Freiwilliges Engagement - warum eigentlich?
Anlässlich des heutigen International Volunteer Day hier meine Gedanken zum Thema warum immer mehr Menschen sich engagieren (sollten). P.S.: Das diesjährige Motto lautet: "Volunteers Act First. Here. Everywhere."
Was sind also die Gründe, die so viele Menschen dazu veranlassen, einen Freiwilligendienst zu leisten?
Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass Freiwilligentätigkeit einem glücklicherweise viele Soft Skills vermittelt. Man wird täglich mit Problemen konfrontiert, setzt sich mit den verschiedensten Persönlichkeiten auseinander und muss sich gleichzeitig auf das Leben außerhalb seiner Komfortzone einstellen. Das alles summiert sich und hilft dabei, Teamarbeit, Führungs-, Problemlösungs- und Sozialkompetenz zu verbessern.
Ein weiterer erstaunlicher Motivator für die Freiwilligentätigkeit im Ausland sind die aufschlussreichen, praktischen Erfahrungen, die die Freiwilligen vor Ort sammeln. Man erhält die Möglichkeit, praktische Erfahrung in einem Gebiet zu sammeln, das einen persönlich am meisten interessiert und von dem man begeistert ist. Dies kommt ebenfalls den neuen Fähigkeiten und Fertigkeiten zu Gute.
Freiwilligenarbeit, zu Hause oder im Ausland, gibt einem auch die Möglichkeit, jeden Tag über die Art der Gemeinschaft und der Welt, in der wir leben möchten, zu entscheiden. Sie erlaubt es einem, ein Teil von etwas Größerem als man selbst zu sein und seine bürgerliche Verantwortung für das größere Wohl zu nutzen. Ohne Menschen, die bereit sind ihre Zeit und ihre Fähigkeiten für sinnvolle Zwecke zu opfern, wären viel mehr Menschen und Tiere schlechter dran. Und um ehrlich zu sein, zu wissen, dass man etwas Gutes und Wichtiges mit seiner Zeit macht, fühlt sich richtig an.
Die Dinge, die man während der Freiwilligentätigkeit unternimmt, ob groß oder klein, werden immer Einfluss auf das Leben von jemandem haben. Indem man beispielsweise jemandem beibringt, Englisch zu sprechen, hilft man der Person dabei, besser mit der Umgebung zu kommunizieren, in der sie jetzt lebt und bieten ihr somit die Möglichkeit, nicht nur seine gegenwärtige Situation zu verbessern, sondern beeinflusst auch sein weiteres Leben. Möglicherweise werden auch kommende Generationen durch das eigene Engagement eine höhere Lebensqualität haben.
Darüber hinaus kann man durch eine Freiwilligentätigkeit Menschen aus allen Teilen der Welt treffen, die alle unterschiedliche Charaktere haben, aber immer noch ähnliche Standpunkte vertreten. Sie gibt einem die Möglichkeit Beziehungen zu knüpfen, die das Leben nachhaltig beeinflussen können. Beispielsweise könnte man seinen neuen besten Freund, zukünftigen Geschäftspartner treffen oder ein Gespräch führen, dass eine echte Veränderung im eigenen Leben auslöst. Möglicherweise hilft diese Zeit zu entscheiden, was man im Anschluss tun möchte, oder sie stattet die Freiwilligen mit einer ganz neuen Art und Weise Dinge zu sehen aus.
Ein weiterer Grund für die Freiwilligenarbeit ist das Erlernen einer neuen Sprache. Indem man sich die Zeit nimmt die Sprache eines Landes zu lernen, öffnet man sich für seine Kultur und lernt, wie man sich besser in die lokale Gesellschaft einfügen kann. Indem wir versuchen, eine Sprache zu verstehen, lernen wir etwas über die Kultur, die mit ihr einhergeht. Tatsächlich ist dies wohl einer der beliebtesten Gründe, warum Menschen sich für einen Freiwilligendienst im Ausland entscheiden. Das Leben in einer Gemeinschaft gibt einen anderen Blick auf die Menschen und das Land. Man lernt ihre alltäglichen Kämpfe, ihre Kultur und ihr tägliches Leben kennen. Dies ist eine großartige Gelegenheit einen sinnvollen kulturellen Austausch zu erleben.
Doch wie kam es eigentlich dazu, dass so viele Menschen die Möglichkeit haben, solche Erfahrungen sammeln zu können? In anderen Worten, wie wurde die Idee des Freiwilligendienstes geboren?
Damit die heutzutage 140392 (Teilnehmerzahlen EFD 2015) 17 bis 30-jährigen den Freiwilligendienst, wie sie ihn heute kennen, absolvieren konnten, musste einiges geschehen. Das erste Mal, das von einem solchen Projekt gesprochen wurde war 1954 in den Jahren nach Kriegsende, als Landesbischof Hermann Dietzfelbinger vorwiegend junge Menschen dazu aufrief sich freiwillig ein Jahr lang um die Schwachen und Kranken der Heimat zu kümmern. In den darauffolgenden Jahren schlossen sich immer mehr Organisationen und Wohlfahrtsverbände und immer mehr rückte nach und nach der Bildungsaspekt hierbei in den Fokus jeglicher Aktivitäten. Der Grundstein für den Freiwilligendienst wie ihn heute so gut wie jeder kennt, wurde jedoch 1964 vom Deutschen Bundestag gesetzt, als dieser grundlegenden Bedingungen für die jungen Teilnehmer festlegte, welche ihre Bedeutung bis heute nicht verloren haben. Zu diesen gehören unter anderem, dass Reisekosten für Freiwilligendienste entfernungsbedingt bezuschusst werden, dass man auf seinen Dienst vorbereitet wird, dass sich um und für einen gesorgt wird und dass sowohl Versicherung, als auch Essen und Mobilitätskosten zu Teilen übernommen werden, sollte das Ausziehen von zu Hause von Nöten sein. Mehr noch wurde in diesen Bedingungen festgelegt, wie mit Freiwilligen umzugehen und was ihnen als Aufgaben anzuvertrauen ist. Obwohl die betreffenden Regelungen von der deutschen Regierung verabschiedet wurden, hatten diese großen Einfluss auf Bedingungen für Freiwilligendienste in Europa.
1988 entstand das erste europäische Aktionsprogramm unter dem Namen "Jugend für Europa" welches von der National Agentur ins Leben gerufen worden war. Dieses war der Vorreiter für das darauffolgende "ERASMUS+ Jugend in Aktion" und weitere Programme. Bis zum heutigen "Erasmus+ JUGEND IN AKTION" dauerte es allerding bis 2014. Zuvor war von 2006 bis 2013 das Programm "Jugend in Aktion" eingeführt worden, das von 33 Nationalagenturen in 31 Ländern umgesetzt wurde. Seit Januar 2014 ist "Jugend in Aktion" nun ein Teilbereich von ERASMUS+ und ist somit für den Bereich der nicht formalen und informellen Bildung in Europa mitverantwortlich.
Freiwilligendienste haben sich bis heute von ihrer einstigen Funktion als Austausch von Fachkräften und Jugendlichen zu einem Aktionsprogramm mit enormer Bandbreite gemausert. Seit 2008 gibt es vermehrt nicht mehr nur rein sozial motivierte Projekte, sondern ebenso zahlreiche Einsatzmöglichkeiten in den Bereichen Sport und Kultur. 2014 hat ERASMUS+ eine neue Ära der Freiwilligentätigkeit in Europa eingeleitet. Seitdem wird auf europäischer Ebene verstärkt zusammengearbeitet und ein noch angeregterer Austausch gepflegt.
Die Chancen einen Freiwilligendienst leisten zu können stehen heute - bei der enormen Zahl an Projektmöglichkeiten - besser als jemals zuvor. Dennoch ist Freiwilligenarbeit natürlich nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und muss mit dem größten Respekt behandelt werden, aber sie macht natürlich auch Spaß! Sie ist eine Option, neue Leute kennenzulernen, kulturelle Traditionen zu pflegen und Abenteuer zu erleben. In der Freizeit kann man ein Wochenende mit Inselhüpfen, klettern oder was auch immer man vorhat verbringen. Die Möglichkeiten sind grenzenlos! In Kombination mit all den altruistischen Gründen sich freiwillig zu engagieren, entsteht ein unvergessliches Erlebnis, dass Freiwillige für den Rest ihres Lebens begleiten wird.
Euer persönlicher Grund für eine Freiwilligentätigkeit sollte dort beginnen, wo eure Leidenschaften liegen. Genauso gut ist es aber dennoch eine Option einen Freiwilligendienst als Ausgangspunkt zu nutzen, um herauszufinden welche genau diese sind. Zum Beispiel kann man seine Liebe zu Tieren, Unterrichten oder Gesundheitsfürsorge für positive Veränderungen in der Welt nutzen. Man erlaubt, dass die eigenen Handlungen von einem Ort leidenschaftlicher Absicht geleitet werden. Auf diese Weise wird sich die ganze harte Arbeit lohnen, man wird sich mehr für die Sache engagieren und als Ergebnis wird ihre Wirkung umso größer sein.
Quellen:
https://eos-fsj.de/media/docs/Geschichte%20der%20Freiwilligendienste.pdf
file:///C:/Users/smile/Downloads/annual-report-2016-stat-annex_en.pdf
https://www.jugendfuereuropa.de/ueber-jfe/geschichte/
https://www.go4europe.de
(Stand: 08.12.2017)
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