Halbzeit
Ende Januar bis März in Alcobendas, Madrid!
Mein letzter Bericht ist jetzt schon gut zwei Monate her. Da fällt es mir schwer zu entscheiden, mit welchem Erlebnis / welchem Gefühl ich hier beginne. Jedenfalls kann ich generell sagen, es sind aufregende Zeiten und mir geht es sehr gut! Um es einfacher zu halten, werde ich erstmal einzelne Erlebnisse auflisten:
Im letzten Bericht hatte ich schon von Ausflügen in die Sierra de Madrid erzählt. Diese gefallen uns nach wie vor sehr, deshalb gab es davon auch nochmal mehrere. Bilder dazu findet ihr unten!
Ende Januar war ich auch mit meiner Mitfreiwilligen Nicole und zwei Freunden, die Freiwillige bei einer anderen Organisation sind, Tyrone und Mara (Mara ist mittlerweile im Süden Spaniens, Grüße!!) endlich mal in Toledo, ein Must-See, wenn man schon hier im Bereich Madrid lebt. Geschichtlich und architektonisch hat diese Stadt einiges zu bieten - Sie war für einige Zeit Hauptstadt Spaniens und es lassen sich dort Einflüsse verschiedener Kulturen entdecken, die im Laufe der Geschichte Teile des heutigen Spaniens besiedelt hatten. Dazu auch ein paar Bilder weiter unten!
Recht bald stand dann auch schon Karneval vor der Tür! Und hier kam die schon mehrmals in meinen Blogs erwähnte Jugendassoziation Waslala ins Spiel: Zusammen mit unseren Freunden von Waslala spielten wir 3 Freiwillige (Yuna, meine französische Mitfreiwillige war in dieser Woche leider in Frankreich) zusammen auf zwei Veranstaltungen das vor, das wir die letzten Wochen so im Percussion-Unterricht gelernt hatten. Am Donnerstag, den 24. Februar leiteten wir einen kleinen Fastnachtsumzug einer Grundschule an und am Samstag, den 26. Februar lieferten wir ein kleines Konzert in Venturada, einem Dorf in der Sierra de Madrid. Das war beides sehr schön - besonders die Erfahrung, gemeinsam mit meinen Freunden so viele Kinder mithilfe von Musik happy zu machen. In ihren Gesichtern sahen wir, dass sie dankbar waren!
Am gleichen Wochenende empfing ich zwei Freunde hier in Madrid - Joelle, die im Norden Spaniens ein ähnliches Projekt macht wie ich und ihren Freund Juan. Ich zeigte ihnen die Stadt und ließ sie meine Freunde hier vor Ort kennenlernen. Dabei hatten wir sehr viel Spaß und es war auch einfach interessant, mich mit ihr als Freiwillige einer anderen Organisation auszutauschen und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten an unseren Projekten zu entdecken. Vielen Dank an Joelle und Juan und alles Gute! Dazu gingen wir am Sonntag, den 27. Februar gemeinsam auf eine große Demonstration in Madrid, die dem Krieg in der Ukraine gewidmet war. Es war ein starkes Gefühl, hier in der spanischen Hauptstadt dabei zu sein.
Mit diesem Wochenende startete ein Zeitraum, auf den ich mich sehr gefreut hatte. Es sollten drei intensive, aber sehr schöne und erfüllende Wochen sein, nämlich durfte ich viele Besuche von Freunden und Familie empfangen.
Am Mittwoch, den 02.03. erwartete ich Max, einen meiner allerbesten Freunde. Nachdem ich bei meiner "Tutoría de Tarde", der Hausaufgabenbetreuung gearbeitet hatte, sprang ich in den Bus zum Flughafen, um ihn dort abzuholen. Gemeinsam fuhren wir dann mit der Metro nach Madrid, dort plante ich, Max zu seinem Hostel zu begleiten und danach mit ihm etwas essen zu gehen. Ich erwartete nichts Böses. Als wir dann aber durch eine Gasse in Madrid gingen, hörte ich plötzlich, scheinbar von einem Straßenmusiker, ein sehr vertrautes Lied, das eigentlich nur meine Freundesgruppe kennt. Als ich mich umdrehte, um mir genau anzusehen, wo dieser verwirrend vertraute Klang herkam, sah ich auf einmal Nico und Basti, zwei weitere meiner allerbesten Freunde - ich wurde auf extrem kreative und lustige Art überrascht und konnte es wirklich nicht glauben. Es ist immer so surreal, Freunde aus Deutschland hier zu empfangen, das hatte ich schon Ende Dezember mit Fiona gemerkt. Es ist, als würden zwei Welten verschmelzen - alte und neue Heimat. Ein sehr schönes Gefühl. Vor allem, wenn das so überraschend passiert. Vom Mittwoch an hatten wir gemeinsam bis Sonntag eine sehr schöne Zeit. Vielen Dank für alles an euch drei! Ich bin froh, so tolle Freunde zu haben <3
Direkt am Sonntag durfte ich mich auf zwei weitere Personen freuen, die mir sehr wichtig sind. Kai und Marius, meine ehemaligen Tischtennistrainer und heutigen Freunde hatten mir versprochen, sie würden mich besuchen - und da sah ich sie auf einmal in echt, als ich sie am Flughafen Madrid Barajas abholte. Direkt fühlte ich mich wieder ein bisschen mehr wie daheim! Aber auch realisiert man, wie sehr man gewachsen ist und wie sehr man sich in der neuen Heimat schon zu Hause fühlt, wenn man Freunde von der Zeit vor dem Freiwilligendienst empfängt! Am Sonntag zeigte ich Marius und Kai wichtige Orte der Stadt, wir aßen Paella und gingen in meine Lieblingsbar "El Tigre del Norte" - das Paradies für Liebhaber von spanischen Tapas. Die restlichen Tage versuchte ich, nach und vor dem Arbeiten so viel Zeit mit den beiden zu verbringen, wie möglich - und das hat sich gelohnt. Auch an euch beide, vielen lieben Dank, es war mir eine große Ehre, euch hier zu empfangen. Vor allem der Dienstagabend ;) und Donnerstag - im Tischtennistraining und danach das gemeinsame Abendessen mit Chus, Inés, Pepe und meinen Eltern wird mir in Erinnerung bleiben. ¡Saludos al Hombe!
Ich habe es im letzten Satz schon angeschnitten - am Mittwochabend kamen auch noch meine Eltern zu Besuch - also wirklich alle auf einmal! Auch auf die beiden habe ich mich sehr gefreut. Sie sind den langen Weg mit dem Auto angegangen und haben dabei auch noch mehrere Städte im Norden Spaniens mitgenommen, bis sie dann hier in Alcobendas ankamen. Nach der Tutoría de Tarde empfing ich sie direkt in Alcobendas. Den Abend verbrachten wir dann gemeinsam mit Chus und Inés, meinen beiden Mitbewohnerinnen. Es war sehr lustig und schön, auch diese beiden Welten miteinander zu verbinden. Am Donnerstag zeigte ich ihnen einiges von Madrid. Die restliche Zeit, bis sie am Samstag wieder heimfuhren, verging sehr schnell. Viele Grüße!
Damit soll es aber noch nicht zu Ende sein - der Zufall hat wirklich dafür gesorgt, dass alle Besuche fast zur gleichen Zeit stattfinden. Die folgende Woche war auch eine sehr besondere: Alicia und Sema, zwei sehr gute Freundinnen, machen zur Zeit per Interrail eine Rundreise durch Europa. Nachdem sie schon Städte in Italien und Frankreich und die Stadt Barcelona bereist hatten, war am 14.03. Madrid an der Reihe. Hier blieben sie bis es dann am Freitag, den 18.03. weiter nach Lissabon in Portugal ging. Ich habe diese Woche als sehr besonders angesehen, weil ich durch ihren Besuch ein Teil ihrer großen Reise werden konnte, sowie sie auch Teil meiner Reise hier geworden sind. Wir verbrachten sehr schöne Tage, ich ließ sie einige meiner Freunde hier vor Ort kennenlernen und wir konnten unsere vielen Erlebnisse der letzten Zeit gegenseitig austauschen. Dickes Danke euch beide und alles Gute für die nächsten Reiseziele!
Gleichzeitig zu dem Besuch von Sema und Alicia hatte ich meine "Evaluación Intermedia" - ein Online-Seminar in der Mitte des Freiwilligendienstes, bei dem über schon Erlebtes reflektiert wird und für Zukünftiges vorbereitet wird. Ich glaube, ich konnte in dieser Woche einiges lernen und bin sehr froh über die Möglichkeiten zum reflektieren, die uns in dieser Wohe gegeben wurden. Trotzdem hoffe ich natürlich, dass das nächste und letzte Seminar wieder in Präsenz stattfinden kann - das ist etwas ganz anderes! Vor allem habe ich realisiert, dass ich mit 4 1/2 Monaten tatsächlich schon die Hälfte meines Freiwilligendienstes hinter mir habe - alles ging so schnell!
Am Morgen nach dem Abschied von Alicia und Sema hatte ich mein erstes richtiges Match mit meinem Tischtennisverein in Alcobendas. Mit dem Zug fuhr ich ca 40 Minuten zu der Sporthalle des gegnerischen Vereins aus Madrid und durfte dort mit meinen Mitspielern Hugo und Marcos antreten. Leider haben wir verloren, doch die erste richtige Partie in einem anderen Land war trotzdem eine schöne Erfahrung!
Eine weitere Erfahrung, die ich in diesem Blog nicht vergessen darf, war der Abend des 8. März. Der hier genannte "8M", der Weltfrauentag, wird in Madrid jedes Jahr von einer riesigen Demonstration begleitet. Nach der Tutoría de Tarde bin ich - lila gekleidet - mit meiner Arbeitskollegin Pilar nach Madrid gefahren, um an der Demonstration teilzunehmen. Es war ein sehr schönes und starkes Gefühl, mittendrin dabei zu sein.
Ihr werdet gemerkt haben, die meisten dieser Erfahrungen sind aus meiner Freizeit hier. Aber keine Angst, ich arbeite auch! Nur mache ich bei der Arbeit so gut wie nie Bilder. Trotzdem kann ich euch ein wenig davon erzählen!:
Mit meiner Arbeit bin ich sehr glücklich. Auch wenn es einige Schwierigkeiten gab - dazu gleich mehr - fühle ich mich sehr wohl und habe wirklich das Gefühl, ich leiste einen positiven Beitrag für die Gesellschaft der Stadt vor Ort. Das "CornerCafé" hat Zuwachs bekommen, sodass wir mittlerweile im Durchschnitt nicht mehr 3 Teilnehmer*innen haben, sondern um die 8 (Zumindest Montags)- das freut uns sehr!
In der Tutoría de Tarde kann ich immer bessere Beziehungen zu immer mehr Schüler*innen aufbauen. Vor allem denke ich aber an zwei Schüler, die sehr interessiert an Naturwissenschaften, vor allem an Astronomie und Mathematik sind. Deshalb fragen sie mich jeden Dienstag und Donnerstag zu verschiedensten Themen aus.
Im Zentrum für Geflüchtete kenne ich vor allem die Kinder auch immer und immer besser. Einige Tage vor meinen Besuchen habe ich sehr viel Zeit in die Planung einer Schnitzeljagd invesitert - und das hat sich sehr gelohnt, die Kinder hatten eine Menge Spaß mit dem Piraten "Fredward Dientedura" und der Geschichte seines verlorenen Schatzes. Auch mein Gitarrenunterricht läuft gut - mit meiner ersten Gruppe kamen wir schon ziemlich weit und letzten Freitag fingen wir an, auch mit den Kindern Unterricht durchzuführen. Auch begleite ich mittlerweile immer öfter Personen, die dort wohen, zu jeglichen Terminen - meist zum Arzt oder z.B. zum Optiker, um ein wenig vom Spanischen ins Englische zu übersetzen.
Zwei weitere Events, die ich hervorheben möchte, war ein Breakdance-Turnier in Alcobends und ein Poesie-Festival bei uns um die Ecke. Bei beiden Events durften wir mitwirken - auch dazu seht ihr Fotos unter dem Beitrag.
Ich hatte angesprochen, dass es Schwierigkeiten gab. Vor allem spreche ich dabei von Problemen, die das Rathaus von Alcobendas zur Zeit hat - diese führen dazu, dass wir unsere Entlohnungen für Wohnung, Nahrung und Freizeit schon länger nicht erhalten haben. Mit dem Ganzen hat auch zu tun, dass unsere liebenswerte Koordinatorin Deina ihren Job gekündigt hat. Das zu hören war schwierig, aber wir haben uns auch sehr schnell mit unserem neuen Koordinator Kevin angefreundet.
Eine sehr intensive Zeit also. Alles in allem bin ich aber dankbar für die schönen Erfahrungen, die ich die letzten Wochen machen konnte. An dieser Stelle nochmal Grüße und vieeelen Dank an Joelle, Juan, Max, Basti, Nico, Marius, Kai, meine Eltern und Alicia und Sema! Ihr alle habt meine Zeit hier nochmals sehr versüßt
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