Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!
Der Flug, die ersten drei Tage und was in London alles möglich ist.
Flug und Ankuft
Mein Flug ging pünktlich von Berlin Tegel und war im allgemeinen eigentlich sehr unspektakulär (mal ganz davon abgesehen, dass ich am Notausgang saß und somit Beinfreiheit genießen konnte, die der ersten Klasse locker das Wasser reichen konnte!). Ich bin mit British Airways geflogen, was den Flug sehr angenehm gestaltete, denn wir kriegten Snacks und jegliche Getränke (ja wirklich jegliche, auch Bier) umsonst, was heutzutage nicht mehr selbstverständlich ist (*hust* Condor *hust*).Als wir im Landeanflug auf England waren, konnte man viele Orte sehen, denn es war dunkel und sie haben geleuchtet. Leider konnte ich keine wirklich guten Fotos machen, denn mein Fenster war von außen zu 2/3 zugefroren... Und dann war es auf einmal da! London! Ein Meer aus Lichtern und mein zu hause für die nächsten 12. Zu meinem großen Erstaunen lief mein Koffer schon über das Kofferband als ich dort ankam. Anschließend bin ich zur Underground gelaufen, von dortaus mit der Piccadilly Line bis zur Green Park Station gefahren und dann mit der Victoria Line Richtung Süden bis zur Pimlico Station (ja ich weiß, hört sich irgendwie komisch an, heißt aber wirklich so) gefahren. Danach musste ich noch ca 10- 15 min laufen, bis ich am Hostel war - mit einem 22kg Koffer, einem 10kg Rucksack und einer Handtasche! Als ich im Hostel war, waren die anwesenden Angestellten sehr überrascht, mich zu sehen, denn sie wussten weder von meiner Ankunft, noch, dass sie ein neues Teammitglied kriegen sollten. Mir wurde aber trotzdem erstmal ein Bett zugeteilt. Am nächsten Tag würde der Manager des Hostels kommen und alles würde geklärt werden, sagte man mir.
Der erste Tag
Ich stand gegen 8:30 Uhr auf, da der Manager um 9 kommen sollte. Als er da war erklärte er mir, dass ich keine Zusage bekommen hätte und das ein Missverständnis gewesen ist, da ich per Facebook die Nachricht erhielt "We are all looking forward to meet you". So. Nun stand ich da. Ohne Job. Ohne Unterkunft. Und allein. Aber da Adrian (der Manager) kein Unmensch ist hat er mir angeboten, dass ich ein paar Nächte dort übernachten könnte - für lau! Also war ein Problem schonmal zumindest kurzfristig vom Tisch. Der nächste Schritt war mentale Unterstützung von zu hause. Ich habe Maria, meine Freundin, die ein paar Jahre zuvor in diesem Hostel gearbeitet hat, angeschrieben (im Zeitalter von Whatsapp und Co ist das ja alles kein Problem, stellt euch mal vor ich hätte ne Brieftaube schicken müssen :P ) und sie um Rat gefgragt. Sie war auch sofort am Laptop und hat mir einige Links von Internetseiten geschickt. Über den ersten kam ich zu einer Stellenausschreibung der "Bierschenke", einem typisch bayrischem Restaurant mitten im Bankenviertel von London. Dort stand, dass sie dringend neue Leute suchen würden (vorzugweise aus Deutschland), um ihr Team für die Oktoberfestwochen aufzustocken. Erfahrungen im Gastronomiebereich seien von Vorteil. Na dann, dachte ich mir, ran an den Speck! Kurzerhand habe ich eine Berwerbungs Email verfasst, meinen Lebenslauf in den Anhang verfrachtet und das ganze abgeschickt. Da ich schnellstmöglich eine Antwort haben wollte (und jeder normale Mensch ja nicht jede Minute seine Emailfach checkt) habe ich ein paar Minuten darauf dort angerufen. Mir wurde gesagt, dass die Bewerbung schon an den Manager weitergereicht wurde und man sich melden würde. Olle Katze, das ging fix! Um auf Nummer sicher zu gehen bin ich dann noch zu ein paar anderen Hostels gegangen und habe nachgefragt, ob sie eventuell jemanden gebrauchen könnten und habe gleichzeitig nach preisgünstigen Hostels in der Nähe meiner vielleicht zukünftigen Arbeit geguckt. Gegen 14:00 erhielt ich einen Anruf von der Bierschenke und ich wurde gefragt, ob ich ab um 5 zum Probearbeiten vorbeikommen könnte. Na klar! Hab ja eh nichts anderes zu tun! Aber was macht man 3 Stunden in London, wenn man sich noch nicht so auskennt und auf Geldsparen angewiesen ist? Richtig- rumlaufen und die Aussicht genießen. Irgendwann (als ich Huger kriegte) trieb es mich in einen kleinen Star Bucks Laden in der Nähe der Royal Exchange. Ich holte mir ein Sandwich und setzte mich - Gott tat das gut! Neben mir saß ein Mädchen, ungefähr in meinem Alter, und sah sehr sympatisch aus. Da mir langweilig war hab ich sie angesprochen und wir haben darüber geredet, was wir in London machen. Ihr Name ist Wen, sie kommt aus China und sie hat in London studiert. Sie ist super lieb und sie anzusprechen war bis Dato eine der besten Entscheidungen, die ich in London getroffen hatte. Mit ihr verflogen die restlichen zwei Stunden bis zur Probeschicht regelrecht. Wir haben unsere Namen bei Facebook ausgetauscht und sie hat mich zur U-Bahn gebracht. Dann begann die Probeschicht. Zuerst gab es ein kurzes Vorstellungsgespräch mit den beiden Managern und dann wurde ich eingewiesen. Erste Amtshandlung: Ein Dindl anziehen. Ein Dirndl? Ich? Was tut man (in diesem Falle Frau) nicht alles für Geld! Natürlich hab ich mich angestellt, wie ein Brot. Ich mein, wer schneidert denn Kleider so eng, das immer wieder die Knöpfe aufgehen?! Mir wurde erklärt das müsse so sein, damit die Figur gut aussieht. Schöne Figur hin oder her, aber zum arbeiten wäre Sauerstoff schon mal ganz angebracht. Nach einer Weile hatte ich mich an die eigenwillige Passform (und mein mir gar nicht mehr so ähnliches Spiegelbild) gewöhnt und hatte auch gar keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn ich wurde mit Informationen bombardiert. Mir wurde alles an der Bar erklärt, vom Bierzapfen und welches Glas für welches Bier verwendet wird, über neue englische Vokabeln, bis hin zum Kassensystem. Anschließend wünschte ich mir, ich hätte ein Dirndl für mein Gehirn. um es vor dem Explodieren zu bewahren. Doch es ging sofort weiter mit Kunden bedienen. An dieser Stelle muss festgehalten werden, dass mein Englisch eigentlich echt gut ist. Sowohl beim Verstehen als auch beim Sprechen hatte ich nie großartige Probleme, aber angetrunkene, nuschelnde Engländer zu verstehen, die versuchen einen deutschen Biernamen auszusprechen, während im Hintergrund die zu erwartende Geräuschkulisse eines 500 Personen Raumes ihr Restliches dazu beiträgt, ist eine Kunst. Ich hab Kunst in der Schule abgewählt... Nach einer Weile wurde jedoch auch das besser und ich kam immer besser mit den Arbeitsabläufen klar. Am Ende des Abends konnte ich nahezu selbstständig Kunden bedienen und abkassieren (natürlich wurde mir dabei immer noch über die Schulter geguckt und kontrolliert, ob alles richtig ist, aber ich musste nicht mehr nachfagen). Um 11 wurde die Bar zu gemacht. Eine der vielen Gründe in der englischen Gastronomie zu Arbeiten: die Bar wird irgendwann geschlossen und wenn die Bar geschlossen ist, heißt es für die Gäste gehen (ob freiwillig oder unfreiwillig ist dann egal). Anschließend noch Bar auffüllen, Tische sauber machen und neu eindecken. Dann hat mich der Manager mit ins Büro genommen und ich habe meinen Arbeitsvertrag unterschrieben. So einfach kann es sein, in London einen Job zu kriegen. Danach bin ich zurück ins Hostel gefahren, hab ausgiebig kalt geduscht und bin anschließend ins Bettgefallen, wie ein Stein (ach ja, ich werde nie wieder über Steine reden können, ohne dabei an Bier denken zu müssen, denn stein ist die englische Übersetzung von Maß, also 1l Bier).
Der zweite Tag
Nachdem ich ausgeschlafen und gefrühstückt hatte, checkte ich aus und ging zum, am vorherigen Tag ausgecheckten (haha dummer Wortwitz), Hostel nahe der London Bridge. Das St. Cristophers Inn ist wirklich sehr zu empfehlen, da es nicht nur preiswert ist, sondern auch modern und groß. Ich habe mir dort erstmal ein Bett für eine Woche reserviert, in der ich versuchen würde ein Zimmer in London zu finden. Das ist auch dringend notwendig, denn ich brauche ein englisches Bankkonto. Das kriege ich nur, wenn ich eine National Insurance Number (kurz: NINo) habe und die kriege ich nur, wenn ich eine Adresse angeben kann (eine Hosteladresse macht sich da nicht so gut...). Also steht bis Freitag erstmal fest: 12 Bett Zimmer (für £87). Um 1 fing meine Nächste Schicht an bis um 6 (dachte ich). Nach meiner eigentlichen Schicht wurde ich nach unten an die Bar geholt und dort ging es weiter bis um 12. Da es Samstag war spielte eine typische bayrische Blaskapelle, die, zusammen mit ca 15 20 jährigen, feierwütigen Jungs, für ordentlich Stimmung sorgte! Im Großen und Ganzen war es ein sehr unterhaltsamer Abend. Nachdem die Bar um 12 geschlossen wurde und wir fertig waren mit sauber machen, blieben alle noch dort. Wie? Nach der Arbeit auf der Arbeit bleiben? Klar! Es gab Freibier für die Angestellten, denn jeden 2. Samstag werden die Bierleitungen gereinigt. Den ersten Liter Bier aus jedem Hahn kann man noch unbedenktlich trinken (natürlich wird das nicht den Gästen angeboten) und dann vermischt es sich mit der Reinigungsflüssigkeit. So Mathestunde: 2 Bars. Eine mit 36 und eine mit 40 Hähnen. Macht 76 Hähne aus denen jeweils ein Lieter Bier gezapft wird. Also 76l Freibier! Da bleibt man noch auf Arbeit! Gegen 3 habe ich dann meinen Heimweg angetreten und war gegen um 4 im Bett und fix und alle.
Der dritte Tag
Ausschlafen! Das war die erste Amtshandlung. Leider gibt es nur bis um 9 Frühstück da war ich dann um 11 etwas spät dran, aber ich hab ja Omi's Kekse dabei (Danke Omi :D ). Da am Sonntag die Bierschenke geschlossen ist hatte ich frei und mich für den Nachmittag mit Wen verabredet. Am Vormittag habe ich mit Mama und Papa geskypet und ihnen erstmal von Allem erzählt (nein sie wussten davon vorher nichts, so wie meine gesamte restliche Familie, weil ich das erstmal alles regeln wollte, ohne dass sie sich Sorgen machen müssen). Danach habe ich mich auf Wohnungssuche begeben im allwissenden Internet. Kleiner Tip für alle, die eine Wohnung in London suchen: sparerooms.co.uk (alle Preiskategorien, alle Zonen Londons und alles sehr schnell verfügbar). Ich hab dann auch direkt für um 5 einen Besichtigungstermin gekriegt und für den nächsten Tag um 1. Wen würde mich begleiten. Wir trafen uns um 4 am gleichen Starbucks, wie beim ersten Mal, gingen nebenan was essen und haben uns dann auf gemacht, die Wohnung zu besichtigen. Leider wird aus dieser Wohnung nichts werden, da ich von der UBahn Station eine viertel Stunde bis zur Wohnung laufe und die Hälfte davon durch einen Park/ Friedhof und das in einer Gegend, die nicht gerade vor Reichtum strotzte... ne ne ne das brauch ich mir nicht nachts um 1/ um 2 antun. Wen und ich sind dann zur St Pauls Cathedral gefahren und über die legendäre Harry Potter Brücke Gelaufen (die, die im 6. Teil zerstört wird). Wir haben Straßenmusikern zugehört und sind dann ganz in Ruhe zum Hostel zurückgelaufen. Dort habe ich mein Zeugs abgelegt, Wen gezeigt, was Haribo Goldbären sind und anschließend sind wir essen gegangen - chinesisch. Ich bin danach wieder ins Hostel und Wen nach Hause.
In diesem Sinne meine Lieben, wünsche ich euch jetzt eine gute Nacht und einen angenehmen Schlaf. Ich halte euch auf dem Laufenden.
See you later alligator!