Ende gut, alles gut!
Judith_in_London: Ihr Name spricht für sich, denn sie ist angekommen. "Ich bin einen Tag hier und fange an, auf Englisch zu denken"! Sie berichtet von ihren ersten Eindrücken und hofft, dass alles so schön, entspannt und witzig weitergeht.
Kann man wohl so sagen, denn ich bin sicher hier angekommen. Wenn auch nicht ganz ohne Komplikationen...
Die Zugfahrt war gut, ich musste ja nicht umsteigen, also sehr entspannt. In Frankfurt am Flughafen hatte ich ein paar Bedenken, ob die meine 30 kg Gepäck auch ja einfach so annehmen.
Aber das ging ohne mit der Wimper zu zucken und mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Als dann auch noch meine beiden Handgepäcke ihre Durchleuchtung überlebt hatten, dachte ich, jetzt kann nichts mehr schief gehen.
Der Flug war ok. Es gab ein leckeres Sandwich als Snack und die Zeit verging wie im Flug (haha, welch treffendes Wortspiel *g*). Das Gepäck erschien auch sofort und ich war schnell draußen. So, jetzt nach einem Schild suchen, auf dem irgendwas von wegen "Judith Häger" steht.
Fehlanzeige. Ich hatte meine Brille nicht auf und bin deshalb mit meinen bestimmt zusammen über 40 kg Gepäck die ganze Zeit hin- und hergelaufen, um die Schilder der Leute dort zu entziffern. Aber wie nah ich auch herankam, mein Name sollte das bestimmt nicht sein.
Nun stand ich da also, alleine in einer Flughafenhalle. Keine Ahnung, auf wen ich eigentlich wartete, also ich meine ich kannte den Namen, aber wie der aussehen würde??! Ich wusste nicht mal wonach ich ausschauen sollte!
Was mir für Gedanken durch den Kopf gingen, kann man sich vielleicht vorstellen. Es war nachts, ich war müde, ich hatte keine Ahnung, wie ich zu meinem Projekt kommen soll, Geld für einen Zug hatte ich auch nicht und auch keine Ahnung, welchen ich denn Zug überhaupt nehmen könnte. ???
Die Telefonnummer von der Leiterin von meinem Projekt hatte ich zu Hause vergessen und die Zeit verging, es wurden immer weniger Menschen um mich. Ja, ich fühlte mich allein, einsam und hilflos.
Nach einer Stunde und ein paar Telefonaten wurde ich dann aber glücklicherweise gefunden! =)) Dave, der mich abholen sollte, hatte am falschen Terminal gewartet. Zwei Stunden später saßen wir dann in meinem neuen Zuhause am Tisch und haben noch etwas getrunken und uns ein bisschen unterhalten. Meine beiden Chefs sind echt witzig und ich glaube, wir werden viel Spaß haben.
Meine Sorgen, dass ich hier in einem Kloster lebe, bin ich also losgeworden! Yeah! =) Wir hatten schon einen kleinen Gottesdienst, wir vier Voluntäre, unsere Direktorin Sabina, Dave und Father Digby und wir haben auch einen Gebetsraum und es gibt immer Morgenandachten...
Aber bis jetzt scheint alles sehr entspannt und nicht streng zu sein. Ich hoffe, dass das auch so weitergeht!
Daves Witze sind manchmal ein bisschen gewöhnungsbedürftig, aber wir werden alle noch lernen, schlagfertig darauf zu reagieren. (Ich muss sagen, eigentlich gelingt mir das schon sehr gut. I like that style.)
Die Freiwilligen, mit denen ich das Jahr hier verbringen werde sind auch alle sehr nett! Es wird bestimmt sehr spannend werden mit diesen ganzen unterschiedlichen Kulturen... Da freue ich mich schon sehr drauf. Selbst unsere Chefs sind nicht aus London und wir durften uns schon diverse Kostproben von unterschiedlichen Dialekten anhören. :D
Wir haben auch erfahren, dass wir hier einiges lernen werden. In East London spricht man nämlich ganz wunderbar... Slang! Wenn ich also in einem Jahr mit irgendjemanden auf Englisch reden will, der nicht gerade aus London kommt, werde ich wahrscheinlich nicht verstanden werden, weil ich nur noch komische Wörter verwende... Das war zwar nicht mein Ziel^^ aber ist doch irgendwie cool.
Ja, mit dem Englisch ist das auch so eine Sache, die mich natürlich sehr stark beschäftigt... Gestern am Flughafen lief was Englisches im Fernsehen und da bekam ich plötzlich Angst, dass alles nur noch auf Englisch sein wird und ich nicht einfach mal sagen kann "So, das war jetzt erst mal genug Englisch, jetzt wird wieder Deutsch geredet."
Jetzt bin ich hier und ich komme bis jetzt eigentlich gut klar. Ich kann mich verständigen, verstehe ungefähr 85% von allem, was so erzählt wird (also bei ein paar Dingen liegt es auch daran, dass ich den Inhalt nicht verstehe, weil das Gespräche sind über Leute, die hier in London irgendwo arbeiten und davon habe ich ja keine Ahnung... Noch nicht.)
Aber ich gewöhne mich, wie immer, schnell dran. Ich will jetzt schon wieder die ganze Zeit englische Sätze einbauen. Ich glaube, das wird in ein paar Monaten echt kompliziert, Dinge auf Deutsch zu sagen! Schon irgendwie krass, ich bin einen Tag hier und fange schon an, auf Englisch zu denken!
Eine der anderen Freiwilligen kommt aus Österreich und mit ihr hab ich mich jetzt auch schon ab und zu auf Deutsch unterhalten. Ein bisschen Heimat ist also auch noch da. :) Aber ich glaube, mit der Zeit werden wir das nicht mehr tun, weil dann einfach Englisch angesagt ist und wir uns ja auch von den anderen abgrenzen, wenn wir uns in einer Sprache unterhalten, die kein anderer versteht. Also wir reden auch sowieso nur dann deutsch, wenn wir allein sind oder wenn uns gerade das englische Wort nicht einfällt...
Das Haus hat echt ne tolle Lage! Wir sind in London Wappimg, einem kleinen Stadtteil an der Themse. Hier leben viele größtenteils arme Menschen aus Pakistan und Bangladesch, aber auch von anderswo und gleichzeitig viele reiche Banker. Total vielseitig!
Früher war die Gegend mal kriminell, aber jetzt hat sich das gelegt... seit die Reichen hier eingezogen sind. Und außerdem ist es sehr ruhig! Dave hat mir erzählt, dass es hier eher wie in einem Dorf ist und man gar nicht bemerkt, dass man sich mitten in London befindet! Das finde ich sehr toll!
Ich glaube, ich werde es hier lieben! Zum Stadtzentrum ist es auch nicht weit und wir haben auch gleich alle wichtigen Läden und Pubs und ne Apotheke und alles Notwendige gleich um die Ecke...
Das Haus, in dem ich wohne und arbeite, mein neues Zuhause!!, ist sehr gemütlich eingerichtet, also gut zum Wohlfühlen! Und ich freue mich besonders über die "Staff only"-Schilder an den Türen, weil ich zum Staff gehöre und diese Türen für mich nicht mehr Tabu sind, wie es früher immer war. Ich gehöre dazu, ich bin wichtig ;) das ist cool!
Also ich hoffe mal, dass alles so schön und entspannt und interessant und witzig weitergeht!
Looking forward to everything that will happen during the next time!