Endlich ankommen
Kruenkernchen ist endlich in ihrem Projekt in Ghana angekommen. Dort arbeitet sie in einer Klinik und wurde schon gleich mit zu Hausbesuchen genommen.
29. August 2007 So, hier sitze ich nun im Licht der Dynamotaschenlampe, da in meiner zweiten Nacht hier in Baa in meinem Projekt gleich zweimal der Strom ausgefallen ist... Aber erst mal noch zu dem glücklichen Umstand, dass ich überhaupt, nach fast drei Tagen warten in Accra, den Weg zu meinem Projekt gefunden habe.
Nachdem ich am Montag im headquater der „salvation army“ hübsch vorgestellt wurde und den Leiter vom ganzen ghanaischen Territorium kennen gelernt habe, teilt mir Major Wendy, diejenige, die für gesundheitliche und soziale Projekte der „salvation army“ in Ghana verantwortlich ist, dass ich nicht wie ursprünglich von Icye geschrieben, in Duakwa, sondern stattdessen nach Baa in die Klinik meinen Volunteer-Dienst verrichten soll. Ich kann mir noch nicht viel darunter vorstellen, schließlich sind das alles nur Namen. Leider verändert sich das für mich auch erst mal nicht, da nach langem hin und her klar wird, dass wir ich auch am Montag noch nicht ins Projekt kann, da noch irgendein Kühlschrank fehlt, der mit mir mitkommen soll. Also verbringe ich noch eine Nacht im Hostel und teile mir ein Zimmer mit den lauten Britinnen Kiara und Mia.
Am nächsten Morgen heißt es dann auch wieder warten, bis klar wird, dass die Leiterin der Klinik wohl doch nicht kommt um mich abzuholen, sondern dass ich stattdessen mit dem Driver durch den dichten Mittagsverkehr Accras raus nach Baa, in die Central Region geschickt werden soll. Ich nicke auf der Fahrt etwas ein, aber nach etwa drei Stunden sind wir weit weg von den großen Verkehrsstraßen und mitten zwischen kleinen "typisch afrikanischen" Dörfern gelandet, hält der Fahrer mitten im Nichts vor einem Haus in U-Form an und verkündet, wir wären am Ziel. Ich kann nicht verstecken, dass ich etwas geschockt bin. Da ist rundherum nix außer die Klinik auf der anderen Seite der Straße und Plantainbäume. Aber viel Zeit um nachzudenken oder zu verzweifeln hab ich nicht, denn Ante Theretha, die besagte Leiterin der Baa'schen Klinik, kommt schon raus und ratz fatz wird der Kühlschrank, die Herdplatte, der Gastank und mein Rucksack aus dem Wagen geholt, der dann auch rasch wieder nach Accra verschwindet. Ich werde von Ante willkommen geheißen und sie zeigt mir das Zimmer und den Teil des Hauses, den sie und ihre Tochter nicht bewohnen und der für mich jetzt mein zuhause sein soll. Recht groß und geräumig, mit Küche und Toilette nach "westlichem" Standard. Da es schon recht spät ist, hänge ich aber nur mein Moskitonetz auf und leg mich schlafen.
Heute aber war dann das erste mal ein Besuch im Projekt dran. Eigentlich hatte ich sowohl meiner Organisation als auch Ante gesagt, dass ich kein Blut sehen kann und absolut keine Fähigkeiten im medizinischen Bereich vorzuweisen habe oder erhalten will... Also werd ich nach der morning devotion (einem Singen und Beten zum Anfang jedes Arbeitstages) der maternity unit der klinik unterstellt. Also eine Art Kindererziehungstraining, mitsamt Schwangerschaftsberatung und Verpflegung von unterernährten Kindern. Gleich nachdem ich durch die Klinik mitgeführt wurde, sollte ich auch schon mit Ante Sofia und einer Krankenschwesterschülerin aus Winneba, namens Irene, zum Hausbesuch für aus der Pflege entlassene Mütter und deren Kindern mit. Es geht also nach Baa, ein Dorf so, wie man es sich vorstellt: keine Einkaufsläden, nur kleine Holztische, auf denen Orangen und kleine Päckchen mit Zucker und Gari verkauft werden. Da kommt ein "obruoni" natürlich wie eine Sensation. Während wir zwischen den Lehmsteinhäusern entlang gehen, kommen alle kleinen Kinder angerannt und wollen sehen, was die Weiße da macht. Insgesamt vier junge Mütter werden vor zwölf somit besucht und von Sofia sorgfältig und vorwurfsvoll belehrt, was sie beim Windeln und Brustgeben alles bedenken sollen.
Danach bin ich (auch wegen der erbarmungslosen Sonne) recht alle und darf Mittagspause machen. Nach dieser, sitze ich dann noch etwa zwei Stunden beim monatlichen Staffmeeting rum. Aber leider versteh ich rein gar nix, da die gesamte Unterhaltung natürlich statt auf der Amtssprache Englisch, auf Twi geführt wird, was am meisten in Ghana gesprochen wird. Aber aufgrund der Körpersprache merkt man schon, dass heiß um Geld diskutiert wird. Auch wenn eigentlich nicht viel passiert ist, bin ich doch recht knülle, da all die Namen, die Gerüche und die Bilder wie wild in meinem Kopf rumschwirren. Ich bin gespannt, ob ich mich hier heimisch fühlen werde.