Endlich Arbeit...oder doch nicht?
Nach der erfolgreichen Absolvierung unserer ersten zwei Einführungswochen in Krakau haben alle Freiwilligen am Montag ihren neuen Arbeitsplatz angetreten. So also auch Eloise und ich. Unsere ersten beiden Tage im ALF- Club, dem Jugendzentrum, in dem wir arbeiten, entsprachen zwar nicht zu 100% unseren Hoffnungen, aber es hätte wohl definitiv schlimmer kommen können.
Am Montagmorgen bin ich mit meiner Projektpartnerin Eloise leicht angespannt und neugierig oder doch eher hochgradig nervös zu unserem neuen Arbeitsplatz aufgebrochen. Da wir aus den Berichten von ehemaligen Freiwilligen schon auf das Schlimmste vorbereitet waren und auch unser Einführungsgespräch am Donnerstag eher mäßig ermutigend gewirkt hatte, war unsere Motivation eher unteres Mittelmaß.
Immerhin die Anfahrt klappte aber problemlos und auch die Kommunikation mit ausschließlich polnisch sprechenden Mitarbeiter(inne)n ist eigentlich nicht das Problem.
Was uns beide viel eher irritierte war, dass die Kinder, sobald sie im Club ankommen an die Computer stürzen und über Stunden hinweg nichts tun, als das immer gleiche Rennspiel zu zocken. (Darin hat jedes Kind in ALF massig Übung, ich habs nämlich ausprobiert und wurde gnadenlos von der kleinen Blonden neben mir fertiggemacht).
Daher besteht Eloises und meine Beschäftigung gerade hauptsächlich darin, die Kinder beim Computerspielen zu beaufsichtigen und zu schauen, dass sie keine allzu blöden Dinge anstellen.
Gegen zwei oder halb drei Uhr gibt es dann etwas zu essen, was aber nicht, wie ich eigentlich erwartet hatte, eine richtige Mahlzeit ist, sondern eher ein Snack für zwischendurch. Nachdem meine Mentorin im Vorhinein recht viel Aufhebens um die Kocherei mit den Kindern gemacht hatte (sie hat mich drei Mal gefragt, ob ich auch wirklich kochen kann), bin ich davon ausgegangen, dass dieser Teil meiner Arbeit irgendwie einen essentiellen Part im ALF- Club darstellt. Tatsächlich scheint es eher so, dass ich, wenn ich kochen möchte, einen Tag vorher sage, was ich brauche und dann ein oder zwei Kids mit in die Küche nehme und mache, was immer ich will. Ob das nun typisch deutsch ist oder nicht, ist völlig egal. Auch mit der gesunden und ausgewogenen Ernährung ist es eher nicht so weit her. In der Küche gibt es ca. 500 Packungen Kekse (vllt. auch 800), jedenfalls etwa 2 Schränke voll, Cornflakes, Marmelade, außerdem Nudeln, Reis, Dosenfleisch und jede Menge Konserven mit Fertiggerichten bzw. Tütensuppen und- soßen. Ich fühle mich dort also quasi perfekt aufgehoben. Der positive Teil dieser Arbeit ist, dass ich heute schon mal Pizzawecken mit einem der Kids gemacht habe, die alle in Rekordtempo verschlungen wurden und sowohl Kindern als auch Mitarbeitern geschmeckt haben. (Und das obwohl mir der Mitarbeiter, der meine Zutaten eingekauft hat, französische süße Pain au lait anstatt Aufbackbrötchen mitgebracht hatte).
Alles in allem sind Eloise und ich eher in den Alltag dieses Jugenclubs reingestolpert als die eher utopischen Zustände vorzufinden, die die Beschreibung, das Einführungsgespräch und der Flyer versuchen zu vermitteln. Ich denke mit der Zeit und etwas mehr Polnisch werden wir dort unseren Spaß haben und die Kids vielleicht zu dazu motivieren können, mal ein anderes Computerspiel auszuprobieren:)
Immerhin sind alle Kinder sehr nett, aufgeweckt und bei schönem Wetter ausgesprochen sportbegeistert. Die Mitarbeiter sind sehr herzlich, und wir können soviel Kaffee trinken, wie wir wollen...
Es hätte also deutlich schlimmer kommen können.
Do widzenia,
Kora
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