El Referéndum
Der 1. Oktober - Was wird sich verändern?
Heute ist nun endlich der große Tag für alle Katalonier gekommen, denn genau an diesem 1. Oktober wird nun über das Referendum abgestimmt, das schon seit fast einem Monat das wichtigste Thema für die Menschen hier ist. Die Stimmung hat sich im ganzen Land in den letzten Wochen immer mehr zugespitzt und wir sind alle sehr gespannt auf den Ausgang des heutigen Tages. Fast alle meiner Arbeitskollegen sind schon gestern nach Barcelona gefahren, um sich heute für ihre Überzeugung und ihr Land einsetzen zu können. Ich freue mich schon sehr auf die morgigen Berichte und den weiteren Verlauf dieser Angelegenheit.
Dabei begann meine Woche eigentlich ziemlich ruhig, bei einem entspannten Arbeitstag und ein wenig spanisch lernen, während meiner Mittagspause. Da wir am Abend unseren ersten Katalankurs haben sollten, fuhren Marie und ich auch gar nicht erst zur Wohnung, sondern nutzten die Zeit bis zum Beginn, um noch schnell einige Sachen mit Alba zu klären bzw. einige kleine Besorgungen zu machen. Im Vergleich zu unserem Spanischunterricht, an dem wir nur zu viert teilnehmen, gestaltete sich die Gruppe doch ein kleeein wenig größer als erwartet mit ca. 30 Personen. Da viele der Teilnehmer ausschließlich arabisch sprechen, verläuft der ganze Kurs leider sehr langsam, und wir überlegen momentan doch noch in den nächst höheren zu wechseln. Dennoch macht es uns allen viel Spaß auch gleich noch eine neue Sprache zu lernen, und damit auch endlich mal mehr als ein "Hola!" zu verstehen. Allerdings ist es im Moment noch ein ziemliches Durcheinander für uns, gleich 2 Sprachen zu lernen, die sich auch noch in gewissen Dingen sehr ähnlich sind. Doch wir hoffen einfach Mal, dass sich mit der Zeit alles entfitzt.
Am Dienstag erwartete uns dann ein abwechslungsreicher Tag mit der Besichtigung verschiedener Zentren, die zu der Ampans Organisation gehören. Zunächst lernten wir das "Canonge" kennen, indem wir uns, nach typisch spanischen 30 min. Wartezeit, mit 2 Koordinatoren und 2 Mädchen aus Serbien trafen, die hier für 2 Wochen im Rahmen ihres Studiums "Social education" ein Praktikum machen. Das "Canonge" ist ein Restaurant von Ampans, indem die Behinderten für die Zubereitung der Speisen verantwortlich sind, sowie verschiedene Desserts herstellen oder am Verkauf und Service beteiligt sind. Daneben befindet sich auch ein kleiner Shop, wo selbst hergestellte Dekorationsartikel verkauft werden, die liebevoll aus Pappe, Holz oder Papier produziert werden.
Als Nächstes besuchten wir ein Centre, indem Kinder nach der Schule betreut werden, die zum Teil eine sehr starke Behinderung haben. Die Villa wurde von einem ehemaligen Arzt an die Organisation nach seinem Ableben gespendet und bietet nun mit vielen großen Zimmern und einem riesigen Garten inklusive Swimmingpool viel Platz für Therapien und individuelle Betreuung.
Unser nächster Halt war der Garten in Santpedor, in dem, ähnlich einem großen Baumarkt, alles von Topfpflanzen über Werkzeuge bis zu Deko Artikeln, die hauptsächlich selbst prodzuiert werden, gekauft werden kann.
Unser Weg führte uns danach zu einem weiteren "occupational centre", einem wunderschönen Haus mit blauen Fensterläden, in dem die Menschen in sehr modernen Wohnungen untergebracht und tagsüber mit der Herstellung von Inneneinrichtungsgegenständen beschäftigt sind.
Der letzte Stop war das traumhafte "Urpina Centre". Zwischen weiten Weinbergen trohnt die Anlage auf einem Hügel, wo einst nur eine Familie mit 2 behinderten Söhnen wohnte. Diese stellten dann Ampans das Areal zu Verfügung, woraufhin ein großes Haus, sowie eine Käserei dazugebaut wurde. In dieser stellen die Bewohner heute unzählige verschiedene Käsesorten aus Kuh-, Schafs-, Ziegen- und Büffelmilch her. Nachdem wir alles besichtigt hatten, brachte uns auch schon eine der Koordinatorinnen zurück nach Manresa, wo wir uns noch lange beim Abendessen über die Vielfältigkeit der Projekte und Zentren, die von Ampans geleitet werden, unterhielten.
Am Mittwochmorgen kamen wir nach dem Spanischunterricht und einem Besuch bei der Bank, erst pünktklich zur Mittagspause auf Arbeit an. Während der Hofaufsicht verabschiedeten wir eine Kollegin, die in den nächsten Tagen ihre neue Arbeitsstelle an einer Schule für behinderte Kinder antreten wird und stellten schließlich bei der sogenannten "Arbeit" weitere Wachsmalstiftsets her, die anschließend zugeklept, verpackt und an das Unternehmen zurückgeschickt werden. Nach weiteren 2h Katalan verabschiedeten wir uns noch von den anderen Freiwilligen an ihrer Wohnung und fielen nach einem langen Tag müde ins Bett.
Da Marie an diesem Morgen noch einmal zur Bank musste, stöpselte ich kurzerhand meine Kopfhörer ein und lief mit Txarango auf den Ohren zur Bushaltestelle. Auf Arbeit angekommen, ging es auch gleich wieder zurück nach Manresa, wo wir aufgrund des kalten Wetters nach langem Suchen endlich ein Café fanden, indem genügend freie Plätze für unsere 10 Mann starke Gruppe war. Bei leckeren Empanadas, Schokocroissants und Milchkaffee unterhielt ich mich lange mit der Betreuerin Judit bzw. mit einem der "Kinder" Julia, die mir von ihrem Wochenende berichtete und schaute den Angestellten des Cafés beim Kekse bemalen zu. Nach einem kurzen Besuch bei Mango fuhren wir auch schon zum Mittagessen zurück, dass ich mir bei paniertem Fisch und Risotto schmecken ließ. Da Marie an diesem Tag mit ihrem Centre nach Barcelona in den Zoo gefahren war, lernte ich auf dem Rückweg zur Wohnung ein wenig Spanisch und freute mich schon auf das gemeinsame Volleyballtraining am Abend. Dort angekommen, erwartete mich nämlich auch schon das von zuhause verschickte Paket, welches Alba dort für mich abgegeben hatte. Mit Knieschonern und richtigen Hallenschuhen lief das Training dann super und ich auch endlich nicht mehr Gefahr, meinen Knien bei einem Hechter nach dem immer kürzer werdenden Ball, durch den rettenden Sprung, schmerzhaften Verbrennungen zu unterziehen.
Während Marie zurück in der Wohnung noch schnell versuchte, mehr schlecht als recht in unserem "super" Ofen einen Kuchen für eine Arbeitskollegin zu backen, die sie am morgigen Tag verabschieden würde, nutzte ich die Zeit um mein riesiges Paket in Ruhe und voller Vorfreude auszupacken. Selbstverständlich hatten meine lieben Eltern und Großeltern viel mehr als eigendlich vereinbart hineingepackt und so nahm ich hellauf begeistert eine um die andere Überraschung aus der Box. Ach wie schön ist es doch eine Familie zu haben, die genau weiß, was du noch brauchst oder einfach gern hast, ohne das man es sagen muss!
Am Freitagmorgen quälten wir uns dann beide nach dem gestrigen seehr langen, aber schönen Abend aus den Betten, um doch noch rechtzeitig zu Arbeit zu kommen, wo ich erneut beim Basteln und Malen meine Kreativität so richtig ausleben konnte. Dank einem großen Teller Nudeln und Tortilla wurde ich dann um die Mittagszeit rum, wieder wach und lernte bei der Hofaufsicht "Monset", eine weitere Betreuerin kennen, die sogar in meiner Straße, hier in Manresa wohnt. Nach einer schweißtreibenden Trekking Tour gemeinsam mit einer anderen Gruppe fuhr ich nach der Arbeit allein mit dem Bus zurück, da Marie noch den letzten Arbeitstag mit ihrer Kollegin verbrachte.
Den Samstag sollten wir schließlich auch schon früh beginnen, da uns Gloria gegen 8 Uhr 30 zum "Festa de la Verema" abholen würde. Dieses fand in dem bereits erwähnten Urpina Centre statt, wo uns bei unserer Ankunft aufgebaute Spiele für die Kinder, sowie kleine Verkaufsstände erwarteten. Für die später ankommenden Radfahrer und Wanderer bereiteten wir traditionell Baguette mit Tomatensauce und Würsten vor, die diese dann auch mit einem Getränk oder Kaffee genossen. Glücklicherweise durften wir auch 2 Sorten Käse aus der Käserei probieren, der wirklich unbeschreiblich lecker ist.
Nachdem wir uns dann auch selbst gestärkt hatten, bereiteten wir Freiwilligen gemeinsam mit einigen Betreuern das Mittagessen vor. Als Vorspeise garnierten wir Salat mit Thunfisch, Oliven und Erdbeeren und schnitten Kuchen zum Dessert, welcher im Canonge eigens hergestellt wurde. Begeistert sah ich dann bei der Zubereitung der Paella in einer riesigen Pfanne zu, die wir nachher genüsslich verspeisten. Bis auf Marie, die sich mit dem Meeresgetier noch nicht so angefreundet hat.
Nun meine Lieben könnt ihr euch sicher denken, dass der Sonntag für mich wieder einmal zu einem Chillsonntag geworden ist, der nach einer kleinen Beautybehandlung, Spanisch lernen, Essen, Blog schreiben und ausmalen dann noch von einem leckeren Abendessen abgerundet wird. Morgen erwarten mich dann hoffentlich die neuesten Nachrichten über das Referendum aus erster Hand, worüber ich euch natürlich auch weiterhin auf dem Laufenden halten werde.
Mein Lied der Woche:
Just the way you are - Bruno Mars