Finnisch - nichts für Faule
Tämä on reportti suomenkielestä . Dieser Reportage behandelt die finnische Sprache.
Wo kommt sie her und was macht die sie so schwer?
Nach einem halben Jahr in Finnland, mit 2 mal 1,5 Stunden Finnisch Unterricht in der Woche, sollte man meinen, dass die Alltagsunterhaltung problemlos von den Lippen kommt – aber nichts dergleichen. Nur wenige Wörter wie auto, taksi, hotelli oder bändi (Band) können aus dem Deutschen oder Englischen erschlossen werden. Häufig verwendete Begriffe wie kiitos (danke) , ole hyvää (bitteschön ) oder vittu (die Übersetzung von diesem sehr beliebten Wort wäre hier wohl nicht angebracht) können aus dem Alltag schnell aufgeschnappt werden. Alle anderen Begriffe müssen mühsam erarbeitet werden.
Denn während Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, etc., alle zur Gruppe der indogermanischen Sprachen gehört, ist Finnisch eine uralische Sprache. Zu dieser Sprachgruppe gehören Ungarisch, Estländisch, Samisch und ein paar von Minderheiten gesprochene Sprachen. Über die Entwicklung der Sprache und auch über die Zeiträume ist erstaunlich wenig bekannt. Die Ursprache ist im Uralgebiet, im heutigen Russland entstanden sein. Irgendwann soll sie in eine samojedische und die finno-ugrische Ursprache zerfallen sein. Darauf hin spaltete sie die finno-urgische Sprache in finno-permische und die ugrische Ursprache auf. Die finno-urgische Sprache wiederum teilte sich dann in die samische Sprache und in die erste Formen von Finnisch auf. Dieser letzte Schritt ist wahrscheinlich vor etwa 3000 Jahren passiert. Finnisch war aber nicht überall gleich Finnisch, sondern unterschied sich von Region zu Region. Erst als Mikael Agricola, Bischof von Turku, 1548 das Neue Testament ins finnische Übersetzte, vereinheitlichte sich die Sprache immer mehr und die Dialekte näherten sich dem Sprachgebrauch in Turku an. Heute sprechen insgesamt etwa 4,7 Millionen Menschen Finnisch als Muttersprache.
Eine wirkliche Eigenheit im Finnischen ist, dass sich die geschriebene Sprache deutlich vom gesprochenen Gebrauch unterscheidet. So lernt man im Sprachkurs, in der fast ausschließlich die geschriebene Sprache beigebracht wird, sich mit „Minä olen XY“ vorzustellen, aber tatsächlich sollte „Mä oon XY“ im Alltag benutzen, um nicht sofort als Ausländer abgestempelt zu werden. Geschrieben würde man auch „wir lernen“ mit „me opiskelemme“ übersetzen, aber „me opiskellaan“ sagen.
Im Vergleich zum Deutschen hat Finnisch nicht nur vier Fälle, sondern 16 Fälle. Illatiivi, Inessiivi, Elatiivi, allatiivi, adessivi, ablatiivi, etc.. Da es keine Präpositionen gibt, werden lokale Angaben durch Suffixe ausgedrückt. Ist es anfangs also eine wirkliche Herausforderung zu sagen, dass man jetzt im Bus von Turku nach Helsinki ist. Das wird auch übrigens erst nach sechs Monaten im Finnisch Kurs gelehrt.
Die FSI (Foreign Service Institute ) hat eine Statistik aufgestellt, die vergleicht, in welcher Sprache wie viel Lernaufwand nötig ist, um die Sprache mit guter Grammatik und einem großen Wortschatz recht gut beherrschen zu können und es wird dabei ausgegangen, dass Englisch die Muttersprache ist. Für Deutsch wird eine Zeit von 30 Wochen mit 750 Stunden Lernstunden geschätzt. Um dieses Level in Finnisch zu erreichen, sind allerdings deutlich mehr als 44 Wochen mit 1100 Lernstunden zu erwarten.
Eine Sache, die unter Finnisch – Lernern gerne vergessen wird, ist dass es nicht, so wie in der Schule, genügt, die Zeit in der Sprachschule abzusitzen und ab und zu die Hausaufgaben zu machen, sondern, dass das Lernen in den Alltag integriert werden muss. Verhängnisvoll ist besonders, dass die meisten Finnen wirklich gutes Englisch sprechen und stets dazu bereit sind mit Ausländern Konversationen auf Englisch zu führen. Es ist also nicht unbedingt erforderlich die Landessprache Sprache zu beherrschen. So gibt es Fälle von Ausländern, die in Finnland wohnen, und nach zehn Jahren immer noch kein Finnisch können.
Einige eifrige Flüchtlinge haben allerdings bewiesen, dass es definitiv möglich ist, die Sprachkenntnisse innerhalb eines knappen Jahres auf ein wirklich hohes Niveau zu bringen. So stellte beispielsweise neulich ein Flüchtling sein Heimatland, Syrien, im fließenden Finnisch vor.
Wenn also der nötige Druck und die Motivation vorhanden ist, ist manchmal mehr möglich, als man glaubt - oder zumindest mehr möglich als ich mir nach einem halben Jahr in Finnland vorstellen kann.
Quellen :
https://de.wikipedia.org
http://www.effectivelanguagelearning.com/language-guide/language-difficulty
Kommentare