Fahrradfahrend ein Konzert mit Strom versorgen - geht das?
Zwei Tage und eine Nacht voller "grüner" Innovationen, die in der Stadt oder in den Haushalten umgesetzt werden können, das ist die Idee hinter der "notte verde", die an diesem Wochenende in Forlì stattfand.
"Notte verde" (grüne Nacht), so werden zwei Tage und eine Nacht voller Veranstaltungen im historischen Zentrum Forlìs, einer kleinen Stadt in der italienischen Emilia-Romagna, von den Forlivesi, genannt. Was an ein großes Volksfest erinnert, hat jedoch eine tiefgründige Botschaft: Im Mittelpunkt stehen verantwortungsbewusste Innovationen, die sich auf Kunst, Kreativität, Nachhaltigkeit, Recycling und zwischenmenschliche Beziehungen beziehen sollen. In der diesjährigen Edition liegt der Schwerpunkt auf den Beziehungen mit dem Titel "s-legàmi" – ein Wortspiel, das zum Verbinden und Loslassen anregen soll, wie man dieses Motto allerdings umsetzt, bleibt jedem selbst überlassen…
Das wirklich sehr volle und breit gefächerte Programm birgt hingegen eine Menge konkrete und überraschende Ideen; Diskussionen, Vorträge, Workshops, Buchvorstellungen, Ausstellungen, Spektakel, Konzerte, aperitivi und Verkaufsstände mit regionalen Produkten. Auch wenn das alles in erster Linie während der zwei Tage und der Nacht stattfindet, gab es schon vor dem offiziellen Beginn einige Veranstaltungen und mit dem Morgen nach der "notte verde" ist sie in Wirklichkeit noch lange nicht vorbei! Das ist eine tolle Gelegenheit für die Stadt, denn alle beteiligen sich in irgendeiner Form: Die Geschäfte, Organisationen und viele Gruppen haben sich thematische Angebote ausgedacht, oft wird vor den Bars und Cafés Musik gespielt, die Straßen sind mit Blumen und Traumfängern geschmückt und der größte Platz wird zeitgleich zum Event bei einem sogenannten Guerilla-Stricken eingekleidet – wenn das mal keine kreative Dekoration ist!
Für die Organisationen aus Forlì und der näheren Umgebung ist es außerdem eine Möglichkeit, die eigenen Angebote vorzustellen, ein Beispiel ist das Projekt "Banca del Tempo" (Zeitbank), in der Personen aller Altersgruppen ihre Zeit zur Verfügung stellen, um anderen ihre Fähigkeiten zu vermitteln – und umgekehrt! So kommt es, dass einige Rentner mit einer Engelsgeduld allen interessierten Kindern beibringen, von Hand die für die Region typische "piadina" (eine Art Fladenbrot) zuzubereiten.
Ein Highlight stellte für den Großteil der Besucher die Aktion des Dritte-Welt-Ladens "Equamente" statt: 200 Laternen konnten schon Tage im Vorfeld mit den eigenen Träumen beschrieben werden, Samstagnacht wurden sie dann steigen gelassen, nachdem die Träume laut vorgelesen wurden. Ob es der Wunsch nach Frieden in der Welt, einer grüneren Stadt oder mehr Liebe in unseren Beziehungen ist, alles war erlaubt und so wurde aus dem Lichterspektakel ein verbindender, fast schon intimer Moment. Ein unglaublich schönes Symbol, das die Nacht eingeweiht hat!
Für mich die spannendste Idee war ein Konzert der italienischen Folkrock-Gruppe "Têtes de Bois", allerdings weniger wegen der Musik, sondern vielmehr weil der dafür benötigte Storm vom Publik erzeugt wurde! Jeder war eingeladen, sein Fahrrad mitzubringen und auf einer speziellen Vorrichtung zu platzieren, die durch Treten erzeugten Strom an eine Batterie weiterleitete – auch wenn es vielleicht nicht die bequemste Weise ist, ein Konzert zu erleben, die umweltfreundlichste ist es bestimmt! Und Spaß gemacht hat es auch allen – vom Bürgermeister über Senioren bis zu den Jugendlichen!