Endlich angekommen :)
Die erste Woche in der Ferne ist rum und ich werde langsam Experte im Kochen mit Gasherd, im fremde Leute auf Niederländisch nach dem Weg fragen und im Windeln wechseln
Es ist Samstagmorgen um 9.00 und ich habe mich endlich dazu aufgerafft etwas über meine Erlebnisse in den Niederlanden zu schreiben. Ich lebe nun seit einer Woche im Zentrum des beschaulichen Städtchens Lunteren. Die Wohnung- direkt über einem Bücherladen gelegen- teile ich mir mit 5 andern Mädchen aus Deutschland, Österreich, der Türkei, Mazedonien und Griechenland. Jeder hat sein eigenes Zimmer und es gibt ein gemeinsames Wohnzimmer, eine Toilette, ein Badezimmer, die Küche und das schönste: die Terrasse.
Die Zimmerverteilung wurde ausgelost und ich hatte das Losglück, das kleinste Zimmer von allen zu bekommen. Darüber bin ich aber jetzt sehr froh, denn unsere Wohnung ist zwei-etagig und ich bin in der unteren Etage wo auch das Bad, Toilette, Küche etc. sind. An sich wäre es natürlich kein Problem in der oberen Etage zu wohnen, aber niederländische Treppen sind nicht zu unterschätzen: die Stufen sind schmal aber hoch, so dass die Treppe in einem 80° Winkel nach oben führt. Diese Stufen möchte man ganz sicher nicht spät abends oder morgens schlaftrunken benutzen. Aber zurück zu meinem Zimmer: es hat den verrücktesten Grundriss den ich je gesehen habe- ungefähr wie die diagonale Hälfte eines Bilderrahmens. Ich habe also ein gerades Stück in meinem Zimmer und dann links davon abzweigend- ‚die Ecke‘. Die Ecke ist für nichts so richtig zu gebrauchen und es gibt sie nur, damit ich auch ein Fenster in meinem Raum habe- die Ecke ist also bestens dazu geeignet die Dinge abzustellen, die dann aber natürlich im Weg stehen, wenn man das Fenster öffnen möchte. Abgesehen von der Ecke ist mein Zimmer so klein, dass gerade ein Bett, ein Schrank und ein Nachttisch hereinpassen. Am Donnerstagabend nach Ankunft habe ich mich gleich daran gemacht ein paar Fotos an die Wand zu kleben, so dass ich mich inzwischen echt wohl fühle in meinem Reich.
Natürlich möchte ich nicht nur von unserer Wohnung berichten, sondern auch was ich die ganze letzte Woche so gemacht habe. Ich beginne einfach mal chronologisch am Donnerstag- der Anreisetag. Obwohl ich den ganzen Tag nur im Zug gesessen hatte war ich abends ziemlich müde und nach einem kurzen Treffen mit allen Freiwilligen(insgesamt sind wir 12) gingen wir gegen 12 alle ins Bett. Ich konnte trotzdem fast nicht schlafen, weil eine Armada von Mücken in meinem Zimmer saß und nur auf Frischfleisch wartete. Am nächsten Morgen war ich also völlig zerstochen und ziemlich müde. Am Freitag stellten wir ein paar Regeln auf, gingen einkaufen und abends war das erste Teambuildingevent von unserem Koordinator Chris. Er hat einen wunderschönen Lagerfeuerplatz: ein Zelt was an ein Zirkuszelt erinnert mit Couches und ganz vielen Lichterketten vorbereitet. Dort unterhielt ich mich mit den anderen Freiwilligen, unserer Sprachenlehrerin Anne(auf Niederländisch J) und ein paar anderen Leuten, die ich schon von dem Vorbesuch in den Niederlanden kannte.
Dieser Lagerfeuerplatz hat auf jeden Fall das Potential einer meiner Lieblingsplätze zu werden. Am Samstag fuhr ich zusammen mit ein paar Freiwilligen nach Barneveld, wo ein Second-Hand Market stattfand. Die Sachen dort waren alle spottbillig und so kaufte ich zwei Körbe für meine Wäsche für 2€! Abends gingen wir dann noch in ein Cafe in Ede, wo wir uns unterhielten. Lunteren ist zwar ein kleines Städtchen, aber sehr religiös und so gingen wir am Sonntag in die Kirche zum Gottesdienst- zum ersten Mal in meinem Leben! Die Leute waren sehr nett und ich war erstaunt wie viel von dem niederländischen Gottesdienst ich schon verstand. Den restlichen Tag verbrachte ich mit Putzen und faulenzen.
Montag war dann spannend: morgens ging es zum Amt nach Ede und danach: der erste Arbeitstag. Chris gab uns einen Plan welche Bahn wir nehmen müssen und ließ uns dann alleine nach Arnhem zu s‘Kooninghtjacht fahren. Wir verpassten natürlich den ersten Zug aber nach dreimal Fragen kamen wir doch wohlbehalten an. Chris brachte uns zu unseren Häusern und dann war es Zeit Hartenkoning 6- ein Haus kennenzulernen. Ich wurde sehr nett empfangen und alle waren angenehm überrascht, dass ich sie auf Niederländisch verstand, wenn auch meine Antworten noch etwas holperig kommen. Ich half mit, den Klienten essen zu geben, sie abzuholen und wegzubringen und schaute zum ersten Mal beim Windeln wechseln zu.
Die Klienten sind sehr schwer behindert und es ist kaum möglich mit Ihnen zu spielen oder etwas Besonderes mit Ihnen zu machen- das maximal mögliche ist spazieren gehen. Zwischendurch ist auch immer etwas Zeit in der ich mich unterhalten kann. Ich habe übrigens festgestellt, dass die Straßen in s’Kooningtsjaght nach Spielkarten benannt sind- ich arbeite im Hartenkoning 6 also im Herzkönig. An der Eingangstür hängt auch ein Schild mit der Spielkarte. Auf diesem Weg habe ich auch die Übersetzung für Karo, Herz, Pik und Kreuz gelernt J
Mit mir ist das nächste halbe Jahr ein Praktikant da- was sehr schön ist, da ich so nicht die einzige bin für die alles neu ist. Die nächsten Tage fuhr ich dann immer um 9 Uhr morgens los (nach dem ich schon eine halbe Stunde joggen war) verbrachte den Tag in Hartenkoning 6- half mit bei allem was so anfiel und kam dann gegen 8 ziemlich erschöpft nach Hause. Abends schaute ich dann ab und zu noch niederländisches Fernsehen und einmal sang Natalie und wir hörten gebannt zu. Ich arbeite nur vier Tage die Woche, so war am Donnerstag mein letzter Arbeitstag in dieser Woche und dort wechselte ich zum ersten Mal eine Windel! Nach diesem großen Fortschritt hatte ich mir das Wochenende redlich verdient.
Gestern hatten wir Sprachkurs in Lunteren mit Anne und es war noch ein bisschen chaotisch, weil wir alle auf sehr verschiedenen Levels sind. So hat die eine Hälfte nichts verstanden und die andere Hälfte inklusive mir wusste schon alles und war dementsprechend ziemlich gelangweilt. Ab nächster Woche wird aber der Kurs geteilt und dann wird es hoffentlich interessanter. Allerdings bin ich sehr viel weiter als alle anderen gerade im Verstehen und deshalb konzentriere ich mich darauf, auf der Arbeit mein Niederländisch zu verbessern. Heute hat ein Freiwilliger Geburtstag und wir sind abends bei dem Pfarrer eingeladen. Ansonsten habe ich nun zum ersten Mal mit der nur mit Symbolen ausgestatteten Waschmaschine versucht die Wäsche zu waschen(Ich glaube es hat sogar geklappt). Es wird also ein entspannter Tag.
Liebe Grüße
Mareen
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