Heimreise
Was ich mir ein Jahr lang ausgemalt habe, wird Wirklichkeit
Seit dem Beginn meines ESK und viel intensiver in der letzten Woche habe ich über meine Heimreise zurück nach Deutschland nachgedacht. Ich habe To-do-Listen geschrieben, was ich alles noch bis zu meiner Abfahrt machen möchte und To-do-Listen, was ich alles zu Hause erledigen muss. Nach langem Warten ist nun der Moment gekommen, Ungarn zu verlassen, doch es fühlt sich alles ziemlich surreal an.
Captain
In unserer Wohnung war ich mit der letzten Freiwilligengruppe, Louie aus Italien, Bea und Jose aus Portugal sowie Stefan aus Rumänien sehr glücklich, es war sehr lustig zusammen und mit Louie habe ich mich angefreundet. Dank der Aktion auf dem lokalen Tennisplatz, bei der ich ein rotes T-Shirt, was mir viel zu groß war, getragen habe aber wohl vielmehr da ich die meisten Erfahrungen hatte und ungarisch sprechen kann, war ich der „Captain“ in unserer Wohnung. Oft war es nervig, dieselben Fragen dreimal zu beantworten und für alles verantwortlich zu sein, aber trotzdem habe ich diese Rolle gerne gespielt.
Ich packe meinen Koffer
Ganz nach dem Motto „Der Captain verlässt zuletzt das Schiff.“ habe ich auch unsere Wohnung als letztes verlassen. Bea ist schon am Mittwoch nach Budapest gefahren, Louie, Stefan und José sind am Samstagmorgen aufgebrochen, während mein Zug von Győr erst am Samstagabend um 20:02 Uhr losfuhr. Meine liebe Mentorin Viola hat mich sogar zum Bahnhof in Győr mit dem Auto gefahren, sodass ich erst um 17:30 Uhr los musste. Ich konnte also in Ruhe meinen Koffer packen, wofür ich auch mehr Zeit gebraucht habe, als gedacht. Am Ende war ich heilfroh, dass fast alles rein gepasst hat, aber für die 35kg ist mein Koffer nicht ausgelegt, sodass ich mich schon mit einem geplatzten Koffer auf dem Bahnhof gesehen habe. Doch zum Glück hat er bis zum Ende durchgehalten. Als der Koffer gepackt war, habe ich die Wohnung geputzt und aufgeräumt und schließlich den Wohnungsschlüssel zum Café im Dorf gebracht, wo ihn dann die neuen Freiwilligen abholen können.
Auf die Plätze, fertig…
Ich war noch nie zuvor so nervös, wie ich es am Freitag war. Auf der einen Seite habe ich mich wahnsinnig auf Zuhause gefreut, aber gleichzeitig hatte ich auch Bedenken mit dem zu schweren Koffer, den ich alleine nicht heben kann, auf eine so lange Zugreise zu gehen. Dadurch, dass ich so nervös und aufgeregt war, war ich gar nicht traurig, als ich vorerst zum letzten Mal Nagyvázsony verlassen habe. Doch vielleicht kommt das noch später. Um 19:15 Uhr waren Viola und ich in Győr, wo wir zuerst noch ein wenig durch die Stadt gelaufen sind, bevor am Bahnsteig gewartet haben.
…. los!
Pünktlich rollte der Zug auf den Bahnsteig. Zusammen mit Viola konnte ich meinen Koffer in den Zug hieven und habe aus dem Fenster gewunken, als der Zug abgefahren ist. Glücklich, im Zug zu sitzen habe ich mich mit einem Koreaner unterhalten und im nächsten Moment waren wir schon in Wien. Mit Hilfe des Koreaners habe ich mein Gepäck aus dem Zug geschafft und bin dann auch gleich aufs nächste Gleis gegangen, von wo der Nachtzug nach Berlin abfahren sollte. Nach einer knappen Stunde Wartezeit kam der Zug und die freundlichen Mitarbeiter der OEBB haben mir enthusiastisch beim Gepäck geholfen.
Im Nachtzug
Eigentlich ist es nicht die kürzeste Streck über Berlin nach Hildesheim zu fahren. Doch da diese Verbindung günstiger ist als über Göttingen, habe ich mich für diese Variante entschieden und es war auch nicht schlecht, zumal alle Züge pünktlich waren. Insgesamt hat die Zugfahrt 15 Stunden gedauert, von der ich aber sieben Stunden geschlafen habe. Im Nachtzug von Wien nach Berlin hatte ich einen Liegeplatz im 4-er Abteil gebucht. Ich hatte sogar zuerst das Abteil für mich alleine und der Schaffner meinte, dass vielleicht noch ein Spätbucher kommen könnte, aber dass das nicht wahrscheinlich sei. Also habe ich meine Sachen verstaut, Zähne geputzt, mich umgezogen und auf die Pritsche gelegt. Diese war zwar noch härter als unsere Schaumstoffmatrazen in Nagyvázsony, aber es war ja nur für eine Nacht. Ich bin nicht sofort eingeschlafen, weil ich natürlich aufgeregt war und nebenan war ein älterer Herr mit seiner polnischen Pflegerin, die lautstark auf ihn eingeredet hat. Im Übrigen hat sich glaube ich keiner außer mir an die Nachtruhe gehalten und da ich direkt neben dem Abteil der Schaffner war, war noch bis 23:00 Uhr Halli Galli auf dem Gang. Irgendwann muss ich dann wohl eingeschlafen sein, denn der Schaffner hat mich um 23:30 Uhr wachgeklopft und gesagt, dass noch drei weitere Passagiere in mein Abteil kommen. Also habe ich mir ab dann das Abteil mit drei Studentinnen aus Wien geteilt, die sehr nett waren. Der Grund, warum sie in meinem Abteil gekommen sind war, dass im anderen Abteil wohl Bettwanzen waren. Welch schöne Vorstellung! Zum Glück war in meinem Abteil allerdings kein Ungeziefer und um 0:30 Uhr haben wir dann das Licht ausgemacht. Es war ein super Gefühl, im Bett zu liegen und vom Zug in den Schlaf geschaukelt zu werden. Noch besser war es, Aufzuwachen und zu wissen, dass man jetzt in vier Stunden zu Hause ankommt.
Die letzte Etappe
Nach dem Frühstück im Zug, bestehend aus zwei Brötchen, Butter Marmelade und Tee sind wir in Berlin angekommen und netterweise haben mir die Mädchen mit dem Koffer geholfen. Ich war bester Laune, die Sonne hat geschienen und ich war mehr oder weniger ausgeschlafen. Mein Anschlusszug nach Hildesheim ging in 50 Minuten und in der Wartezeit habe ich meinen Koffer zum Rewe im Bahnhof gezerrt, um dort Wasser zu kaufen. Dann bin ich in der ICE Richtung Hildesheim eingestiegen. Während der Zugfahrt habe ich mich mit meiner Sitznachbarin, eine redsehlige Berlinerin, unterhalten und schnell waren es nur noch 20 Minuten bis zu meiner Ankunft in Hildesheim.
Ich bin da!
Man glaubt es nicht, aber der ICE kam zu früh in Hildesheim an. Meine Familie stand leider auf dem falschen Gleis und meine Freundin war zu spät, aber alle haben sich gefreut, mich wiederzusehen. Mit dabei waren auch mein Bruder und meine Großeltern, die eigens für mich ein Willkommenslied gesungen haben. Sogar mit Willkommensschild und Luftballons. Wir sind ins Auto gestiegen und nach Nettlingen gefahren, wo natürlich auch ein „Willkommen Zuhause“ Banner hing. Im Nachhinein war es sehr angenehm, über Nacht zu reisen, da man ausgeschlafen am nächsten Tag ankommt und nicht völlig matschig in der Nacht.
Ich freue mich sehr, alles wiederzusehen und zum Ankommen folgt später noch ein eigener Blogeintrag.