Ferienerlebnisse
vier Wochen Ferien und viel erlebt
Nach vier Wochen Ferien bin ich wieder zurück, sitze auf dem Sofa meines Apartments, vor mir die Fotowand der Freiwilligen der vergangenen Jahre, und knabbere Bananenchips. In den letzten Wochen bin ich so viel herumgekommen, dass ich hoffentlich wenigstens mit diesem Eintrag den Überblick behalte ;)
Nach meinem verunglückten Mont-Saint-Michel Besuch dank überhörtem Wecker (siehe letzter Eintrag) habe ich mich mit kurzer (Paris-)Unterbrechung für fast anderthalb Wochen bei meinen Freunden auf dem Land eingenistet. Lange Spaziergänge mit gehundesittendem Hund, Fahrradtouren im Wald und ein Ausflug zum Supermarkt in der zwanzig Autominuten entfernten Stadt waren das Urlaubsprogramm. Außerdem Diskussionen über die richtige Art, die Champignons in der Pfanne herumzuschieben und die Philosophie des besten Kofferpacksystems. Dann ging es zum Einkaufskomplex, um Erinnerungsfotos auszudrucken, unser letzte gemeinsame Aktion, zusammen mit einer deutschen Freiwilligen aus besagter zwanzig Minuten entfernten Stadt. So haben wir bei den Massen an Bildern über zwei Stunden in der Zeitschriftenabteilung gesessen und sage und schreibe den Fotodrucker vier Mal zum Stillstand gebracht. Was am Anfang für die Mitarbeiter und uns noch eine lustige Angelegenheit war, weil niemand so richtig wusste, was jetzt das Problem sei, war am Ende für alle nervig und wir haben uns trotz unvollständiger Fotos auf den Heimweg gemacht. Ausgebreitet auf den großen Esstisch ist mir später bewusst geworden, wie viel wir eigentlich dieses Jahr erlebt haben. Wie soll ich das nur alles in ein Album bekommen, frage ich mich??
Der Höhepunkt meiner Selbsteinladung war schließlich unsere „French Graduation“, ein Barbecue-Abend, zusammen mit Freiwilligen, französisch und international, die sich noch in der Region befinden, inklusive Diplomübergabe „pour survivre une année dans la pluvieuse République Ornaise“ – „für das Überleben eines Jahres in der regnerischen Republik Orne“ (unserer Region). Nach einer Rap-Einlage zu Diams „La Boulette“ in den Klamotten, die mein ehemaliger kanadischer Mitbewohner hier gelassen hat, verteilten wir uns auf Matratzen im Haus und es ging ins Bett.
Soviel zum Anfang meiner freien Zeit.
Um ehrlich zu sein, war ich zu diesem Zeitpunkt noch absolut planlos über die restlichen zweieinhalb Wochen der Sommerferien. Spontanität blieb mein Motto bis zum Schluss.
So verbrachte ich einige Tage in Paris bei einer englischen Freiwilligen, wo wir unter Anderem die Gärten Monets in Giverny besuchen konnten. Die Gärten waren wunderschön, nur leider schleppten wir uns wegen der Hitze von einer Bank im Schatten zur nächsten.
Dann zog eine deutsche Freiwillige für fünf Tage zu mir, bevor ihre Familie sie endgültig abholte. Zusammen im Wohnmobil durfte ich noch drei Nächte mitfahren und bin, was den Mont-Saint-Michel betrifft, letztendlich doch noch auf meine Kosten gekommen ;) Eine erste Wohnmobilerfahrung für mich und ein langsamer Abschied für uns beide, der uns doch sehr schwer fiel. Ich denke, am Ende war es eine Mischung aus dem Fakt, dass wir uns von nun an nicht mehr jedes Wochenende sehen und dass jetzt, wirklich und wahrhaftig der Freiwilligendienst und damit die Zeit hier, zumindest für sie, endgültig vorbei ist. Ich kapselte mich schließlich ab und fuhr nach Annecy („Annssie“ ausgesprochen) auf einen Solotrip. Für meine erste richtige mehrtägige Reise alleine war es super schön. Annecy an sich ist traumhaft in den Bergen an einem riesigen See gelegen und erfreut sich größter Beliebtheit, was sich leider in der Touristenzahl niederschlägt. Die Straßen sind voll und es reit sich ein Restaurant an die nächste Eisdiele. Ich kann mich auch nach einem Jahr noch nicht an die Eispreise Frankreichs gewöhnen. Da sagt mein Herz mit voller Zustimmung meiner für die Finanzen zuständigen Hirnpartie ganz laut „NEIN“ zu 3,50€ für eine Kugel! Dafür kriegt man ja schon ein halbes Spagettieis, also bitte! Ich habe stattdessen mein Geld in ein Leihfahrrad gesteckt, bin einen Tag um den See geradelt, habe ein Schloss besucht und mich einen Tag lang auf Wanderschaft zum Berggipfel mit Mont-Blanc-Aussicht begeben. Den Blick würde ich so beschreiben: magnifique !
Drei Tage lang einmal mal der Nase nach zu laufen ohne sich mit jemandem abzustimmen und Zeit mich sich selbst zu verbringen hat gut getan. Trotzdem werde ich nächstes Mal wieder mindestens zu zweit losfahren. Gute ReisepartnerInnen sind einfach Gold wert.
Das nächste Mal kam auch schon ganz schnell. Ursprünglich als Campingtrip mit meiner Mitbewohnerin und einem dänischen Freiwilligen geplant, dann nur noch zweit aufgrund der Impf- und Testsituation verlief schließlich doch anders als geplant. Surprise surprise, ich hatte meine Wohnungsschlüssel bei meiner deutschen Freundin im Wohnmobil liegen lassen. Herzlichen Glückwunsch dazu. Das hatte die schöne Nebenwirkung, dass sie natürlich nicht drum herum kam, ihn persönlich mit Übernachtungsgepäck bewaffnet in Nantes, unserer Campingdestination vorbeizubringen. So schnell sieht man sich wieder.
Vier Tage Nantes, drei Menschen im Zweierzelt, immer in der Hoffnung, es solle doch bitte nicht in der Nacht regnen, da all unser Hab und Gut aufgrund des sehr präsenten Platzmangels nachts VOR dem Zelt lag. Campingkocher konnte man lange suchen, dafür gab es, wie es sich gehört, jeden Morgen Tee dank des Wasserkochers, den wir sehr wohl dabei hatten, und frisches Baguette vom Campingplatzlieferdienst bevor wir uns auf eine Busodyssee in die Innenstadt aufmachten. Witzigerweise haben wir noch einen ehemaligen Freiwilligen, jetzt Au-Pair, getroffen, den wir wiederum über einen anderen Freiwilligen kannten. Ihr seht schon, das Freiwilligennetzwerk sollte man nicht unterschätzen! Durch ihn hatten wir einen super Stadtguide, vielen Dank dafür. Und sonst? Wir sind viiiel gelaufen, haben das Schloss besucht und kamen in der Geburtsstadt Jules Vernes natürlich nicht um das schnuckelige Museum zu seinen Ehren herum. Die Mittagessen aus dem Supermarkt, immer mehr oder weniger günstig und dementsprechend qualitativ, wurden von Crêpes am Abend wettgemacht. Nantes kann ich als Städtetrip nur empfehlen, nächstes Mal dann aber in einem größeren Zelt :)
Draußen gab es gerade wieder einen der schönsten Sonnenuntergänge des Sommers und ich muss mich dringend mal an meinen Youthpass setzen.
In diesem Sinne:
Schönen Restsommer an alle! Ich hoffe, ihr habt es wärmer als hier in diesen Tagen in der Normandie.