Herbstfeste im Pays de Redon
Zwei Wochenenden ganz im Zeichen der Tradition und der Früchte des Herbstes
Die beiden letzten Oktoberwochenenden waren hier ganz dem Herbst und der bretonischen Kultur gewidmet. An einem Sonntag hat uns Anne, die Tutrice von Sarah, angeboten, uns mit nach Peillac auf das „Fête des fruits de l’automne“ (Fest der Früchte des Herbstes) zu nehmen. So fand ich mich mit Sarah und Stefania mittags vor der Haustür wieder, wo uns kurz darauf Anne einsammelte. Den ganzen Nachmittag verbrachten wir in den Straßen von Peillac, einer kleinen Stadt 15 km nördlichen von Redon; „natürlich“ in einem anderen Département, da Redon sozusagen an einem Dreieck von verschiedenen départements liegt. Während Anne Animationen für die Kinder angeboten hat, bei denen aus Gräsern kleine Körbe geflochten wurden – die typische Kunst der „vannerie“, entdeckten wir das Herbstfest. In den Straßen gab es Kinder und Erwachsene, Gruppen und Privatpersonen, die Maronen, Kürbisse und Äpfel verkauft haben; alle scheinbar für ein bestimmtes Ziel oder einen guten Zweck. Außerdem gab es viele Stände, wo regionale Produkte und traditionelle Spezialitäten wie Brote, Safranrum, Schokolade, Basteleien und vieles mehr verkauft wurden. Neben Zelten für Galettes, die herzhafte und vom Grundrezept her vegane Version von crêpes, die ganz typisch in der Bretagne sind, Crêpes und Getränken gab es mehrere Bühnen mit wechselnden Musikgruppen in der Stadt.
Innerhalb einer Stunde hatten wir zwar vom Prinzip her alles gesehen, genossen aber den immer mal wieder durchblickenden Sonnenschein, probierten Kastanien und lauschten der Musik. Diese war wirklich interessant, ich entdecke hier immer wieder neue, ganz verschiedene Stile, mit denen ich mich auch durchaus mal anfreunden kann. Für die Einheimischen war das Fest nicht nur eine Gelegenheit, Musik zu hören und Produkte zu kaufen, sondern vor allem das Miteinander mit Freunden und Bekannten. Da wir hier noch nicht soo viele Menschen kennen, war das für uns nicht die Hauptbeschäftigung, aber dennoch habe ich ein paar bekannte Gesichter entdeckt, mich unterhalten und vor allem einfach einen wunderschön entspannten Nachmittag mit immer wieder durchblickender Sonne verbracht.
Eine Woche später war dann der Höhepunkt des mois de marron, die „Bogue d’Or“, DEM Fest in Redon. Schon den ganzen Oktober gab es verschiedene Veranstaltungen, die alle im Rahmen des mois de marron stattfanden. Freitag und Samstagabend verbrachten wir mit allen Freiwilligen im Hafenviertel, wo es Essen, Trinken, viele Menschen und wechselnde traditionelle Musik gab. Zuletzt waren wir doch noch im großen „Fest noz“ Zelt um zu tanzen. Fest noz ist bretonisch und bedeutet in etwa Fest der Nacht. Dort spielen Musikgruppen meist ganz traditionell mit z.B. Akkordeon, Dudelsack oder oboenähnlichen Flöten, während die Menschen dazu tanzen. Der Rhythmus der Musik passt unserer Meinung nach nicht immer zu den Tänzen, aber die Bretonen waren sich immer sehr einig, während wir – kleiner Finger an kleinem Finger – öfter mal etwas unbeholfen in der großen Menschenkette rumhüpften. Ein richtiger Fan von Fest noz werde ich vermutlich nicht, aber es ist definitiv eine lustige Erfahrung, die man mal gemacht haben muss und auch Spaß macht. Am Sonntag ließen wir es dann ganz gemütlich angehen und machten es uns auf einer Wiese an der Vilaine gemütlich, wo eine Vorführung alter Boote – teilweise auch mit Musikern gefüllt – stattfand. Zusammengefasst ein schönes, lebhaftes Wochenende, an dem wir vor allem die Abende nutzten, um ein bisschen mehr von den regionalen Traditionen, sei es Musik, Fest noz, Volkstänze, Gespräche oder Essen, mitzubekommen.
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