Eine Woche voller Erlebnisse
Meine erste Woche hier in Frankreich liegt jetzt hinter mir und es ist einfach eine ganze Menge passiert. Aber lest selbst...
Die erste Woche meines EFD ist nun schon rum und es ist unglaublich viel passiert. Aber nun von Anfang
Am 1. Oktober gings also los. Eine 10-stündige Zugfahrt lag vor mir. Von Stuttgart nach Strasbourg von dort weiter nach Lyon und dann nach Aix-en-Provence. Aber es klappte alles mit dem Umsteigen bis auf das ich mit einer halben Stunde Verspätung in Aix-en-Provence ankam. Dort erwartete mich südländisches Flair und es war echt warm und ich viel zu warm angezogen. Schnell fand ich Manu meinen zukünftigen Chef, Veronika meine Mitbewohnerin und Marièlle eine meiner zukünftigen Kollegen, die mich abholten. Mit Bisous wie es in Frankreich eben üblich ist wurde ich herzlich empfangen. Dann waren es noch knapp zwei Stunden Autofahrt bis Digne wo ich nun ein Jahr lebe und arbeite. Aber vor allem Veronika und ich hatten uns viel zu erzählen, da wir uns bis dato ja gar nicht gekannt hatten.
Im Dunkeln kamen wir dann an und bekamen bevor es zur Wohnung ging noch eine kleine Führung durch den accueil de loisirs. Das Haus ist total schön und es gibt einen riesigen Garten. Hier würde ich auch gerne Kind sein.
Dann ging es endlich zu unserer Wohnung. Unser Chef hatte sogar schon ein paar Lebensmittel für uns eingekauft, Handtücher und Bettwäsche. Also ein super Empfang. Dann wurden wir erst mal in unserem neuen zu Hause allein gelassen um uns einzurichten. Wir Veronika und ich hatten uns sowieso auch einiges zu erzählen weil wir uns ja zuvor nicht gekannt hatten. Aber es war schön, dass wir uns einfach auf Deutsch unterhalten konnten. Aber viel ausgepackt habe ich an diesem Abend nicht mehr, weil ich einfach völlig KO war.
Gut ausgeschlafen konnten wir am Dienstag in den Tag starten und für Frühstück war ja auch schon gesorgt. Marièlle holte uns netterweise um kurz vor neun ab um uns den Weg zum centre de loisirs zu zeigen.
Am Dienstag ist immer Vorbereitungstag für Mittwoch, denn nur da kommen die Kinder. Mit Erstaunen stellte ich fest, dass die Kinder in Frankreich bis sie zwölf sind mittwochs gar keine Schule haben.
Also war erst mal Mitarbeiterbesprechung und ich war völlig damit beschäftigt alles zu verstehen. Gestern war das kein Problem als Manu uns ein paar Dinge erklärt hat, aber wenn mehrere miteinander reden ist es echt einen Herausforderung alles zu verstehen. Aber es geht, sieben Jahre französisch in der Schule zeigen doch ihre Wirkung und ich versteh fast alles.
Dann ging es zum Carrefour (große Supermarktkette in Frankreich) um ein paar Lebensmittel für den morgigen Tag einzukaufen und Vero und ich durften die Gelegenheit nutzen und für uns einzukaufen. Da wir keinen Einkaufszettel geschrieben hatten kauften wir so nach Gefühl ein was wir glaubten zu brauchen. Aber was braucht man wenn man plötzlich seinen eigenen Haushalt hat? Letztendlich waren wir die Woche über noch einige Male einkaufen weil uns so dies und jenes noch einfiel.
Dienstagnachmittag durften wir gleich mal helfen Briocheteig für morgen zu machen. Außerdem fuhren wir zu sechst los um Kartons zum Basteln aufzutreiben. Und unterwegs fingen auf einmal alle an irgendwelche französischen Chansons zu singen und es war echt lustig. Ich find bis jetzt sowieso, dass das ein super Team ist in das wir ja auch herzlich aufgenommen wurden.
Abends schaffte ich es dann endlich meine Sachen voll auszuräumen und mit dem frisch gekauften Pattafix meine Bilder aufzuhängen, damit es wohnlicher wird.
Am Mittwoch fing der Tag dann um 8.15 an. Ich bin jetzt erst mal bis Weihnachten bei den siebenjährigen Kindern. So bis um neun waren dann alle Kinder da und dann wurden die verschiedenen Ateliers an diesem Morgen vorgestellt und die Kinder durften sich raussuchen was sie machen wollte. Ein paar backten mit dem gestern gefertigten Briocheteig kleine Küchlein, andere wurden ein bisschen in den Hip-Hop-Tanz eingeführt und dann waren noch welche bei mir und Fanny um Monster aus Karton zu basteln. Für die Kinder war es gleich selbstverständlich dass ich auch zu den Betreuern gehöre und fragten mich woher ich komme, wann ich auch mal einen eigenen Workshop mit ihnen mache…. Anschließend ging es raus in den Garten für ein Spiel und dann war auch schon bald Zeit fürs Mittagessen. Da es so schön warm war konnten wir sogar draußen essen.
Danach war Mittagspause, dass hieß für die Kinder nicht rumrennen sondern einfach ein Buch lesen oder Brettspiel machen. Zwei Mädels wollten dass ich mit ihnen spiele aber ich kannte das Spiel nicht. Also erklärten sie mir mit Engelsgeduld wie es geht. Total süß die zwei. Nachmittags stand dann noch ein großes Geländespiel auf dem Programm und dann durften die Kids einfach machen was sie wollen. Fanny und ich boten noch Kinderschminken an. Ich hatte so was noch nie zuvor gemacht und musste erst Mal rumprobieren. Aber eigentlich war es dann gar nicht mehr so schwer, weil die meisten Mädchen sowieso als Prinzessin geschminkt werden wollten. Zudem hatten die Kinder meist ziemlich genaue Vorstellungen wie sie es haben wollten und so klappte es ganz gut. Gegen 18.15 wurden auch die letzten Kinder abgeholt und Vero und ich wurden einer Mutter vorgestellt die aus Deutschland kommt.
Eigentlich war ich nun schon völlig geplättet vom Tag aber an diesem Abend musste noch das Programm für alle Mittwoche bis Weihnachten aufgestellt werden. Aber eigentlich ging es recht schnell und ich konnte auch ein paar Ideen beisteuern auch wenn es nicht immer ganz einfach war zu erklären was ich machen will.
Aber dann war ich echt total KO. Es ist wirklich anstrengend, wenn man den ganzen Tag versuchen muss zu verstehen und dann auch noch so viele Kinder um einen sind. Aber es ist auch einfach wunderschön.
Am Donnerstag waren wir um neun mit der Sekretärin Sylvie die ersten die da waren. Deutsche Pünktlichkeit eben Der Rest trudelte dann so nach und nach ein. Dann war wieder erst Besprechung was heute zu tun sei. Zusammen mit Samantha räumten wir zunächst ein paar Bastelsachen auf und schnitten anschließen Flyer zurecht. Da wir immer noch kein Internet zu Hause hatten, durften wir nochmal das im Zentrum nutzen und dann war Mittagspause. Das heißt wir gingen heim kochten uns was und um halb zwei ging es dann weiter im centre de loisirs.
An diesem Nachmittag zogen dann Veronika, Momo, Marièlle, Sebastian und ich los um die Flyer und Plakate in der Stadt in den Geschäften zu verteilen. Im November wird nämlich ein Kinderflohmarkt zugunsten von Unicef veranstaltet. Unterwegs merkten ich dann doch das Digne nicht so groß ist, da wir ein paar Kollegen im Café sitzen sahen und andere noch unterwegs trafen. Als wir fertig waren ließen wir uns auch noch in einem Café nieder. Die sind hier alle wirklich sehr gelassen bei der Arbeit. Dabei kamen wir noch auf Unterschiedliche Redewendungen im Deutschen und Französischen zu sprechen. Etwa, dass man in Deutschland einen Frosch im Hals hat und in Frankreich eine Katze wenn man heiser ist. Oder dass man sich bei uns an den Kopf tippt wenn man meint jemand ist ein bisschen bescheuert und die Franzosen gleich die ganze Hand seitlich am Kopf drehen. (Ich glaub ich werde das mal noch fotografisch inszenieren) Sebastian (der stellvertretende Chef) sah das gleich als Anlass eine ganze Liste für solche Unterschiede im Büro aufzuhängen. Naja und dann gab es nichts mehr zu tun und alle saßen im Büro und warteten darauf, dass es halb fünf wurde um dann auf die Minute genau aufzuspringen und zu gehen. Echt lustig! Pünktlich anfangen ist nicht wichtig aber pünktlich nach Hause gehen unbedingt.
Am Freitag hatten wir dann frei. Wir nutzten die Zeit um erst mal die ganze Wohnung richtig sauber zu machen und auch ein paar Möbel umzustellen. Nachmittags machten wir dann eine ausgiebige Stadttour und gingen in so ziemlich jeden Laden den es gibt und konnten auch nicht wiederstehen beim Bäcker ein süßes Stückle zu kaufen. Die Stadt ist wirklich total schön mit den unterschiedlich hohen provenzalischen Häusern, den schmalen Gässchen und den kleinen Boutiquen. Es sieht schon etwas wild zusammengewürfelt aus nicht so gleichmäßig wie Straßenzüge in deutschen Städten aber genau das macht es so gemütlich. Und dazu noch das warme sonnige Wetter einfach herrlich.
Am Samstag war dann ausnahmsweise morgens ein Treffen im centre de loisirs wegen der bevorstehenden Herbstferien. Heute waren deutlich mehr Animateure da, auch solche die wir noch nicht kannten. Zunächst mal musste ich angestrengt fast zwei Stunden Manu zuhören in denen er uns so grob das Programm erklärte und worauf es zu achten gilt. Es wird wohl ein Zirkusprojekt in der ersten Woche geben und in der zweiten einen aus alt mach neu Tag an dem aus Müll neue Dinge gefertigt werden. Danach planten wir das Programm im Detail für die einzelnen Altersgruppen.
Mit den siebenjährigen veranstalten wir jetzt zum Beispiel noch an einem Tag eine Olympiade. Aber gegen Mittag waren wir dann damit fertig.
Nachmittags mussten Vero und ich mal wieder einkaufen gehen weil uns unter anderem aufgefallen war, dass wir keinen Handfeger besitzen. Außerdem sind wir noch auf der Suche nach einem Bild um die etwas weißen Wände im Wohn-/Esszimmer zu dekorieren. Durch Zufall begegneten wir im Supermarkt Denis einem Studenten aus Marseille, der immer am Wochenende hier ist und etwas deutsch spricht. Er hörte uns halt Deutsch reden und freute sich dann riesig mal wieder seine Deutschkenntnisse hervorzukramen. Später begegneten wir ihm noch dreimal im Ort woraufhin ich ihm meine Handynummer gab und wir uns abends mit ihm und seinem Kumpel trafen. Dabei lernten wir auch noch Studentinnen des IUT kennen. Echt witzig dass wir auf diese Weise mit ein paar Einheimischen Jugendlichen in Kontakt gekommen sind.
Gestern waren wir dann mit ein paar Kollegen zum Champignon sammeln verabredet. Da hier sonst nicht viel los ist für junge Leute ist das wohl so eine Art Hobby hier. Aber von wegen dass wir auf irgendwelchen Wanderwegen unterwegs waren wir gingen einfach querfeldein durch den Wald. Es war echt sehr lustig weil ständig irgendwer an irgendwelchem Gestrüpp hängen blieb. Naja aber Pilze gefunden haben wir letztendlich keine. Aber die schöne Aussicht auf die Berge ringsum war auch toll. Da Marièlle noch nach unserer Heizung schauen sollte die wir die Woche nicht ans Laufen gekriegt hatten kamen alle noch mit hoch zu uns. Also nicht das es hier kalt wäre, aber das Haus ist so gut isoliert, dass es oftmals draußen total warm ist, während wir drinnen frieren. Im Sommer ist das bestimmt gut so aber im Moment nicht.
Wir begingen dann noch einen kleinen Fehler als wir ihnen Sprudel zum Trinken anboten weil die meisten hier nur stilles Wasser trinken. Aber gut fürs nächste Mal wissen wir das. Mir ist das auch am Mittwoch aufgefallen, dass die Kinder wenn sie Durst haben auch immer einfach zum Wasserhahn laufen.
Ach ja und dann beschlossen Joan und Julian noch kurzerhand uns Internet und Telefon anzuschließen und so haben wir jetzt endlich Verbindung zur Außenwelt. Juhu!
Wie ihr seht ist die erste Woche über schon eine ganze Menge passiert. Bin schon gespannt was diese Woche so alles passiert. Unter anderem werden wir das Wochenende wahrscheinlich in Marseille verbringen weil unsere Koordinationsorganisation zu einem Pre-On-arrival-Training am Freitag eingeladen hat.
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