Geschichten aus dem Waisenhaus
So. Nach über einem Monat Tagebuchpause ist es doch mal wieder an der Zeit, Euch auf den neuesten Stand zu bringen. Ich bin vor vier Tagen aus Tibet wiedergekommen. Leider war es Anne und mir nicht möglich, als Freiwillige nach Tibet einzureisen, da die chinesische Regierung beschlossen hat, dass sie keine Freiwilligen in Tibet haben möchte.
So. Nach über einem Monat Tagebuchpause ist es doch mal wieder an der Zeit, Euch auf den neuesten Stand zu bringen. Ich bin vor vier Tagen aus Tibet wiedergekommen. Leider war es Anne und mir nicht möglich, als Freiwillige nach Tibet einzureisen, da die chinesische Regierung beschlossen hat, dass sie keine Freiwilligen in Tibet haben möchte.
Darum haben Anne und ich (und noch etwa 30 andere Touristen) einen Acht-Tages-Trip durch Tibet gemacht. Wir wurden mit dem Bus von Katmandu zur nepalesisch- chinesischen Grenze gebracht, dort dann zu viert in Jeeps verteilt und auf ging die Reise Richtung Lhasa über Nyalam, Lhatse, Gyatse. Die Landschaft Tibets ist schlichtweg atemberaubend, einfach unbeschreiblich!
Das tibetische Waisenhaus
Am sechsten Tag sind wir dann in Lhasa angekommen und haben natürlich den Pothala und andere wunderschöne Klosteranlagen besichtigt. Anne hatte im Vorhinein um eine Verlängerung unseres Aufenthalts in Lhasa angefragt und so hatten wir vier Tage mehr Zeit, Lhasa zu erkunden. Aber ich muss sagen: Lhasa ähnelt mehr einer chinesischen Großstadt als der Hauptstadt der "Autonomen Region Tibet". Wie dem auch sei, Anne und ich haben die Möglichkeit ergriffen, uns das Waisenhaus in Lhasa anzuschauen und waren echt geplättet: eine riesengroße Anlage mit schönem Spielplatz, einer modern eingerichteten Küche, Waschmaschinen. Und – was ich absolut beeindruckend fand – wenn die Kinder ihre Schule beendet haben und nicht studieren wollen, können sie im Waisenhaus arbeiten. Denn im Waisenhaus werden traditionelle tibetische Schuhe, handgemachtes Papier und Bücher, Taschen und Tankas hergestellt. Ich finde es sehr clever, dass sich das Waisenhaus sozusagen zu einem Teil selbst finanziert. Merkwürdigerweise haben wir dort einen amerikanischen Freiwilligen getroffen, also scheint es doch nicht unmöglich zu sein, da zu arbeiten...
Nach zwölf Tagen ging es für Anne und mich wieder zurück nach Nepal – und ganz ehrlich, wir beide hatten das Gefühl, wieder nach Hause zu kommen... Na ja, fast.
Das nepalesische Waisenhaus
Vor Tibet habe ich fünf Wochen in meinem Waisenhaus in einem Dorf namens Bugmati nahe Lalitpur (eine der drei großen Städte des Katmandu- Valley) verbracht. Im Waisenhaus leben zwölf Kinder, zehn Mädchen und zwei Jungs im Alter von fünf bis elf Jahren, außerdem noch meine Gastmutter und meine Gastschwester. Und gibt es noch Ram, den Waisenhausbesitzer, der noch ein zweites Waisenhaus besitzt und ab und zu mal vorbeikommt. Ram ist christlich, demzufolge sind es die Waisenhäuser auch und so gibt es auch jeden Tag eine praytime, von der ich mich dezent zurückziehe. :)
Das Waisenhaus an sich ist ein zweistöckiges Gebäude, idyllisch am Bugmati-river gelegen. Das Haus ist nur aus Backsteinen gebaut, mit teilweise kleinen Löchern zwischen den Steinen. Leider gibt es keine Isolierung, demzufolge ist es nachts bitterkalt. Die Kids schlafen zu zweit in einem Bett, getrennt im Mädchen- und Jungenzimmer. Mein Zimmer grenzt an das Mädchenzimmer, ist also sozusagen auf der Etage der Kids. So bin ich immer mittendrin statt nur dabei.
Die erste Woche im Waisenhaus war sehr, sehr hart für mich. Vorher war ich drei Wochen lang immer in einer Gruppe unterwegs und dann wurde ich im Waisenhaus abgesetzt. Trotz einiger Erwartungen durch vorherige Erzählungen oder Erfahrungsberichte wurde ich komplett ins kalte Wasser geworfen. Plötzlich hatte ich zwölf kleine nepalesische Wesen um mich, um die ich mich bestmöglich kümmern sollte. Dazu noch eine liebreizende Gastmutter, die kein Englisch außer „Thank you.“, „Good night.“ und „No problem.“ spricht und eine ganz sympathische Gasschwester, die etwas schüchtern scheint.
Und plötzlich musste ich Verantwortung tragen und mit mir selbst ausmachen, was es heißt, sich bestmöglich um die Kleinen zu kümmern. Vor allem kann man dort nur unter den Bedingungen handeln, die gegeben sind. Man kann nicht alles mit einem Mal ändern...
Und es ist niemand wirklich vor Ort, mit dem ich meine Sorgen oder Eindrücke teilen kann. Meine Organisation lässt sich alle zwei Wochen mal sehen, wenn überhaupt. Meine Organisation ist eh ein Kapitel für sich, aber dazu später.
Trotz dieser harten Zeit, waren es wirklich die Kinder, die mir da durchgeholfen haben. Vom ersten Tag an waren sie absolut aufgeschlossen und wissbegierig. Und unter ihnen selbst herrscht ein starker Zusammenhalt.
Mehr Details das nächste Mal.
Bis bald jule