Grenzgänger/innen in Dandong
"Dandong, bekannt als Grenzstadt von China und Nordkorea, was hast du zu bieten?"
Am Wochenende war es endlich mal wieder so weit. Reisepass in den Rucksack gepackt und los geht es. Unser Ziel: Dandong, die Stadt an der Grenze zwischen China und Nordkorea. Unsere Gruppe: Eine sehr gute chinesische Freundin, zwei chinesische Studenten und ich. Meine Freundin hatte mir vor der Reise gesagt, dass es sich bei unserer Begleitung um einen Freund und dessen Mitbewohner handeln würde. Am Bahnhof zeigte sie mir dann ein Foto, um den besagten 'Freund' zu identifizieren. Die beiden hatten sich noch nie zuvor getroffen! Die Reise wurde ausschließlich online geplant. Naja, funktioniert hat ja dennoch alles.
Mit dem Schnellzug überwindet man die 224 km zwischen Shenyang und Dandong innerhalb einer Stunde. Der Zug spuckt einen im Zentrum der Stadt aus, 10 min. Fußweg vom Yalu-Fluss entfernt. Dort kann man an der Promenade sehr schön spazieren gehen und gleichzeitig auf der anderen Seite des Flusses nordkoreanischen Boden sehen. Vorbei an chinesischen Touristen, die in 'koreanischer' Kleidung kostümiert vor transportablen Fake-Denkmalen posen, erreicht man die zwei bzw. eineinhalb Brücken. Beide Brücken wurden im Zug des Koreakrieges im Jahre 1950 von US-Bombern zerstört. Die Bombardierung fanden damals als Reaktion auf die 'Einmischung' China statt. Die chinesisch-koreanische Freundschaftsbrücke wurde wieder aufgebaut, wird heute hauptsächlich für Materialtransport zwischen den beiden Ländern genutzt. Fußgängern ist das Betreten strengstens untersagt. Die andere Brücke wurde nicht wiedererrichtet, sondern ist nur auf chinesischer Seite vorhanden und betretbar. Es wird gesagt, dass ein Wiederaufbau ausgeschlossen ist, damit die USA die Bombardierungen nicht verleugnen kann. Die 'halbe' Brücke dient somit als Denk- und Mahnmal und ist zu einer beliebten Touristenattraktion geworden.
Nachdem wir neben dem Fluss bzw. der Landesgrenze entlang spaziert waren, machten wir uns auf zum Yaluriverartmuseum. Dort erwartete uns die spannende Ausstellung eines chinesischen Künstlers, der bei seiner Ausstellung hauptsächlich mit metallischem Material und mechanischen Bewegungen und Installationen gearbeitet hat. Er instrumentalisiert menschliche Körper und lässt sie miteinander verschwimmen bzw. verschweißen. Inspiriert verließen wir das Museum wieder und machten uns zu einer anderen 'Sehenswürdigkeit' auf. Von der erwarteten alten und beeidruckenden Architektur sahen wir allerdings nichts. Statt desssen fanden wir uns einer Halle wieder, die mit Fake-Mauer-Gestein tapeziert und mit einer Unzahl an kleinen Fressbuden ausgestattet war. Dadurch hatten wir die Möglichkeit uns mit verschiedenen lokalen Spezialitäten vertraut zu machen. Ich probierte eine Art Waffel in Fischform, in der Mitte Ananas bzw. süße Kartofel. Andere Alternativen wären zum auch Schokolade, andere Früchte oder rote Bohnen gewesen.
In unserer Mietwohnung schalteten sich bei mir leider Bauchschmerzen ein. Ich hatte unser Mittagessen inklusive (für mich neuem) Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte. Den Abend verbrachtete ich also auf dem Sofa, während die anderen sich noch etwas zum Essen besorgten. Meine Freundin strahlte über beide Ohren, als sie mir nach ihrer Rückkehr die frisch erworbenen Erdbeeren zeigte. Dandong-Erdbeeren gelten nämlich als Spezialität. Deshalb werden sie häufig exportiert, zum Beispiel auch nach Shenyang. Die frischen Originale in Dandong selbst schmecken aber natürlich am besten.
Am nächsten Morgen schellte um 7 Uhr der Wecker und nach einem stärkenden Frühstück (Nudelsuppe) machten wir uns auf in das Fenghuang Gebirge. Wir waren anscheinend nicht die einzigen die diesen Ferientag nutzen wollte. Unmengen an chinesischen Touristen standen an, um sich ihr Ticket zum Betreten des Gebirges zu kaufen. Nachdem wir unsere Tickets endlich erhalten hatten und auch die nächste Schlange durchgestanden hatten, wurden wir in einem Kleinbus einige Meter höher kutschiert. Dort angekommen, entdeckten wir einen Pfad, auf dem uns kaum Touristen begegneten. Das lag daran, dass der Weg ausschließlich aus Treppen, Leitern und einer kleinen Brücke bestand. Zwischen den Hügeln konnten wir uns im Schatten ausruhen. Verschwitzt und stolz kamen wir nach circa 1,5-2 h wieder am Ausgangspunkt an. Nach einem Snack ging es dann auch schon wieder ins Taxi, auf den Weg zum Bahnhof. Zurück in Dandong suchten meine Freundin und ich noch die Post und einen Obstladen, um Postkarten und Erdbeeren zu kaufen. Durch kurzes Jogging erreichten wir noch rechtzeitig unseren Bus und waren froh, als wir uns auf unsere Sitze pflanzen konnten.
Mein Fazit: Dandong eignet sich gut für einen Tages- oder Wochenendeausflug, da sich die Attraktionen direkt neben dem Bahnhof befinden. Trotz der Größe – Dandong zählt auch zu den Millionenstädten Chinas – findet man sich so gut zurecht. Die Erdbeeren sollte man auf jeden Fall probieren. Und das Fenghuang Gebirge ist für Abenteuerlustige absolut zu empfehlen – am besten außerhalb der Ferien. Die Grenze zu Nordkorea ist das große Muss, wenn man in Dandong ist, auch wenn es schlussendlich doch 'nur' ein dreckiger Fluss und 1,5 Brücken sind. Das Programm, das wir uns auf zweite Tage aufgeteilt hatten, hätten man auch gut an einem Tag schaffen können: Vormittags Wandern, Nachmittags Sightseeing.
Ich freue mich schon darauf, wenn ich das nächste Mal wieder meinen Reisepass einstecken darf und es wieder in fremde Städte, Restaurants und Parks geht!
Kommentare