Geburtstag und andere Kleinigkeiten
Für Henderson hat sich in ihrem Projekt in Rumänien einiges getan, obwohl es ihrem verletzten Fuß noch immer nicht besser geht. Neben neuen Aufgaben galt es auch, ihren Geburtstag gebührend zu feiern.
Es ist eingetreten! Der unwahrscheinliche Fall, dass ich am Montag wirklich zum Arzt komme! Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, aber nein, es passierte. Ich war dann also am Montag wirklich beim Arzt. Allerdings ziemlich alleine. Raul hat mich hingebracht, musste dann aber wieder weg und arbeiten. Er hat mir zwar noch gezeigt, wo ich hin muss, aber mehr dann auch nicht….
Ich stand dann also einsam und verlassen vor dem Raum und hab gewartet. Nebenbei hatte ich ein nettes kleines Gespräch mit einer Mitwartenden. Aber auch das konnte das ungute Gefühl, dass die ganze Aktion ziemlich sinnlos ist, wenn ich nichts verstehe, nicht verhindern.
Dann kam die eigentliche Untersuchung. Ich betrat den Raum und wurde auf eine Bank manövriert. Der Arzt konnte leider kaum Englisch. Genauso wie die beiden anderen Personen, die noch im Raum waren. Aber na ja dann muss es halt so gehen. Der Arzt hat sich den Zeh dann angeguckt. Allerdings nicht sehr genau. Im Grunde waren es maximal drei Sekunden. Dann brachte er ein „good“ heraus und ich war entlassen. Die ganze Aktion hat mir also verdammt wenig gebracht. Meine Frage, wie lange ich den noch einen Verband brauche und all die anderen sinnvollen Sachen hat er nicht verstanden. Andersherum hab ich aber auch nicht so viel von ihm verstanden.
Insgesamt ein sehr unbefriedigender Besuch.
Diese Geschichte ist mittlerweile sind schon fünf Wochen her. Mein Zeh ist allerdings immer noch dick und steif. Aber ich hoffe einfach mal darauf, dass sich das mit der Zeit legt.
Ansonsten gehen unsere Aktivitäten normal weiter. Immer noch nicht so wie vorher, aber es sind doch wieder mehr Kinder geworden.
Die ganze Woche lang sahen unsere Sportaktivitäten so aus, dass ich die Halle aufgeschlossen habe und mit ihnen Fußball gespielt habe. Eine nette Beschäftigung, aber eigentlich nicht das, was ich hier machen wollte. Aber heute Morgen habe ich mir vorgenommen, dass wieder zu ändern. Vor allem, weil wir gestern noch eine Scheibe kaputt gemacht haben. Mittlerweile sind in dem Fenster über dem Tor noch zwei von sechs Fenstern in Ordnung… Allerdings ist das nicht ganz so schlimm, weil das Fenster aus zwei Fensterreihen besteht und die zweite Reihe nur ein angeknackstes Fenster hat. In dem Zusammenhang habe ich dann aber erfahren, dass man eigentlich kein Fußball in der Halle spielen darf.
Nett das zu erfahren, nachdem man zwei Wochen jeden Tag nichts anderes gemacht hat…
Nun werde ich mir wohl was anderes Überlegen müssen. Doch das schwerste wird wahrscheinlich werden, den Kindern zu erklären, warum sie jetzt auf einmal kein Fußball mehr in der Halle spielen dürfen. Vor allem, mit meinen immer noch nicht sehr ausgeprägten Rumänischkenntnissen.
Das die nicht sehr ausgeprägt sind, ist aber nicht nur meine Schuld. Ich hatte seit sechs Wochen keinen Rumänischunterricht mehr. Das führt dazu, dass sich meine Kenntnisse zwar erweitern kann, das aber viel viel langsamer vonstatten geht, als in der Zeit, in der wir welche hatten. Ich hoffe mal, dass wir jetzt bald wieder Unterricht bekommen.
Dass die Stunden ausgefallen sind, lag daran, dass Raul keine Zeit hatte uns zu unterrichten. So ziemlich den gesamten letzten Monat hatte er kaum Zeit für uns. Die Wahl in Rumänien stand an. Raul musste dort tatkräftig mithelfen. Er unterstützte genauer gesagt die Partei PDL. Eine eher Liberal eingestellte Partei, die schlussendlich auch die Wahl ganz knapp gewonnen hat.
Die ganze Wahl war ziemlich stressig und auch für uns Freiwillige von Bedeutung. Wenn die andere große Partei PSD in Covasint gewonnen hätte, wäre unser Youthcenter in kürzester Zeit geschlossen worden. Die Gemeinde bezahlt uns den Strom und die Miete für den Raum. Die PSD hätte dies nicht getan. Doch glücklicherweise hat PDL dort gewonnen.
Doch auch das Gebiet Arad war für uns von Bedeutung. Wenn dort PSD dort gewonnen hätte, wäre unser Youthcenter vielleicht auch geschlossen worden. Das Youthcenter wurde von der Regierung dort eröffnet. Es hätte also auch von der Ebene geschlossen werden können. Doch auch dort hat PDL gewonnen. Genau so wie auf der Nationalen Ebene.
Praktisch an diesem Wahlsieg ist auch, dass Raul jetzt einen neuen Job hat. Für uns bedeutet das, dass er uns noch ein wenig länger erhalten bleibt und doch nicht nach Irland auswandert…
Doch auch meine Arbeit hat sich ein wenig verändert. Ich darf jetzt anstatt in den Kindergarten zu gehen Filme machen. Ich komme einfach mit dem Kindergarten nicht zurecht. Die Kinder werden die ganze Zeit zusammengeschrieen und dürfen kaum spielen. Die meiste Zeit müssen sie auf ihrer Bank sitzen und irgendwelche Sachen lernen. Wobei das aber nicht heißt, dass sie irgendwie weiter entwickelt sind als die Kinder desselben Alters in Deutschland. Die rumänischen Kinder können vielleicht auf Englisch bis vier zählen. Sie sind aber nicht in der Lage einigermaßen selbstständig zu denken. Sie lernen immer nur das zu machen, was die Erzieher wollen. Und wenn das nicht funktioniert, dann werden sie halt zusammengebrüllt, dürfen in der Ecke stehen, oder kriegen sogar mal einen kleinen Klaps mit. Das kann ich einfach nicht mitmachen. Klar ist es schade um die Kinder, aber ich habe das Gefühl, dass ich das Ganze noch unterstütze, wenn ich dort bin.
Ich bin davon ein wenig enttäuscht, weil es mir wirklich um die Kinder leid tut. Die älteren wollten auf einmal umbedingt Englisch lernen, um richtig mit mir kommunizieren zu können. Das war richtig klasse. Ich werde auch mit Bestimmtheit ab und zu mal hingehen. Aber nicht mehr vier Mal in der Woche. Vielleicht so ein, oder zwei Mal. Aber das wird sich noch einpendeln. Kommt auch darauf an, wie ausgiebig ich das Filmeproduzieren betreibe. Nach dem Gespräch gerade sollte es sehr ausgiebig sein. Aber das kann ich noch selber entscheiden.
Ansonsten war in der Zeit noch mein Geburtstag. Leider waren Maike, Berta und Florin unterwegs in Deutschland, um ein Auto zu kaufen. Trotzdem war es ein schöner Geburtstag. Die Woche davor habe ich damit zugebracht einen Film über das Youthcenter zu machen. Es gibt einen Wettbewerb, bei dem die Youthcenter aus Rumänien einen Film über sich machen sollen und das beste Youthcenter wird dann von ihnen mit finanziellen Mitteln unterstützt. Natürlich kam das mal wieder auf den letzten Drücker. Dienstagabend hat Raul mir mitgeteilt, dass ich das doch machen möchte.
Der Film musste aber schon am 1.12. bei dem Wettbewerb sein. Das heißt ich hatte ganze vier Tage Zeit. Wobei in diesen vier Tagen mein Geburtstag lag und ich davor fertig sein wollte. Ich hab mir dann also ein schönes Konzept überlegt und wollte das am nächsten Tag noch mal mit Raul absprechen. Da er keine Zeit hatte, habe ich einfach so angefangen. Ich hab mir Material zusammengesucht und versucht den Film so zu machen, wie ich dachte, dass es sinnvoll ist. Dabei hab ich gemerkt, dass ich es nicht so machen kann, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich habe einfach nicht das Wissen, wie ich das mit dem Programm machen kann.
Also noch mal von vorne anfangen. Mittlerweile war schon der 27. Ich wollte also eigentlich morgen fertig sein, um nicht an meinem Geburtstag am 29. 11. arbeiten zu müssen. Ich hab mir dann an dem Tag noch mal ein schönes Konzept überlegt. Abends hatte Raul dann auch noch Zeit und wir haben dass abgesprochen und zusammen geguckt, was auf jeden Fall rein muss. Das war eine komische Situation. Es war ein Uhr nachts, wir haben Wein getrunken und gearbeitet. Mein Gastvater hat allerdings die ganze Zeit in Rumänisch auf Raul eingeredet. Wirklich die ganze Zeit. Es ging dabei um die am Sonntag ansehende Wahl. Ich saß also da und hab mit Raul gearbeitet, während die ganze Zeit jemand auf Raul eingeredet hat. Das war echt irgendwie komisch....
Am Ende des Abends war ziemlich klar, was in den Film rein soll und ich war doch ein wenig betrunken. Aber so was passiert hier öfter mal.^^
Ich hatte also nur noch den nächsten Tag Zeit, um den eigentlichen Film zu machen. Eine Sache, die auch ohne Kater schon fast unmöglich ist...
Ich hab dann den ganzen Tag gearbeitet. Um acht Uhr abends war ich dann so weit, dass ich ihn als einigermaßen fertig bezeichnen konnte. Um zehn Uhr konnte Raul sich ihn noch mal angucken und einige Sachen übersetzen. Natürlich hatte er wieder einige Sachen zu ändern. An sich war das nicht so viel, aber es hat die ganze Musikhinterlegung durcheinander gebracht. War also nichts mit dem nicht am meinem Geburtstag arbeiten, der ja zu dem Zeitpunkt auch nur noch eine Stunde entfernt war.
Um fünf vor zwölf sind wir dann nach Hause gefahren und haben schön angestoßen und ein wenig Kuchen gegessen. Raul wollte nicht, dass ich an meinem Geburtstag arbeite, also hat er sich geweigert noch weiter an dem Film rumzuwurschteln. Etwas später ging es dann ins Bett. Doch ich konnte nicht abschalten und musste die ganze Zeit an den Film denken. Ich hatte schließlich gesagt, dass er am Donnerstag fertig ist und nun war es schon Freitag. Das ging echt gar nicht. Also bin ich noch mal aufgestanden und hab noch weiter gemacht. Morgens um vier bin ich dann auch mal wieder ins Bett gekommen...
Der eigentliche Tag war schön entspannt. Morgens haben wir schön gefrühstückt. Danach hab ich mich noch mal mit Raul im Youthcenter getroffen um den Film fertig zu machen. Er wollte wieder einige Dinge ändern. Doch dieses Mal war es nichts so Entscheidendes. Am Ende davon hatten wir einen fertigen Film! Doch wie sich am nächsten Tag herausstellte hakte der an einigen Stellen....
Also habe ich mich am Sonntag noch mal dran gesetzt und noch mal vier Stunden dran gearbeitet. Aber danach war er dann auch wirklich fertig und ist wirklich gut geworden.
Doch zurück zu meinem Geburtstag. Nachmittags hab ich schön mit dem Kindern Fußball gespielt. Eigentlich wollten Mia und ich abends noch weg. Doch irgendwie haben wir die letzte Tram verpasst und konnten deshalb nicht mehr los. Also haben wir uns noch einen netten Film angeguckt und das Ausgehen auf Montag verschoben.
Der Montag war der Rumänischer Nationalfeiertag. Das vereinte Rumänien besteht nun seit geschlagenen 90 Jahren! Das musste doch gefeiert werden!
Also auf nach Arad. Dort gab es ne kleine Bühne mit Mahnellemusik und leckerem Glühwein. Also der Glühwein ist kein richtiger Glühwein, sondern irgendwas anderes. Schmeckt aber fast genauso und ist unheimlich lecker. Das alles führte dazu, dass Mia und ich recht angeheitert waren und richtig viel Spaß hatten. Es war wirklich ein richtig schöner Abend!
Das war so ziemlich das wichtigste, was in letzter Zeit passiert ist. Man könnte noch erwähnen, dass Florin jetzt ein schönes neues Auto hat, dass Maike Geburtstag hat und dass der Nikolaus uns ein unglaublich häßliches Geschenk vorbeigebracht hat, muss man nicht...