Europa im Projekt
"Die Europawahl an sich ist in unserem Projekt kein Thema, Europa an sich aber sehr wohl." Wie sieht es eigentlich im eigenen Projekt mit Europa aus, fragt sich andrea_litauen. Es gibt kontroverse Meinungen, aber Europa ist in jedem Fall ein spannendes Thema.
Die Europawahl an sich ist in unserem Projekt kein Thema, Europa an sich aber sehr wohl. Das liegt in der Hauptsache daran, dass Europa einfach in Litauen selbst gerade ein aktuelles Thema ist. Im Zuge der Finanzkrise in Litauen vergleicht sich das Land nicht zuletzt stark mit den umgebenden Ländern. Außerdem gibt es viele Litauer, die in anderen Ländern arbeiten oder pendeln. Auf der einen Seite drückt dieser letzte Punkt sicherlich aus, was Europa ermöglicht hat, stellt aber auch ein Problem dar, da dadurch immer mehr Familien gespalten und auseinander gerissen werden.
Es ist in Litauen eh so, dass jeder darüber nachdenkt, ins Ausland zu gehen, und diese Möglichkeit nicht die letzte oder gar keine ist, so wie in vielen Fällen in Deutschland.
Unser Projekt selber ist auch sehr europalastig, so organisieren wir etwa internationale Jugendaustausche und haben oft Besuch aus anderen Ländern. Im Augenblick sind gerade fünf Italiener da.
Bei der Arbeit für ein Freiwilligenprojekt für Litauer komme ich so mit vielen anderen internationalen Organisationen in Kontakt und erlebe oft gravierende Unterschiede zwischen den Ländern. So wird etwa die freiwillige Arbeit mit Behinderten in Litauen anders gesehen als in westlicheren Ländern, und während es für Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen im Westen viele Einrichtungen gibt und die Bedingungen generell besser sind, gilt das für Litauen nicht. Das liegt nicht zuletzt an der verschiedenen Einstellung der Litauer, die die Menschen, die helfen wollen, oft nur mit komischen Blicken betrachten und sich fragen „was die sich eigentlich für Probleme machen“. Während in westlichen Ländern natürlich die Zustände hier häufig kritisiert werden.
Generell gibt es aber auch negative Meinungen in Bezug auf Europa. So sind es gerade die großen Städte, die versuchen, dem Westen nachzueifern. Supermarktketten schießen aus dem Boden und verdrängen die kleinen und lokalen Betriebe. Es gibt kaum noch landes- oder regionstypisches und man kann in jeder Stadt das gleiche einkaufen. Natürlich geht dadurch ein großes Stück Tradition verloren.
Nachtrag: ich habe tatsächlich die erste Werbung für die Europawahl gesehen! Und sogar auf einem Bus! Der Slogan heißt übersetzt so viel wie "Welche Lebensmittel-Produkte werden wir geben müssen?" und es waren Äpfel zu sehen mit Preisschildern drauf in Form von den Köpfen der Kandidaten/innen. Interessant!