Freundschaft und die Ferne
Lotti spürt im Moment ganz stark, wie wichtig ihr ihre Freunde sind. Vor allem treibt sie die Frage um, ob sie als Europäische Freiwillige in Brüssel wohl schnell Freunde findet.
Ich sitze gerade über einer Liste mit Dingen, die ich noch kaufen muss. Ich selbst mache mir kaum Stress wegen Dinge wie Packen und Bald-weg-sein, aber meine Mutter erinnert mich täglich daran, dass ich noch einiges zu tun habe und das doch bitte schön möglichst bald erledigen soll.
Wichtig für mich ist gerade, mit meinen Freunden so viel Zeit wie möglich zu verbringen, denn nichts wird je wieder so, wie es war. Einerseits schön, andererseits um unserer Freundschaft Willen bedauere ich es. Ich hoffe natürlich und gehe eigentlich auch davon aus, dass wir in Kontakt bleiben, auch nachdem wir alle aus der weiten Welt wiedergekommen sind – schließlich malen wir uns schon aus, wie es an Weihnachten sein wird, wenn wir uns alle das erste mal wieder sehen. Aber trotzdem, danach geht es weiter, jeder in eine andere Stadt und eine Freundschaft ist ja gerade deshalb besonders, weil man sich oft sieht und so einander besser versteht.
Die Abende, die ich jetzt mit ihnen verbringe, die lustig, heiter und fröhlich sind, Abende an denen mir der Bauch vor Lachen schmerzt, die lassen mich doch erkennen, dass mir ein wenig bange vor der Zukunft ist. Vor allem wegen der Freunde. Denn wenn ich dort in Brüssel bin, wie finde ich neue Freunde? Die tauchen von alleine auf, irgendwie, ja hmmm, ich bin nicht geübt darin, neue Freunde zu suchen, vor allem, da ich eigentlich welche habe. Außerdem wie macht man das in einer fremden Sprache.
Und trotzdem ich freue mich wahnsinnig. Ich lese Reiseführer, Online-Stadtmagazine und informiere mich über die öffentlichen Verkehrsmittel. Ich will so viel wie möglich dort erleben und mitnehmen. Ich will sagen können „ich kenne diese Stadt“. Und zwar nicht nur so wie ich behaupte Berlin als Tourist zu kennen (ich war oft da und kenne mich im Groben aus, aber auch wirklich nur im Groben). Ich will ein Insider werden!
Ich glaube, ich sollte aber nicht mit solchen Erwartungen anfangen, sondern wirklich alles auf mich zukommen lassen. Wobei, packtechnisch lasse ich tatsächlich alles recht ruhig und gelassen auf mich zu kommen. Ach, eine Zahnbürste muss ich mir noch kaufen.
In zwölf Tagen geht’s los.
Lotti