Esperanto: Der Traum einer gemeinsamen Sprache
1887 erfand der polnische Arzt Ludwik L. Zamenhof die internationale Plansprache „Esperanto“, um eine einfache Kommunikationsmöglichkeit für Menschen aus aller Welt zu schaffen.
Ludwik L. Zamenhof ist eine Idee zu verdanken, die nicht in Vergessenheit geraten darf. Eine Idee, die viele Missverständnisse aus dem Weg räumen, den interkulturellen Austausch vereinfachen, den Grad der Verständigung erhöhen und letztendlich sogar für mehr Gleichheit sorgen würde. Der Polyglott, aufgewachsen in Warschau zwischen Russisch, Yiddisch und Polnisch, begeisterteste sich früh für Sprachen und Kommunikation und lernte ergänzend noch Deutsch, Französisch, Latein und Griechisch. Schon in der Schule erkannte er, dass es auch einfacher gehen muss. 1887 erfand er die Hilfssprache Esperanto.
Esperanto liest sich wie ein Mix aus all den Sprachen die Zamenhof beherrschte. Viele Wörter basieren auf romanischen Wurzeln, doch auch die germanischen und slavischen Einflüsse sind stark. Für europäische Sprecher ist Esperanto nicht schwer zu lernen, da egal bei welcher Muttersprache einige Elemente mit dem eigenen Idiom verwandt sind. Das Erlernen von Esperanto sollte durch eine einfache Grammatik und Rechtschreibung möglichst vielen Menschen leicht fallen. Deklinationen werden durch hinzufügen von Endungen gebildet, der Wortstamm bleibt jedoch gleich. Ebenfalls regelmäßig konjugieren sich die Verben, das Auswendiglernen von Ausnahmelisten fällt demnach weg. Auch die Rechtschreibung, die auf dem lateinischen Alphabet basiert, ist einfach gehalten: es werden nur die Laute geschrieben, die auch gesprochen werden.
Auch wenn sich Esperanto (bisher) nicht als Weltsprache etablieren konnte, hat sich eine weltweite Esperanto sprechende Community gebildet. Aktuelle Schätzungen gehen von rund zwei Millionen Sprechern aus, die meisten von ihnen in Europa, Japan, China und Brasilien. Auch in Madagaskar hat sich Fanclub gebildet. Beim jährlichen Esperanto Weltkongress gaben einige hundert Familien an, ihre Kinder zweisprachig zu erziehen. Das bedeutet, sogar Esperantomuttersprachler sind rund 130 Jahre nach Erfindung geboren.
Insbesondere für den Europäischen Kontinent, dessen Uneinigkeit man allzuoft der fehlenden gemeinsamen Sprache vorwirft, bietet Esperanto Potenzial. Auch wenn im Europäischen Parlament jeder seine Sprache sprechen kann und diese übersetzt wird, würde es manchmal mit einer gemeinsamen Verständigungsbasis schneller und besser gehen. Das Englische hat diese Rolle weitestgehend eingenommen, bevorzugt beim Erlernen aber eindeutig Sprecher mit germanischem Sprachhintergrund. Der Großteil der romanischen und slavischen Sprecher in Europa wird vernachlässigt. Eine Sprache, die für alle gleich schwer (oder besser: einfach!) zu lernen wäre, wäre ein Schritt für mehr Gleichberechtigung in Verhandlungen und Diskussionen.
Danke Ludwig L. Zamenhof für dieses zukunftweisende Projekt. Über 200 000 Artikel sind in den letzten Jahren auf Wikipedia in Esperanto erschienen. Kann aus einem Hobbyprojekt doch noch eine europaweit gesprochene Sprache werden?
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