Ein Koffer voller Erinnerungen, Erfahrungen und ganz viel Gelassenheit
Hier schreibe ich über meine Zeit in Valencia und wie ich ein kleines Stückchen Spanien im Koffer mit nach Hause genommen habe und ein großes Stück Deutschland in Valencia gelassen habe.
Am 21. Februar, als ich nach dem Flug und einer verzweifelten Suche nach einem WG Zimmer das erste Mal durchatmen konnte, schrieb ich in mein Tagebuch über Valencia:
„Es fühlt sich so unrealistisch an, dass diese Stadt ab jetzt für mehrere Monate mein zu Hause sein soll. Hier ist alles so laut, warm, voll und bunt. Aber ich glaube, mir gefällt es hier sehr gut.“
Dann, am Abend vor meinem Abflug nach Hause, hatte ich kaum Zeit in mein Tagebuch zu schreiben. Koffer mussten gepackt, gewogen und wieder umgepackt werden und ich wollte mich noch von meinen Freunden verabschieden. Deshalb schrieb ich an diesem Tag nur drei Sätze in mein Tagebuch:
„Ich kann gar nicht glauben, dass ich morgen schon wieder in Deutschland bin. Ich liebe diese Stadt mit ihren verwinkelten Gassen, den vielen Cafes und Restaurants, dem Meer und dem großen Park. Am liebsten würde ich alles und alle einpacken und mitnehmen.“
Zwischen diesen beiden Einträgen liegen gute vier Monate. Vier Monate voller Sonne, Wärme, Musik, netten Leuten, verschiedenen Sprachen, aber auch voller Herausforderungen und strapazierten Nerven.
Direkt in der ersten Woche war mir klar, dass ich mich Hals über Kopf in die Stadt verliebt habe. Die Altstadt mit ihren engen Gassen und den weiten Plätzen hat mich vom ersten Tag an genauso begeistert wie der lange Turia Park und natürlich der weite Strand. Ich habe ein Stück von mir in Valencia gelassen und genau das macht den Abschied auch so schwer.
Ich habe mich durch den Aufenthalt in Valencia weiterentwickelt. Ich bin selbstbewusster, flexibler und offener geworden. Doch am meisten fallen mir die kleinen Veränderungen auf. Da ist zum Beispiel die spanische Gelassenheit, die sich irgendwie in mein Gepäck geschlichen hat, obwohl ich doch gerade in meiner ersten Zeit von meinen Mitbewohnern als „alemana tipica“ abgestempelt wurde, weil ich immer pünktlich war. Jetzt schaue ich nicht mehr ständig auf die Uhr und lange Schlangen an der Kasse können mich schon gar nicht mehr aus der Ruhe bringen.
Und auch die Positivität der Spanier habe ich mit nach Deutschland gebracht. Kleine Missgeschicke bringen sie wirklich nicht aus der Ruhe. „No pasa nada“, hört man oft. Und das wirkte sich auch auf mich aus. Dauert es etwas länger, bis man auf eine wichtige Email eine Antwort bekommt oder kommt der Zug zu spät: „No pasa nada“. Es gibt Schlimmeres. Außerdem habe ich gelernt wie man Paella kocht, dass man in Valencia bei rot über kleine Ampeln gehen kann, selbst wenn die Polizei zusieht, und dass es so was wie eine Nachtruhe, zumindest in der Innenstadt, nicht wirklich gibt.
Außerdem hat mir der Auslandsaufenthalt auch vor Augen geführt, dass wir alle, egal aus welcher Kultur wir kommen, bestimmte Dinge gemeinsam haben.
In meiner WG habe ich mit jungen Menschen aus Italien, Spanien, England, Guatemala und Südkorea zusammengewohnt. Bei uns herrschte ein Sprachenchaos aus Englisch, Spanisch und Italienisch und trotzdem haben wir uns irgendwie mit Händen und Füßen verständigt und viele lustige und auch ernste Gespräche miteinander geführt.
Dabei ist mir auch immer wieder vor Augen geführt worden, wie gut wir es in Deutschland haben. Meine spanischen Mitbewohner hatten mit der Jugendarbeitslosigkeit in Spanien zu kämpfen und mein Mitbewohner aus Guatemala ist alleine deshalb nach Spanien gegangen, um sich selbst und seiner Familie zu Hause ein besseres Leben zu ermöglichen.
Mittlerweile habe ich mich in Deutschland wieder eingewöhnt. Dennoch vermisse ich viel aus Spanien. Das warme Wetter, aber auch das Gewusel auf den Straßen und die ständig laufende Musik. Natürlich fehlen mir auch meine Mitpraktikanten, unsere gemeinsamen Freistunden im Lehrerzimmer, die vielen Kinder und ihre ersten Deutschversuche und sogar „mein“ Supermarktverkäufer, der extra „hallo“ und „tschüss“ für mich gelernt hat.
Doch zum Glück ist Valencia nur zwei Flugstunden entfernt. Und der nächste Besuch in der Stadt mit den vielen großen Türmen und engen Gassen ist bereits geplant!