Erdnussbutter, Glücksgefühle und Luftartistik
Man sollte meinen, dass es nach fast 3 Monaten nichts mehr zu erzählen gibt, aber dem ist eindeutig nicht so. Ständig passieren irgendwelche Dinge, ständig verändert sich etwas und ständig nehme ich neue Dinge wahr. Die Turnhalle, die mehr an eine alte Lagerhalle mit Zirkusflair erinnert, die ersten weihnachtlichen Gerüche und ein einzigartiges Geschenk.
22. November 2013: Der November neigt sich dem Ende zu und die ersten Weihnachtsmärkte in der Stadt der Liebe öffnen ihre Türen. Metrostationen, Straßenlaternen und Supermärkte sind geschmückt und die Geschäfte werben damit sieben Tage die Woche offen zu haben. Allmählich verfalle auch ich in Weihnachtsstimmung und fange wie immer etwas frühzeitig mit dem Plätzchen backen und dem Geschenke kaufen an. Mein Urlaubsantrag ist gestellt, mein Zug in die Heimat gebucht und die Vorfreude präsent. Gestern Abend gab es im Haus einen Wettbewerb zum besten Konditor, bei dem ich aber nur bewundernd die kulinarischen Köstlichkeiten bestaunt, und mich auf die Verkostung am Ende beschränkt habe. Meine Ernährung in den letzten Wochen bestand aus Zeit – und Motivationsmangel vermutlich hauptsächlich aus Erdnussbutterbrot und Mandarinen, aber damit lässt es sich gut leben. Das wundervollste Ereignis dieser Woche ist aber die Tatsache, dass ich zwei Freikarten für die Generalprobe des Cirque du Soleil bekommen habe, also quasi für eine Vorpremiere die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Das ist der absolute Wahnsinn und ich freue mich schon die ganze Woche auf die Aufführung!
Seit Montag ist die Turnhalle endlich mehr oder weniger fertig restauriert und die Kurse können jetzt dort stattfinden und nicht mehr in irgendwelchen gemieteten Gemeindesälen. Leider funktioniert (trotz Restauration) die Heizung nicht richtig und deswegen ist jetzt das komplette Team ziemlich erkältet. Mal ganz abgesehen davon ist die Halle natürlich viel besser und endlich kann auch Trapez, Vertikaltuch und Trampolin trainiert werden. Alles Dinge die ich vorher nie gemacht habe und mich ziemlich an meine Grenzen bringen. Ich fühl mich jedenfalls am Trapez wie ein Sack Kartoffeln und am Vertikaltuch wie eine Seekuh ohne Flossen und habe trotzdem dermaßen Muskelkater, dass ich meine Arme kaum noch bewegen kann und heute Morgen freiwillig aufs Training verzichten habe.
Was ich in meinem Blog bis jetzt noch gar nicht angesprochen habe, ist die mangelhafte Organisationsfähigkeit des Büros und die dysfunktionale Kommunikation zwischen den Trainern und den verantwortlichen Koordinatoren. Ich habe eine Weile gebraucht um die Struktur des Zirkus und die Aufgaben der vielen Angestellten zu verstehen. Das Problem ist, dass das ganze so unüberschaubar ist, dass es immer wieder zu Missverständnissen und Auseinandersetzungen kommt. Zum Beispiel hatten wir letztens keinen freien Raum für das Erwachsenentraining, oder die Kinder werden nicht rechtzeitig über die Bauarbeiten in der Halle informiert, uns wurde nicht mitgeteilt, dass einer der Trainer krank ist, und man erwartet plötzlich von einem Standardtänzer Hip-Hop Kurse zu geben… Das sind viele Kleinigkeiten die eine hierarchische zwei -Frontenbildung zwischen dem Büro und den Trainern verursachen und bei den wöchentlichen Teamsitzungen regelmäßig für Unruhe sorgen. Diese mangelnde Kommunikation ist hier ein ständiges Thema und jeder will etwas verändern, aber wirklich etwas dagegen tun, tut niemand. Trotz zeitweiliger Missstimmungen wurden am Dienstag ein paar lobende Wort an Tjark und mich gerichtet und wie schnell wir es geschafft hätten sowohl einen Platz im Team, als auch in den Kursen zu finden und dass sie sehr gerne mit uns zusammenarbeiten. Es tut wirklich gut zu wissen, dass sich die viele Arbeit lohnt und auch von den anderen wertgeschätzt wird.