Eine Digne-Woche mit kleinen Katastrophen und Ateliers in den Collège von Toulon
Über foliierte Foliengeräte, Wohnungsüberschwemmung und back to School
Also genau genommen war ich ja den Montag noch in Toulon. Vero hatte nämlich keine Zeit den ersten Tag der Ateliers in den Collèges zu machen. Von meiner Koordinationsorganisation aus machen wir dort nämlich über zwei Wochen Ateliers zu vier Sprachen und Ländern Europas um die Schüler für Kultur und Sprache zu sensibilisieren. Ich machte an dem Tag zwei Ateliers und es lief wirklich gut und mir machte es einfach total Spaß vor der Klasse zu stehen. Man merkte auch sichtlich, dass das für die Schüler mal völlig anderer Unterricht war und sie so etwas nicht oft machen. Ich startete zunächst mit Spielen wie Obstsalat und People to People um sie ein paar Worte lernen zu lassen und das ganze aufzulockern. Besonders in der Klasse die keinen Deutschunterricht zuvor hatte war es richtig lustig. Das Quizz danach lief auch richtig gut und alle waren interessiert dabei. Es ging ja auch um coole Sachen wie Erfindungen der Deutschen und natürlich auch Musik und berühmte Bauwerke. Zum Schluss kam dann noch Karaoke, wo ich bei der ersten Klasse leider nicht zu kam weil die Zeit schon rum war obwohl die mega interessiert waren. Tja und die zweite Klasse war da halt ein bisschen schüchtern weil sie ja noch gar kein Deutsch gelernt haben.
Am nächsten Morgen bin ich dann direkt mit dem ersten Bus zurück nach Digne, hab meine Sachen nach Hause gebracht und bin ab ins Centre aéré. Dort bereitete ich alles vor um am nächsten Tag die Ludothèque (Spielebibliothek) zu eröffnen. In der Zwischenzeit sind nämlich immerhin 40 Kinder eingeschrieben und so machte ich für die schon mal Mitgliedskärtchen. Dann wollte ich diese foliieren und da passierte leider eine kleine Katastrophe. Ich legte die Folie falsch herum ein und sie rollte sich schön im Gerät auf. Ich also zu Manu meinem Chef: „J’ai un petit problème!“ . Und das ist schon immer der Moment wo er anfängt zu lachen weil er schon genau weiß dass jetzt wieder irgendeine kuriose Geschichte hinterher kommt. Dann kam noch Seb dazu und meinte das letzte Mal als ihm jemand das Foliergerät kaputt gemacht hat waren das Russen. Was auch immer er damit sagen wollte… Die beiden machten sich dann einen Spaß daraus und machten eine „Operation“. Ich stand ganz zerknirscht daneben und sah zu und Seb meinte nur zu mir du darfst da nicht hinschauen, dass ist zu viel Blut. Naja letztendlich haben sie dann glücklicherweise die Maschine retten können.
Am Mittwoch startete ich dann den ersten Versuch Spiele zu verleihen und gab den Kindern ihre Mitgliedskarten und es klappte wirklich gut. Mal sehen ob sie die Spiele dann auch zurück bringen.
Am Donnerstag legte ich einen Maltag ein und malte am großen Wandbild der Ludothèque weiter. Es war sowieso schlechtes Wetter und so passte das ganz gut. Dann bereitete ich auch noch alles weitere für die Spieleausleihe vor. Tja und dann kam die Sintflut. Es schüttete wie aus Eimern und als ich heim kam, war ich ganz erstaunt, das eine große Pfütze auf dem Tisch war und als ich sie grad aufgewischt hatte war da schon wieder Wasser und da merkte ich, dass wir wohl leider ein undichtes Dach haben. Also habe ich gleich die Hausverwaltung angerufen und denen von dem Problem erzählt und die meinte ja sie schicken dann einen Dachdecker vorbei. Tja mittlerweile sind drei Wochen vergangen und es ist keiner vorbei gekommen. Aber ich denke mir ist ja denen ihr Haus was vergammelt. Im laufe des Abends tropfte es dann auch noch an einer anderen Stelle aber glücklicherweise hörte es irgendwann wieder auf obwohl es draußen weiter regnete. Das Wasser hatte sich wohl einen anderen Weg gesucht. Nun ja und so regnete es die nächsten drei Tage weiter und es tropfte immer mal wieder.
Den Freitag waren Vero und ich dann endlich mal wieder alle beide in Digne und konnten zum Yoga und zum Judo gehen. Das war echt schon seit gut einem Monat nicht mehr vorgekommen weil wir immer unterwegs sind. Lydie, unsere Yogalehrerin freute sich total uns wieder zu sehen und abends beim Yoga trafen wir auch Stephanie mal wieder. Den Samstag haben wir dann aufgrund von Regen daheim verbracht und abends hatten wir noch Fanny und Ghislain eingeladen um den Eurovision Song Contest anzuschauen. Ich muss zwar zugeben, dass die Auftritte dieses Jahr nicht so der Hammer waren aber es war trotzdem ein netter Abend.
Am Sonntag habe ich dann auch ein absolutes Regenprogramm durchgezogen und bin mit Stephanie und ihren Schwestern ins Schwimmbad und danach ins Kino gegangen. So langsam war es dann auch echt genug mit dem Regen und zum Glück war am Montag endlich wieder die Sonne da und ich konnte mit meinen Inlinern raus. Tja und dann bin ich abends wieder nach Marseille gedüst, denn die Woche über habe ich drei Tage lang nochmal die Deutschlandateliers an einem anderen Collège in Toulon gemacht. Das hieß wieder jeden Morgen um halb sieben aufstehen und dann nach Toulon fahren.
Ich merkte schon ganz deutlich den Unterschied zu dem Collège davor, wo mehr so Kinder aus besseren Häusern waren und hier waren halt auch Kinder aus den Banlieue, also aus schlechteren Verhältnissen dabei. Schon allein die Sprachspiele am Anfang waren ein Tohuwabohu, weil sie nicht zuhörten und die Bewegungsspielen sie zu sehr aufwühlten. Im Laufe der Woche habe ich die Zeit mit den Spielen dann auch verkürzt weil es sonst einfach zu Laut wurde. Auch danach bei dem Quiz hielten sich die meisten Klassen nicht an die Regeln schrien immer rein, so dass ich am Schluss keine Mannschaften mehr machte. Das regte sie einfach zu sehr auf. Weil das ganze vorher immer so lange dauerte kam ich meist auch gar nicht mehr zum Karaoke. Also insgesamt gab es auch Klassen wo es richtig toll war aber dann halt auch andere wo es völlig anstrengend war.
Sonst war es wieder witzig in der großen Pistes Solidaires WG zu wohnen wo ich mich wieder super mit allen verstand und wir witzige Gespräche über unsere unterschiedlichen Kulturen hatten.