle Fahrzeuge, die auf die Brücke nach Malmö abbogen, vorher direkt an mir vorbei; daher wunderte ich mich ziemlich, keinen Lift zu bekommen. Irgendwann hielt jedoch eine ältere Frau an, die mich fast bis nach Malmö mitnahm. Die Fahrt durch den Tunnel bzw. über die Brücke war aufgrund der schon lang eingebrochenen Dunkelheit nicht allzu… erleuchtend, aber doch eindrucksvoll. Nach der nicht sehr langen Überfahrt setzte sie mich an einer ziemlich einsamen Tankstelle an einer Autobahnauffahrt kurz vor Malmö ab, da dies die einzige Möglichkeit zum Anhalten war, bevor sie die Autobahn, die um Malmö herum in Richtung Norden führte, in Richtung Osten verließ.
Als ich dort nun stand, war es schon 21.30 und der Verkehr hielt sich stark in Grenzen. Ich erwartete schon, in der Nähe der Auffahrt auf einer Wiese in meinem Zelt zu übernachten, hatte aber noch Hoffnung, bei der nahen Tankstelle oder dem benachbarten KFC jemanden zu finden, der nach Malmö fuhr oder mich weiter an der Autobahn entlangbringen konnte.
Nach einigem Hin- und Hergewatschle traf ich schließlich im KFC einen Kurierfahrer, der es zwar sehr eilig hatte, mich aber trotzdem irgendwohin mitnahm, von wo aus er glaubte, dass ich besser wegkam. Dort lief ich nur einmal über die Straße, steuerte das erste und (da mitten in der Nacht) einzige Auto an und wurde prompt vom ursprünglich bosnischen Fahrer „mitgenommen“. Eigentlich wollte er nach Hause, brachte mich aber in die entgegengesetzte Richtung ins Stadtzentrum zu einem McDonald’s, neben welchem sich die Autobahnauffahrt in Richtung Stockholm befand. Gute Voraussetzungen, eigentlich. Ich war wieder ermuntert, und so wartete ich an der Auffahrt für etwa eine Stunde – ohne Erfolg, bevor ich mich erschöpft im McDonald’s niederließ, um WLAN zu schnorren. Zwischendurch hatte mir sogar ein im McDrive vorbeifahrender junger Mann Pommes spendiert. Es dauerte wieder einige Zeit, bis ich mich dazu aufraffte, meine Reise für den Tag zu unterbrechen und mir einen Schlafplatz zu suchen. Da ich mich quasi im Stadtzentrum Malmös befand, war meine Auswahl nicht allzu groß. Ich schlich um das McDonald’s herum und fand schließlich zwischen dem Hinterhof eines Nachbargebäudes und der Autobahnauffahrt eine kleine mit verdorrten Sträuchern und Bäumen bewachsene Fläche.
Irgendwie hatte ich mich ja bis zu diesem Zeitpunkt immer erfolgreich gegen genau dieses Unterfangen gesträubt. Ich hatte stetig das Glück gehabt, beim Trampen entweder rechtzeitig anzukommen, oder so wie auf meinem Weg von Tallinn nach Hause einen Schlafplatz angeboten zu bekommen. Zwar hatte ich schon im Vorgarten der Schule im Zelt geschlafen, um den Zeltauf- und abbau und die eisigen Temperaturen zu erproben, doch diesmal war es anders. Es war echt. Die Realität der Situation begann sich zu offenbaren, als mir bewusst wurde, dass ich den ganzen Rucksack ausräumen musste. Schlafsack und Zelt befanden sich ganz unten im Rucksack, damit ihr Gewicht beim Tragen möglichst weit unten im Rucksack und möglichst nah an meinem Rücken liegt. Und wohl auch, um mich unbewusst dagegen zu wehren, dass ich das Zelt jemals auspacken müsste. Aber es half natürlich alles nichts. Den Selbstbemitleidungsteil hatte ich schon bei McDonald’s hinter mich gebracht, als es noch warm war und ich vom schützenden, informationsspendenden WLAN umgeben war. Also warf ich meinen Rucksack ab, ebnete das Terrain ein wenig und begann, meinen Kram aus dem überdimensionalen Gepäckstück zu schälen und das Zelt aufzubauen. Nach gar nicht allzu langer Zeit (wohl etwa einer Stunde) war das alles erledigt, und ich lag mitsamt meinem ganzen Gekröse im Anderthalbpersonenzelt. Mit Jogginghose, Pullovern, Sturmhaube, Schals und Handschuhen in meinem bis auf ein etwa fünf Zentimeter großes Atemloch zugezogenen Schlafsack verpackt fiel ich schnell in einen verhältnismäßig erholsamen Schlaf. In meinem Zelt zwischen Schnellstraße, Bahngleisen und dem McDonald’s-Hinterhof mitten in Malmö.
Am nächsten Morgen erwachte ich gegen 8 Uhr, war jedoch in grausiger Anbetracht des Zeltabbauens und Rucksackpackens zu faul, um sofort aufzustehen. Also blieb ich noch etwas liegen, bis ich gegen 10 Uhr von Stimmen und einem Rütteln am Zelt wieder geweckt wurde. Ich erschrak etwas, nahm Mütze und Sturmhaube ab und meine Ohrenstöpsel heraus und öffnete das Zelt. Um mich herum standen drei oder vier Männer in securityartigen Uniformen und starrten mich an, wie ich im Halbschlaf aus meinem Zelteingang hinauskroch. Ich blickte etwas verdattert vom einen zum anderen, in Wirklichkeit wenig überrascht, dass mir so etwas passierte. Einer der Männer erklärte mir, dass ich dort nicht schlafen durfte, da es sich um ein Privatgrundstück handelte (upsi). Auf meine Entschuldigung und Beteuerungen, dass es sehr spät war und ich keinen anderen Schlafplatz gefunden hatte, reagierte der Mann freundlich und bat mich, das Feld zu räumen (haha). Das tat ich dann auch. Es war sowieso schon spät genug und ich wollte weiterkommen. Sehr bald war also alles wieder verstaut, auch wenn es wohl ein Wunder war, dass alles wieder in den Rucksack hineingepasst hatte und mir beim Zusammenfalten des vom Wind umhergewirbelten und -gedrehten Zeltes nicht vor Wut der Kopf platzte.
Ich stellte mich an die Autobahnauffahrt und wartete wieder überdurchschnittlich lange, bis mich nach etwa anderthalb Stunden eine Frau nach Helsingborg mitnahm. Dort, wo sie mich absetzte, stand ich wieder direkt an der Auffahrt einer Autobahn; diesmal war es jene, die Helsingborg direkt mit dem noch immer etwa 550km entfernten Stockholm verband. Und wieder wartete ich mir munter meine Geduld kaputt, und zählte mir den Mund an den vorbeifahrenden Autos fusselig. Nach wieder etwa anderthalb Stunden des Wartens kam schließlich auf der entgegengesetzten Richtung der Autobahn ein Fahrzeug vor der Linksabbiegerampel zum Stehen, aus dessen Fenster mir der Fahrer zupfiff und -winkte. Ich schaute verwirrt zu ihm herüber und dachte mir, dass es mich ja freute, dass er sich so freute, mich zu sehen; dass er doch aber lieber in die richtige Richtung fahren und mich mitnehmen solle. Tatsächlich drehte er dann um und nahm mich bis zum 160km entfernten Värnamo mit. Er war auf der zweispurigen Autobahnauffahrt auf der linken Spur an mir vorbeigefahren, weswegen er zuerst nicht anhalten konnte; war dann jedoch extra bei der nächsten Ausfahrt umgedreht, um mich mitzunehmen.
In Värnamo schienen die Chancen zunächst gar nicht so schlecht. Er setzte mich genau dort ab, weil es mehrere Tankstellen, auch für LKW gab, außerdem ein McDonald’s, Burger King sowie Max, eine schwedische Fastfoodkette. Die einzigen klitzekleinen Probleme, mit denen ich zu kämpfen hatte, lassen sich einfach zusammenfassen:
Erstens: Niemand nahm mich mit. Alle fuhren entweder wirklich in andere Richtungen als Stockholm, oder sie logen mich schlicht und ergreifend an, was ich nach einiger Zeit und all den Leuten, die ich gefragt hatte, als überhaupt nicht unwahrscheinlich empfand.
Zweitens: Das gesamte Gelände, also sämtliche Parkplätze, Straßen, Fußgängerwege, auf denen ich mich bewegte, war mit 10 bis 20 Zentimeter hohem SCHNEEMATSCH bedeckt.
Daraus folgte Drittens: Meine angeblich „wasserfesten“ Schuhe kapitulierten nach über zwei Stunden des Matschstapfens, was in vollkommen durchnässten Socken und Füßen resultierte. Ich latschte von einer Zapfsäule zur nächsten, von Auto zu LKW, von Burger King zu McDonald’s und zurück, ich mochte dieses ganze verfluchte Areal wohl über zehn Mal durchpilgert haben.
Irgendwann wurde mir kalt, und zu guter Letzt trat die cholerische Phase ein: Ich hasste Schweden.
Während ich meinen Nervenzusammenbruch mit sacknassen Schuhen im McDonald’s sitzend erlitt, nutzte ich zumindest das vorhandene WLAN, um meiner Wut in Form von Nachrichten an Freunde Ausdruck zu verleihen. Vielleicht war ich ungeduldig, oder hatte einfach Pech, oder es ist einfach keine gute Idee, in Schweden zu trampen. Ich wollte aber keine Pause machen. Ich wollte nicht meine Stinkstiefel ausziehen und sie so wie meine drei tropfenden Sockenpaare auf dem McDonald’s-Klo einzeln unter dem Handtrockner trocknen. Nicht an diesem Tag. Nach kurzer Therapie und Atemübungen wagte ich einen letzten verzweifelten Versuch nach draußen ins Schneeschlachtfeld. Meine Eingebung, noch einen Blick ins Max zu werfen, zahlte sich dann endlich aus. Zwei junge Frauen fuhren noch an diesem Donnerstag bis nach Stockholm, das gegen 16 Uhr immerhin noch etwa 400km entfernt war, und nahmen mich tatsächlich mit.
Auf dem Weg nach Stockholm unterhielt ich mich mit den beiden über dies und das und bekam wieder mal einen Schlafplatz angeboten, da ich am Freitagmorgen die Fähre nach Turku nehmen wollte. Ich schlief wohl auch einige Zeit. Als wir Jönköping passierten, war ich überwältigt vom Blick auf den See und die Lichter der Stadt, den man von der Autobahn aus hatte. Durch das Gefälle der Fahrbahn und die den See umgebenden Berge und Hügel schien der enorme, schwarze See mit dem Himmel zu verschmelzen, und die tausenden Lichter der Häuser und Straßen tummelten sich in der Nacht wie helle Sterne.
Irgendwann am Abend erreichten wir Stockholm und mussten den von den beiden über Hertz FreeRider (man darf ein Fahrzeug kostenlos für eine bestimmte Strecke benutzen, um es nach einer Mietfahrt an einen Herkunftsort zurückzubringen; scheint es nur in Schweden zu geben) gemieteten Truck abgeben. Nach Frühstückseinkauf und Apothekenbesuch zwecks Reiseübelkeitstabletten befand ich mich auch schon in der kleinen Wohnung der Schwedin und ihres Mitbewohners. Ich konnte endlich all meine Socken und meine Schuhe vernünftig trocknen (nach ein paar Stunden im Auto waren nur die äußersten Schichten getrocknet) und mir unglaublich schmackhafte (echt jetzt) Nudeln mit Gemüsebrühe zu kochen. Meine Gastgeberin erklärte mir sogar ausführlich, wie ich mit den Zügen und zu Fuß zum Terminal meiner Fähre kam. Nach allen Vorbereitungen für den nächsten Tag und einigen gescheiterten Versuchen, das Ticket für die Fähre über das Handy zu buchen, legte ich mich für sehr kurze Zeit zum Schlafen in eine interessant-innovative aufgeklappte Bank in der Küche.
Die Fähre ging um 7:45 Uhr, und die Informationen über den erforderlichen Check-In-Zeitpunkt waren uneindeutig, deshalb die ganze Panik (Die Informationen reichten von 30 Minuten vor Abfahrt bis 1,5 Stunden vor Abfahrt) am frühen Morgen. Letztlich schlug ich etwa eine halbe Stunde vor Abfahrt am Terminal auf und musste sogar noch auf den Check-In warten. Wie auch immer, ich hatte es geschafft, und saß tatsächlich in der Fähre von Stockholm nach Turku. Ich würde wieder in Paimio ankommen, nach einer etwa dreitägigen Reise. Die Überfahrt dauerte den ganzen Tag, bis 19:45 Uhr, und so vertrieb ich mir die Zeit damit, Musik zu hören, umherzulaufen, zu telefonieren, etwas in einem der zahlreichen Restaurants zu essen, Kopfschmerzen zu haben und zu schlafen. Kurz vor der Ankunft, nachdem ich all meinen Krempel wieder beisammen hatte, bewegte ich mich zum PKW-Deck. Ich hatte meine Monatsfahrkarte noch nicht wieder aufgeladen, und hatte auch nicht das Bargeld, das im Bus zu tun, weshalb ich die Fahrt vom Hafen in die Stadt zusätzlich zu meinem Monatsticket hätte bezahlen müssen. Darauf hatte ich natürlich keine Lust, also steppte ich durch die erstbeste Tür und fragte nach: Der erste Mann, den ich fragte, willigte ein, mich zum Kauppatori, ins Zentrum Turkus mitzunehmen. Warum auch nicht?
Gegen halb zehn abends schritt ich dann am Freitag, den 13. Januar nach genau vier Wochen der Umherreiserei wieder durch die Eingangstür unserer Wohnung und meines Zimmers in Paimio, und es war gut.
Endlich wieder „zu Hause“, zumindest für die folgenden fünf Monate.
Weiter geht’s mit meinem Wiedereinstieg ins EFD-Arbeitsleben nach den Weihnachtsferien im nächsten Eintrag! :)