Getrübter Blick nach Süden
Stefan ist aus Spanien nach Deutschland zurückgekehrt. Nun bemüht er sich, bei allem Alltag nicht den Kontakt zu seiner neuen zweiten Heimat zu verlieren.
Es ist gerade einmal drei Wochen her, dass ich wieder aus Spanien heimgekehrt bin, obwohl ich mich in Spanien auch gut eingelebt hatte und es jetzt vielleicht zu meinem zweiten Zuhause geworden ist.
Am Donnerstag erreichten uns erschreckende Bilder aus der spanischen Metropole Madrid. Bei diesen Nachrichten war ich schockiert, was in meiner zweiten Heimat passiert ist. Wie es zu solchen Anschlägen kommen konnte, gerade in den Bahnen, kann ich schwer nachvollziehen, gerade weil auch die Sicherheitsvorkehrungen, die Präsenz von Polizei und Sicherheitskräften enorm ist. Auf dem Bahnhof Atocha, keine fünf Minuten vom Prado und somit im absoluten Zentrum von Madrid gelegen, wimmelte es nur so von ihnen, weil dort die Hochgeschwindigkeitszüge verkehren.
Wer die Täter sind - ich will mich an den Spekulationen nicht beteiligen. Spanien befand sich aber gerade in der Endphase vor den Regierungswahlen, die wohl ausgesetzt worden sind, was mir sinnvoll erschiene.
Bisher fehlte mir eigentlich die Zeit zum Nachdenken über den Wechsel, den ich durchmachen muss und den ich nicht sehr gut überstanden habe. Die Kultur, Land und Leute sind doch schon different, der Lebenswandel ein anderer. Zurück in Deutschland werden andere Dinge wichtiger. Das Arbeiten und Lernen rückt langsam wieder in den Mittelpunkt, schließlich muss ich noch ein paar Monate bis zum Studium rumkriegen, wie auch immer.
Momentan arbeite ich in Erlangen in einer Abteilung, die international geprägt ist. Ein kolumbianische Studentin ist auch unter uns - juhuu!!! - ich habe jemanden gefunden, mit dem ich Spanisch sprechen kann. Es ist schon sehr wichtig, sich weiterhin mit der Sprache zu beschäftigen, um sie nicht gleich wieder zu verlernen, denn das passiert schneller, als man denkt - leider. Aber den Kontakt zu meinen Freunden in Spanien halte ich natürlich auch, die fehlen mir sehr. Doch soweit ist Spanien nun auch wieder nicht entfernt und möchte gern bald wieder hinfliegen.
Ich bin froh, dass mich meine Familie und meine Dresdner Freunde so gut unterstützen, denn für sie war es überraschend und schwer, auch für mich, dass ich nach meiner Rückkehr aus Spanien jetzt schon wieder weg bin und nicht jedes Wochenende in Dresden verbringe. Gerade das ist das Schwierige: In Spanien haben wir uns ganz oft getroffen, haben geredet, waren einfach nur beisammen. In Erlangen fehlt mir der Kontakt sehr, das ist schon eine große Umstellung.