Groß - größer - Karlovy Lázně?
Er wird als der größte Musikclub Mitteleuropas betitelt. Doch macht die Prager Diskothek „Karlovy Lázně“ ihrem Namen auch alle Ehre? Mein ganz persönlicher Kommentar dazu.
Wenn man in Tschechien seinen Freiwilligendienst macht, kommt man nicht darum herum nochmal einen Stopp in der Hauptstadt des Landes zu machen. Prag bietet alles, was ein Touristenherz begehrt. Von einer wunderschönen Altstadt, über Burgen und Schlösser en masse bis hin zu schönen Flecken der Natur entlang der Moldau. All das und noch mehr gehört zu einem Ausflug in die größte Stadt Tschechiens dazu. Und ich schaue mir das alles sehr gerne an, weil es beeindruckende Orte und Gebäude zu sehen gibt. Da scheine ich auch nicht die Einzige zu sein, die diesen Gedanken hat. Denn jährlich kommen mehr als 6 Millionen ausländische Touristen in die Stadt.
Doch Prag kann auch anders: nämlich dreckig, laut und bunt. Denn auch das Nachtleben bietet Möglichkeiten wie am fließenden Band. So kannst man von einer Kneipe in die nächste Bar gehen und zwischendurch noch in einer Diskothek Halt machen. Und das alles in nur einer Straße. Doch der wohl bekannteste und damit auch meistbesuchte Club in Prag ist der „Karlovy Lázně“. Er liegt neben der Karlsbrücke, also im tiefsten Zentrum und ist somit noch attraktiver für Touristen.
Letztes Wochenende war ich wieder in Prag und diesmal wollte ich mir die Möglichkeit nicht entgehen lassen, einmal in dem sogenannten „größten Musikclub Mitteleuropas“ vorbeizuschauen. Wer weiß, vielleicht fragen mich meine Enkel einmal danach und ich kann guten Gewissens antworten: „Ja und es war echt…!“ Ja wie war es jetzt eigentlich?
Kurze Info über die Geschichte des Clubs. Denn das Gebäude hat schon einige Bewohner und Räumlichkeiten hinter sich. Ende des 14./ Anfang des 15. Jahrhundert wurde das fünfstöckige Gebäude errichtet und diente zunächst als Heilbad. Die damals von Mosaiksteinen gezierten Wände, sind auch noch heute Bestandteil des Clubs. Auch die Heilbäder an sich sind noch auf zwei Stockwerken vorhanden. Heutzutage lassen sich zwar keine reichen Leute mehr Wasser ein, um vom Alltag in dem dampfenden Bad abzuschalten, aber nass und warm wird es auch jetzt noch allemal. Ob der Grund dafür verschüttete Getränke oder Tanzschweiß ist, kann man am Ende des Abends nicht mehr sagen. Die Bäder dienen nun als Tanzfläche, in die man über eine Treppe „einsteigen“ muss. Dieses Prinzip ist sehr praktisch und verschafft mehr Luft zum Atmen in den doch sehr stickigen Räumen. Die Besucher können sich also auf der normalen Ebene, wo es meist eine Bar und Sofaecken zum Ausruhen gibt, aufhalten oder sich in das Tanzgemenge ein paar Schritte weiter unten begeben.
Das Heilbad wurde irgendwann umgewandelt und diente zum einen als Café und zum anderen als Räumlichkeit für den tschechischen Dichter und Journalisten Karel Havlíček Borovský. 1848 gab es ein großes Feuer und das ganze Gebäude brannte nieder. Im Jahre 1990 hat man sich entschieden mit dem Wiederaufbau zu beginnen und am 1.12.1991 wurden die ersten Gäste im neuernannten „Karlovy Lázně“ in Empfang genommen.
Von außen sieht das Gebäude recht unscheinbar aus. Würde man nicht wissen, dass es der „größte Musikclubs Mitteleuropas“ ist, würde man ihn einfach unbeachtet links liegen lassen. Ist man aber erst einmal drinnen, erwartet den Besucher ein Licht-, Musik- und Showspektakel. Auf 5 Etagen werden 5 verschiedene Musikrichtungen gespielt. Da kommt man schon mal in Schwierigkeiten, wenn man sich zwischen Mainstream, Dance Music, Oldies, Hip Hop und Chill out entscheiden muss. Auf jeder Etage ein anderer DJ und auf jeder Etage ein anderes Special. Ob es nun eine Nebelkanone, Lasershows, eine halbnackte Frau, die über der Menschenmenge tanzt oder ein in allen Farben leuchtender Boden ist. Jeder findet ein Stockwerk, welches alle Bedürfnisse eines Partyabends zufrieden stellt. So auch ich und meine Freundinnen. Wir waren alle sehr von der Mainstream-Etage angetan und ehe man sich’s versieht war es 5 Uhr morgens und man hat mehr Kalorien verbrannt, als beim quälenden Versuch sich zum Joggen zu zwingen.
Ich kann die Frage, wie es denn nun war, ehrlich mit: „Es war echt interessant zu sehen, wie der wohl größte Musikclub Mitteleuropas aussieht. Ich kann es jedem weiterempfehlen, einfach, weil man es einmal gesehen haben muss“, beantworten. Wer aber in Prag feiern gehen will, um Tschechen kennenzulernen, ist hier ganz falsch. Der Club strotzt nur so vor Touristen. Die Einheimischen kennen wahrscheinlich ihre ganz eigenen Plätze, an denen es sich auch ohne Trara und Bling Bling feiern lässt.
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